Skulptur Heute

Judith Collins. Phaidon.
483 Seiten. 75 Euro


Obwohl Kunsthistoriker und Kuratoren Ernst Gombrichs legendäres Bonmot „Es gibt keine Kunst, es gibt nur Künstler“ gern zitieren, hat es sie selten davon abgehalten, Kunsthistorie in die bekannten Phasen und Ismen zu unterteilen. Umso erfrischender wirkt es da, wenn die ehemalige Seniorkuratorin der Londoner Tate, Judith Collins, eine Geschichte der zeitgenössischen Skulptur schreibt und diese nach Themen wie „seltsame Geschöpfe“, „Erinnerungen“ oder „kurzlebige Effekte“ gliedert.
Als Zwitterwesen zwischen kluger Enzyklopädie und luxuriös ausgestattetem Coffeetable-Book gibt „Skulptur Heute“ dem Leser beides: intellektuelles Input und wunderbare Bildstrecken. Ihre Gedanken zu fast 500 Künstlern und Reflexionen, etwa über die Renaissance der naturalistisch-menschlichen Figur oder die Grenzverwischung zwischen Installation und Plastik, koppelt Collins immer wieder an gesellschaftliche Fragen. Das Resultat ist aufschlussreicher, als es eine konventionelle Geschichte sein könnte.