Kiefer in Corbusier-Kloster

Spiritualität des Betons

Vor mehr als 50 Jahren verbrachte Anselm Kiefer als junger Mann in dem Kloster La Tourette drei Wochen. Jetzt kehrt der Künstler mit einer Ausstellung zurück in den brutalistischen Corbusier-Bau

Die Ausstellung ist eines der Highlights der diesjährigen Biennale von Lyon, Frankreichs bedeutendster Veranstaltung dieser Art. Über 50 internationale Künstler sind in der Rhône-Stadt im Südosten Frankreichs in das bis zum 5. Januar dauernde Event gestartet, das mit seinen Videos und Installationen viel Monumentalismus demonstriert.

In dem von dem schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier Ende der 50er-Jahre entworfenen Kloster bei Lyon, es gilt als zentraler Bau des Brutalismus, sind rund 30 Skulpturen, Installationen und Gemälde von Kiefer zu sehen, darunter auch "Résurrection", Auferstehung. Die eigens für den Sakralbau geschaffene Arbeit stellt verdorrte Sonnenblumen dar, die meterhoch hinter dem Alter der Klosterkirche aus einem Trümmerfeld ragen.

Kiefer (74) hat zu dem Kloster La Tourette, rund 25 Kilometer nordwestlich von Lyon, eine ganz besondere Beziehung. Vor mehr als 50 Jahren verbrachte er dort als junger Mann drei Wochen. Wie Kiefer später selber sagte, habe er in diesem Ort die Spiritualität des Betons wahrgenommen, ein Material, dass in seinem Gesamtwerk eine bedeutende Rolle spielt.

Die Biennale bespielt neben Museen und Kunstzentren auch die ehemaligen Fabrikhallen Fagor-Brandt, in denen einst Kühlschränke und Waschmaschinen hergestellt wurden. Auf 28 000 Quadratmeter Fläche werden dort vor allem XXL-Installationen gezeigt.