Korpys/Löffler auf der Berlin Biennale

Staatstragende Rebellen

Die Künstler Andree Korpys und Markus Löffler setzten sich auf der Berlin Biennale mit den Blockupy-Protesten auseinander

Seit Ende der 80er arbeiten die Bremer Filmemacher Andree Korpys und Markus Löffler als Duo zusammen. Wiederholt haben sie sich mit der Inszenierung von Macht beschäftigt – und mit den Gegenbewegungen: Proteste, Demonstrationen, Blockaden. Im Bunker der Feuerle Collection am Landwehrkanal präsentieren sie eine Videoinstallation aus zwei mit einer Super-8-Kamera gedrehten Filmen. Auf der einen Seite sind Aufnahmen vom 19. März 2015 zu sehen, gefilmt während der Proteste gegen die Europäische Zentralbank in Frankfurt.

Es ist Morgen, die Sonne scheint, Mülleimer und Autos brennen, zugleich herrscht eine gewisse "Ausflugsatmosphäre", so Korpys. Die Kamera nehme die Perspektive eines Flaneurs, weniger die eines Protestierenden ein. Den Bildern von der Straße stellen die Künstler später gemachte Aufnahmen aus dem Inneren des EZB-Gebäudes gegenüber. Konzipiert wurde der Bau ausgerechnet von der 1968 gegründeten Architektengruppe Coop Himmelb(l)au, die mit hippieesken bis radikalen Entwürfen von sich reden machte ("Architektur muss brennen"). Angesichts des EZB-Neubaus konstatierte die "FAZ": "Die Rebellen sind staatstragend geworden."

Der Drehtag war stürmisch. Korpys/Löffler nahmen ein heulendes Geräusch auf, das "wie der Soundeffekt eines Kinderfilms klang". Typisch für ihre Filmarbeiten sind Elemente und Dramaturgien des klassischen Kinos. Diese Mittel spiegeln das Artifizielle sowohl von Machtgesten als auch von Protestritualen. In Ton- und Texteinblendungen zitieren die Künstler sowohl Kommunikationsfragmente des Blockupy-Geschehens als auch Zeilen aus Brechts "Lesebuch für Städtebewohner". Die Projektionen werden mit Spiegeln ergänzt, sodass sich der Betrachter mitten im filmischen Geschehen wähnt. Ob als Zuschauer oder Teilnehmer, auf der einen oder der anderen Seite der Macht – Korpys/Löffler geben keine Position vor.