Führungspersonal gesucht

Welche Stellen in der Kunstwelt gerade frei sind

Das Bauhaus in Dessau sucht einen neuen Direktor oder eine Direktorin
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Das Bauhaus in Dessau sucht einen neuen Direktor oder eine Direktorin

In der Museumswelt sind einige Posten frei, und mehrere prominente Ämter sollen in diesem Jahr neu besetzt werden. Eine kleine Übersicht zum Kunst-Stellenmarkt

Bauhaus Dessau: Nach dem Wechsel der ehemaligen Direktorin Claudia Perren an die Hochschule für Gestaltung in Basel sucht die Stiftung Bauhaus eine neue Direktoren oder einen Direktor. Eine erste weltweiten Ausschreibung des Postens blieb erfolglos, nun läuft eine neue Bewerbungsfrist bis zum 31. Januar. Die Anforderungen an den oder die Neue sind hoch. "Der/die Bewerber/in sollte in der Lage sein, das Bauhaus Dessau verantwortungsvoll und kreativ zu führen, in der Öffentlichkeit überzeugend zu vertreten, konstruktiv mit unterschiedlichen Partnern zusammen zu arbeiten und das Bauhaus lokal, bundesweit und international weiterhin in herausragender Weise zu positionieren", heißt es in der Stellenausschreibung auf der Bauhaus-Website. Erwünscht sind unter anderem ein "akademischer Abschluss mit einschlägiger Promotion in den Bereichen Architektur, Kunstgeschichte oder Kulturwissenschaften", nachweislich "mehrjährige Berufserfahrung in der wissenschaftlichen oder kuratorischen Arbeit zum Bauhaus" und möglichst "Erfahrungen in der Leitung und Repräsentanz kultureller oder akademischer Einrichtungen im In- oder Ausland."


Neue Nationalgalerie Berlin: Eine Konsequenz der massiven Kritik an den hyperbürokratischen Strukturen der Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird die Neue Nationalgalerie und ihren personelle Organisation betreffen. Der Posten des ehemaligen Direktors Udo Kittelmann soll nach dessen Abgang dreigeteilt werden. Neue Leitungspositionen gibt es demnach für die Alte Nationalgalerie (mit der Friedrichswerderschen Kirche), für die Neue Nationalgalerie (mit dem künftigen Museum des 20. Jahrhunderts, dem Museum Berggruen und der Sammlung Scharf-Gerstenberg) und für das Museum Hamburger Bahnhof. Damit ist die Zuständigkeit jeweils für die Kunst des 19., 20. und 21. Jahrhunderts aufgeteilt. Laut der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sollen die Stellen ausgeschrieben werden. Von einer Findungskommission ist jedoch nicht die Rede, wie Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr in einem Kommentar im Januarheft bemerkt. "Indizien dafür, dass man hier Museumspersönlichkeiten mit internationalem Renommee holen möchte, gibt es nicht. Erst mal weiterwurschteln, heißt also die Devise."


Guggenheim Museum: Im Oktober 2020 hat Nancy Spector nach 34 Jahren das Guggenheim Museum in New York verlassen und ihren damaligen Posten als Chefkuratorin aufgegeben. Ihr war vorgeworfen worden, ein "Klima des Rassismus" in der Institution zuzulassen. Ein Gutachten sprach sie von dieser Anschuldigung frei, Spector ging trotzdem. Ihre Nachfolge wird keine leichte Aufgabe vorfinden. Die US-Museen sind durch die Corona-Pandemie wirtschaftlich gebeutelt, und viele Aktivistinnen und Aktivisten zweifeln die von Weißen geprägte Konzept Museum an sich an, weil sie auf rassistischen Strukturen basiere. Kuratorin sein heißt nicht mehr nur gute Ausstellungen zusammenzustellen, sondern beinhaltet zunehmend den Anspruch, sich mit einer Institution gesellschaftlich zu positionieren.


Deutscher Pavillon für die Venedig-Biennale: Wahrscheinlich ist es einer der begehrtesten, aber auch meistgefürchteten Jobs in der hiesigen Kunstszene: die Gestaltung des deutschen Pavillons auf der Kunstbiennale in Venedig. Für die nächste, auf 2022 verschobene Ausgabe gibt es mit Yilmaz Dziewior vom Kölner Museum Ludwig schon einen Kurator, aber noch keine Künstlernamen. Diese werden im Laufe des Jahres bekannt gegeben. Bewerbungen auf den prestigeträchtigen Posten sind jedoch eher schwierig. Don't call us, we call you.


Ludwig Stiftung Aachen: Nachdem die ehemalige Vorsitzende Brigitte Franzen die Leitung des Frankfurter Senckenberg-Museums für Naturkunde  übernommen und sozusagen Kunst gegen Dinosaurier getauscht hat, sucht die Ludwig Stiftung in Aachen eine neue Führungspersönlichkeit. Verantwortlich wäre diese für die Sammlung des Industriellenpaars Peter und Irene Ludwig, die seit den späten 60er-Jahren hochkarätige Werke der Nachkriegsmoderne zusammentrugen. Die Sammlung verteilt sich als Schenkungen und Leihgaben international auf 28 Museen in öffentlicher Trägerschaft. Darunter ist auch das Ludwig Forum in Aachen, das ebenfalls nach dem Weggang von Andreas Beitin ans Kunstmuseum Wolfsburg eine neue Leitung sucht.


Museum Morsbroich in Leverkusen: Schon länger direktorenlos ist das Museum Morsbroich in Leverkusen. 2018 verließ der letzte Inhaber dieses Amtes Markus Heinzelmann das Haus, ein designierter Nachfolger soll vor Amtsantritt abgesagt haben. Nun wird immer noch nach einer Leitung gesucht, wie das Museum bestätigt. Das Haus hat eine lange Tradition (es wurde 1951 als erste Neugründung eines Museums für Gegenwartskunst in der jungen Bundesrepublik Deutschland eröffnet) und genießt hohes Ansehen, geriet zwischenzeitlich jedoch in eine existenzbedrohende finanzielle Krise. 2021 stehr in Leverkusen einiges. Beispielsweise ist das Museum Morsbroich Teil des Beuys-Jahres zum 100. Geburtstag und soll Ende März die Ausstellung "Der Katalysator. Joseph Beuys und Demokratie heute" eröffnen. 


Neues Museum Nürnberg: Die ehemalige Leiterin des Neuen Museums Nürnberg, Eva Kraus, wechselte im Sommer 2020 als Nachfolger von Rein Wolfs an die Bundeskunsthalle in Bonn. Seitdem steht auf der Website des Hauses unter dem Titel Direktor das Kürzel "N.N.". Mögliche Kandidatinnen oder Kandidaten erwartet ein Haus mit spektakulärer Architektur von Volker Staab und zukunftsweisendem Programm. Beispielsweise wurde im Laufe des gut 20-jährigen Bestehens die Trennung zwischen den Disziplinen Kunst und Design immer weiter aufgehoben. Eva Kraus war es zudem wichtig, auch Tanz, Theater, Musik, Mode und Gaming im Programm zu haben. Verschlossen für neue Ideen ist man in Nürnberg also offenbar nicht.