Blick in die Unendlichkeit

Sternstunden

Der Physik-Nobelpreis geht in diesem Jahr an drei Forscher, die unser Bild vom Universum revolutioniert haben. Dabei geht es ihnen wie Künstlern: Sie müssen etwas darstellen, was unbegreifbar ist  

Wenn jedes Jahr im Oktober die Wissenschafts-Nobelpreise bekannt gegeben werden, bekommt die Mehrheit der Menschen irgendwie ein Gefühl dafür, dass etwas Bahnbrechendes geleistet wurde. So richtig verstehen tun es aber die wenigsten. So wie beim Physik-Nobelpreis, der am gestrigen Dienstag an den Kanadier James Peebles und die Schweizer Diedier Queloz und Michel Mayor vergeben wurde. Also braucht es Bilder, um einen Eindruck von der wissenschaftlichen Sternstunde zu bekommen. 

Um zu erklären, was das Trio herausgefunden hat, kursiert unter anderem die Darstellung des Exoplaneten 51 Pegasi b, der sich ungefähr 50 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild des Pegasus befindet, und den Queloz und Mayor bereits 1995 entdeckt haben. Der Himmelskörper, der auf der Darstellung wie ein braun melierter Halbmond aussieht, war eine Revolution. Seine Existenz belegt, dass es auch in anderen Sonnensystemen Planeten gibt, die andere Sonnen umkreisen. Poetisch gesehen haben die beiden unsere Erde und die menschliche Existenz damit ein ganzes Stück winziger und unbedeutender gemacht. James Peebles hat sich darüber hinaus vor allem mit der Existenz dunkler Materie beschäftigt. Noch so ein Thema, das sich schwer visuell vermitteln lässt. Wie will man das absloute Nichts darstellen, das gleichzeitig Alles ist?

Die geehrten Physiker haben einen Blick in die Unendlichkeit geworfen, deren Erforschung Künstler schon seit Jahrhunderten umtreibt. Sie haben etwas verstanden, was sie nicht in ihrer ganzen Komplexität vermitteln können, und greifen deshalb auf vereinfachende Bilder zurück. Hinter den Darstellungen vom Universum steckt viel mehr, was wir nicht begreifen. Da geht es den Astronomen also wie den Künstlern.