Mode-Kunst-Festival "Strike A Pose"

Ein Hauch Bauhaus, ein Hauch SM

Mode und Kunst haben sich mit dem Festival "Strike a Pose" in Düsseldorf wieder einmal ihre Liebe gestanden. Zu sehen gab es subtile Symbiosen und weniger subtile Werbeflächen

Seit der Moderne ziehen sich Kunst und Mode wechselseitig an. "Mode soll leben – Kunst soll untergehen!", proklamierte gar der Surrealist Max Ernst 1920 im Titel seiner Lithografien-Mappe "Fiat modes pereat ars". Zu einem wirklichen Wettstreit war es nach dieser selbstzerstörerischen Geste natürlich nie gekommen. Bis heute überwiegt der Dialog, und den hat am vergangenen Wochenende in Düsseldorf zum ersten Mal das Mode-Kunst-Festival "Strike a Pose" gelebt, im Museum K21 als Zentrum, in Galerien und an anderen Standorten, flankiert von einem Symposium, das sich um die Frage drehte, wie die Textilindustrie ihre Umweltverträglichkeit optimieren könnte.   
                                    
Wer sich etwa schon immer in eine Bekenner-Montur seiner Lieblingskünstler hüllen wollte, könnte dies beim Kölner Label Speaking Garments tun, das Unikate in streng limitierter Stückzahl produziert. Da wäre der Unisex-Maxi-Mantel mit Kapuze, der farbintensive Holzschnitt-Motive der Kölner Gert und Uwe Tobias anpreist. Am vollgestopften Stand an der luftig-monumentalen Piazza des K21 fanden sich auch handgenähte Sweatshirts und T-Shirts, die in Kooperation mit Michail Pirgelis entstanden sind. Interessenten bekommen bei Bestellung ein nummeriertes und vom Künstler signiertes Zertifikat, das auf einem Jokerblatt aus Pirgelis’ Flugzeug-Spielkartensammlung gedruckt ist.

Die in Südafrika lebende Gerda Scheepers studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Rosemarie Trockel. In Zusammenarbeit mit Balenciaga entstanden für die Galerie ak contemporary experimentierfreudige Skulpturen. Auf der Andeutung eines Laufstegs versuchten sie sich am Doppelleben aus mobilen Design-Elementen und disparaten Textilstücken, die erst in eine tragbare Form gebracht werden müssten. Weniger uneindeutig gab sich Julia Scher, Professorin an der Kölner Kunsthochschule für Medien, mit ihrer von der Kölner Galerie Drei initiierten Variation von Tracey Emins "My Bed". Statt Zigarettenstummel und Kondomen stieß man auf Unterwäsche des Kooperationslabels Opaak, ein i-Pad, SM-Utensilien und Öffentlichkeit garantierende Kameras, bei denen man nicht wusste, ob sie zur Überwachung oder Luststeigerung dienen sollten.

Das Fremde willkommen heißen

Für eine subtilere Art der Symbiose standen im Auftrag der Kölner Galerie Nagel & Draxler die "Wardrobe Pictures" von Mirjam Thomann und Jan Timme, praktische Bilderattrappen aus Bekleidungsstoffen und Haken, die alternativ auch als Garderobe eine gute Figur machten. Nicht wenige Mode-Vertreter kamen ohne Kooperationspartner aus und nutzten die interdisziplinäre Bühne schlicht als Werbefläche, wie der Kölner Designer und Artdirector Mike Meiré mit seinem Label (P)Leisure Industries, das mit einer im edlen Schwarz-Weiß-Look gehaltenen Installation zeitgleich Rassismus anprangerte und die Marke Bauhaus feierte.

Dominierten im Festivalzentrum Kölner und Bonner Galerien, zeigten die Düsseldorfer Teilnehmer ihre Fusionen in den eigenen Räumen, etwa bei Cosar HMT, wo die Modedesignerin Marion Strehlow mit ihren Entwürfen in der laufende Ausstellung von Erica Hock für Verwirrung sorgte. Regelrecht auf die Füße getreten sind sich Künstlerin Agnes Lux und Stephanie Hahn vom Label 22/4_Hommes_Femmes unter dem Kooperationstitel "Connect I Cut". Das Duo bearbeitete Stoffbahnen abwechselnd mit Ölfarbe und Schnitten so lange, bis die Handschriften in einer dualen Neuschöpfung stimmig ineinandergriffen - das Fremde mehr willkommen heißen kann man wohl nicht.