Basquiat-Cover der Strokes

Geniestreich

Auf dem Cover des neuen Strokes-Albums: Jean-Michel Basquiats "Bird on Money" aus dem Jahr 1981 
Foto: Promo

Auf dem Cover des neuen Strokes-Albums: Jean-Michel Basquiats "Bird on Money" aus dem Jahr 1981 

 

The Strokes sind wieder da: Im April erscheint das neue Album der kunstaffinen New Yorker Band. Fürs Cover haben die Musiker ein Bild von Jean-Michel Basquiat ausgewählt

Ohne große Vorwarnung haben The Strokes ein exklusives Konzert in Berlin gegeben und ein neues Album angekündigt. In der ausverkauften Columbiahalle spielten sich die New Yorker am Valentinstag durch ihr Repertoire und neue Stücke. Erst zehn Tage vor dem Konzert in Berlin konnten Fans Karten kaufen, die dann laut Veranstalter innerhalb von Minuten vergriffen waren. Noch am gleichen Tag wurde auf diversen Ticketbörsen mindestens das Doppelte des Einkaufspreises verlangt. Verständlich der Andrang, das letzte Hallen-Konzert gab die Band in Deutschland vor knapp 14 Jahren.

"The New Abnormal" soll nun am 10. April erscheinen (Cult/RCA). Es ist das erste Album der Strokes seit sieben Jahren und wurde aufgenommen von Produzent Rick Rubin (Run DMC, Beastie Boys). Für das Cover-Design hat sich die Band eine Künstlerlegende zu Hilfe geholt und benutzt Jean-Michel Basquiats "Bird on Money" aus dem Jahr 1981, das einen abstrahierten Vogel zeigt.

Die Verbindung zwischen den immer betont arty auftretenden Musikern und dem früh verstorbenen Maler und Street-Art-Künstler lässt sich auf verschiedene Weise ziehen. Basquiat hatte Ende der 70er-Jahre selbst eine Band namens Gray, deren Sound man allerdings eher als experimentelles Industrial denn als Indie-Rock'n'Roll bezeichnen kann. Vielleicht wollen sich die Strokes nach einigen Jahren auf dem Musik-Olymp ein wenig Kunst-Beistand einholen und sich ins heruntergekommene, aber legendär kreative New York der 70er- und 80er-Jahre beamen. Weniger money, mehr Experiment und Genie-Aura, die hoffentlich abfärbt. Ein bisschen Retro waren die Strokes schon immer - obwohl sie als weiße Männer aus recht gutem Hause wenig Lebenswelt mit Basquiat teilen, der immer wieder den Rassismus der heute oft verklärten Kunstwelt von damals zu spüren bekam.

"New York City Cops" in echt

Seit ihren Anfängen äußern sich The Strokes dezidiert politisch und unterstützen derzeit den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders. Bei einer Wahlkampfveranstaltung des US-Senator in New Hampshire hatte die Band ihre erste Album-Single "At the Door" vorgestellt. Gegen Ende der Show kam es hier zu einer denkwürdigen Szene: Sänger Julian Casablancas holte während des Songs "New York City Cops" Teile des feiernden Publikums auf die Bühne. Während der entscheidenden Songzeile "New York City Cops, ain’t too smart" stieß Casablancas dann zwischen tanzenden Fans mit echten Polizisten zusammen, die in der Menge offensichtlich für Ruhe sorgen wollten.

Bei einem Gespräch nach dem Konzert in Berlin sagte Casablancas, auf Sanders angesprochen: "Ich glaube, er ist die einzig tragbare Person, der Einzige, dem man vertrauen kann. Er ist nicht Teil des Problems. Die Trennung von Reichtum und Macht ist so etwas wie das Hauptproblem unserer Zeit. Oder der Zukunft, wenn es nicht schon zu spät ist. Und diejenigen, die das nicht sehen, können sich selbst ficken." Diesem Zitat hätte vielleicht auch Jean-Michel Basquiat zugestimmt.