Fotos vom Synchronschwimmen

Abstrakte Kunst im Wasser

Synchronschwimmerinnen werden oft belächelt, erbringen aber Höchstleistungen im Wasser. Der australische Fotograf Brad Walls hat in seiner neuen Serie die Schönheit des akrobatischen Sports eingefangen

Am 2. August beginnen bei den Olympischen Spielen in Tokio die Wettkämpfe im Synchronschwimmen, oder besser "Artistic Swimming", wie die Disziplin inzwischen offiziell heißt. Das abgestimmte und musikuntermalte Turnen im Wasser wird gern belächelt (Stichwort Nasenklammer und Badekappe), ist aber in seiner modernen Form mit akrobatischen Elementen, Hebungen und Würfen aus dem Wasser athletisch extrem anspruchsvoll - und das mit ständiger Luftknappheit. 

Der australische Fotograf Brad Walls wollte in seiner neuen Serie "Water Geomaids" nicht unbedingt die sportlichen, sondern die ästhetischen Qualitäten des Synchronschwimmens in den Fokus rücken. Denn aus der Luft sehen die anmutigen Körper im blauen Poolwasser ein wenig wie abstrakte Gemälde aus. Kunstschwimmen, das wird durch Walls' geometrische Kompositionen deutlich, hat durchaus etwas mit Kunst zu tun. 

Für "Geomaids" arbeitete der Fotograf mit einem Synchronschwimm-Team aus Sydney und dessen Choregrafin Katrina Ann zusammen, die selbst bei Weltmeisterschaften und Commonwealth Games gestartet ist. Für sie war das Shooting eine Möglichkeit, die mit harter Arbeit und ständigem Perfektionsstreben verbundene Disziplin auch einem Publikum außerhalb der Sportwelt näher zu bringen. Basierend auf Zeichnungen, also tatsächlich auf Kunst, entwickelten Walls und Ann die Formationen im Wasser, die dann aus der Luft fotografiert wurden. Wie Brad Walls sagt, war dabei "80 Prozent Planung und 20 Prozent Improvisation". 

Heute wird beim Thema Synchronschwimmen (wie bei vielen anderen Sportarten) auch über Sexismus, obligatorische knappe Outfits für Frauen und Trainingsdrill diskutiert. Bei Olympia können ausschließlich Frauen Medaillen gewinnen, was das "Wasserturnen" von den meisten anderen Disziplinen unterscheidet. Doch das war nicht immer so. Im späten 19. Jahrhundert war Kunstschwimmen eine reine Männersportart. Erst 1907 wurden die ersten Frauenwettkämpfe veranstaltet, nach und nach wurden Männer ganz aus der Sportart verdrängt. Heute gibt es durchaus wieder männliche und gemischte Teams, olympisch ist aber nur das Artistic Swimming für Frauen im Duett und in der Gruppe. 2015 erlaubte der Schwimmverband Fédération Internationale de Natation (FINA) erstmals die Teilnahme von Männern an internationalen Wettbewerben. Das wäre dann vielleicht auch mal eine Fotoserie wert.