Kunst zur Tour de France

Grand Départ

Zum zweiten Mal beginnt die Tour de France in Brüssel. Die belgische Hauptstadt hat sich schön gemacht für den Grand Départ - auch wenn eine zentrale Monumentalskulptur eher wie ein Auffahrunfall aussieht

Verdaut das, Museen dieser Welt: ein "Fahrrad-Rad" auf einem Schemel! An dem ersten Readymade, das Marcel Duchamp 1913 herstellte, kaute das Publikum lange herum: Kann irgendetwas keine Kunst sein, wenn sogar ein Rad diesen Status erlangen kann? Dabei hatte der Franzose zunächst nicht an Provokation gedacht, als er eine Felge auf einem Hocker befestigte: "Es war einfach schön, es in meinem Zimmer zu haben. Es machte Vergnügen durch die Bewegung, wie ein Feuer im Kamin, immer in Bewegung", sagte der Künstler später.

Repliken vom "Fahrrad-Rad" kamen dann doch in die Museen, und das Ur-Readymade wurde nicht nur zur Ikone der Kunstgeschichte, sondern für sehr viele nachfolgende Künstler eine hoffnungsvoll leuchtende flamme rouge: Ermutigung, ihrerseits Fahrräder als künstlerisches Material aufzufassen.

In Brüssel beginnt am heutigen Samstag die 106. Tour de France. Belgiens Hauptstadt hat sich dafür schön gemacht, selbst das Manneken Pis trägt ein Gelbes Trikot. Der Künstler Xavier Mineur hat am Mont des Arts einen 14 Meter breiten und acht Meter hohen Bogen aus zusammengesteckten Fahrrädern gebaut, der ein bisschen an eine von Ai Weiweis berühmten Skulpturen aus gestapelten Rädern erinnert.

Während der chinesische Künstler mit seinen Werken wie so oft von der Massenproduktion in seinem Heimatland erzählt, sieht Mineurs Brüsseler Werk eher wie ein Auffahrunfall aus: Als wolle er nicht nur dem Profiradsport, der sich durch Drogenskandale selbst zerlegt hat, ein Denkmal setzen, sondern auch der verfehlten Verkehrspolitik in vielen europäischen Städten, in denen Radfahrer nach wie vor gefährlich leben.

Der Sieger der Tour steht am 28. Juli fest, Xavier Mineurs triumphloser Triumphbogen ist noch bis zum 20. August zu sehen.