Videoprojektion von Trisha Baga

Das Weiße Haus von Kassel

Pünktlich zur US-Wahl erleuchtete die Künstlerin Trisha Baga das Fridericianum in Kassel mit Bildern aus Trumps Amtszeit. Die Videoinstallation "Hope" zeigt dystopische Szenen, weckt aber auch Hoffnung auf das Kommende

Eine dystopische Welt gebannt auf das Fridericianum in Kassel. Bilder von Zeitungsschlagzeilen überlagern sich mit 20-Dollar-Noten, überlebensgroßen Schnecken und Videoaufnahmen von Waldbränden. Was die in New York lebende Künstlerin Trisha Baga (geboren 1985 in Venice, Florida) hier in einer Videoinstallation auf die Fassade des Ausstellungshauses bannte, mutet an wie eine düstere Zukunftsvision, aus der aber doch eine Ahnung von Neuem scheint. Die Videoinstallation "Hope" die vom gestrigen Dienstagabend bis zum heutigen Mittwochmorgen auf die Fassade des Fridericianums geworfen wurde, reflektiert die aktuelle Weltlage und die Wahlen in den USA. Die Installation konnte auch per Live-Stream über die Seite des Museums verfolgt werden.

Der Beginn der über elf Stunden abgespielten Videoschleife zeigt die Künstlerin selbst, wie sie ganz biblisch ein Tonmodell des Weißen Hauses formt. Die architektonische Ähnlichkeit zwischen dem Amtssitz der US-Präsidenten und des klassizistischen Fridericianums war einer der Ausgangspunkte des Projekts. In den darauffolgenden Szenen blitzen Zitate aus Trumps Amtzeit auf: eine Dose Goya Frijoles, die Gegenstand eines Streits zwischen Republikanern und Demokraten wurde, eine Duracell-Batterie, Nachrichtensendungen, Szenen der Gewalt gegen Demonstrierende. Ein an einen Suchscheinwerfer erinnernder Spot streift über die Fassade, fast zögerlich, als fürchte er, was als Nächstes aufgedeckt wird.

Das Werk "Hope" soll einen Appell zur Hoffnung und zum Handeln darstellen, jedoch kann es nicht in eine einzelne Argumentation eingefasst werden. Ein Bild der Installation zeigt passend zum mehrdeutigen Titel Hope Hicks, die Politikberaterin Trumps die im Oktober 2020 positiv auf Covid-19 getestet wurde. Bilder vom Corona-Virus verwandeln sich in Szenen eines Waldbrandes, die Wörter "I cant breathe", wie sie George Floyd immer wieder hervorbrachte, während ein Polizist auf seinem Nacken kniete, liefen über das Fridericianum und gingen in den Ruinen des abgebrannten Tonmodells auf.

Und dann ging es wieder von vorn los - aber was bleibt nach Trisha Bagas "Hope"? Die Hoffnung auf Veränderung? Auch wenn zum Ende der Projektion noch unklar war, wer der nächste US-Präsident sein wird: In den letzten Szenen der Arbeit sprießen zumindest kleine grüne Pflänzchen aus dem Boden.