Verleihung in Margate

Überraschung beim Turner Prize: Nominierte teilen sich die Auszeichnung

Der renommierte Turner-Prize geht in diesem Jahr erstmals an vier Künstlerinnen und Künstler gemeinsam. Oscar Murillo, Tai Shani, Lawrence Abu Hamdan und Helen Cammock nahmen die Auszeichnung als Kollektiv entgegen

Premiere beim renommierten britischen Turner Prize: Zum ersten Mal in ihrer Geschichte wird die Auszeichnung an alle vier Nominierten vergeben. Wie am Dienstagabend bei der Preisverleihung in Margate verkündet wurde, nehmen Lawrence Abu Hamdan, Tai Shani, Oscar Murillo und Helen Cammock die Trophäe als Kollektiv entgegen. Nach Angaben der Jury hätten die Künstlerinnen und Künstler einen Appell für Gemeinschaft, Vielfalt und Solidarität an sie gerichtet, dem die Juroren gern nachgekommen seien. 

In einem Brief schrieben die vier Künstler, die sich nach Angaben des "Guardian" vorher nie getroffen hatten: "In einer Zeit, in der uns bereits so viel trennt und isoliert, fühlen wir eine starke Motivation, den Preis als Gelegenheit für ein gemeinschaftliches, pluralistisches und solidarisches Statement zu nutzen - in der Kunst und in der Gesellschaft."

Die Nominierten hätten der Jury mit ihrer Bitte eine Menge zu denken gegeben, sagte der Vorsitzende und Direktor der Tate Britain, Alex Farquharson. Aber es sei "sehr im Geiste des Werkes dieser Künstler, Konventionen herauszufordern, polarisierten Weltsichten zu widerstehen und andere Stimmen zu vertreten".

Preisgeld wird durch vier geteilt

Die Shorlist des diesjährigen Preises gilt als eine der politischsten aller Zeiten. Alle Nominierten beschäftigen sich mit Themen wie Marginalisierung, Unterdrückung und ungleichen Geschlechterverhältnissen. Lawrence Abu Hamdan, der sich mit Sound als Beweismittel bei Menschenrechtsverletzungen beschäftigt, arbeitet mit dem Kollektiv Forensic Architecture zusammen, das im vergangenen Jahr für den Turner Prize nominiert war.

Die Auszeichnung gilt als eine der wichtigsten der Kunstwelt und ist nach dem englischen Maler William Turner (1775-1851) benannt. Er wird seit 1984 an Künstlerinnen und Künstler vergeben, die entweder in Großbritannien leben und arbeiten oder dort geboren sind. Das Preisgeld für den Gewinner beträgt normalerweise 25.000 Pfund (etwa 28.000 Euro). Die anderen Nominierten bekommen dann jeweils 5.000 Pfund. Nun wird die Gesamtsumme von 40.000 Pfund durch vier geteilt.

Die Vergabe der Auszeichnung wird von der Londoner Tate Gallery organisiert. Im vergangenen Jahr hatte Charlotte Prodger den Turner-Preis bekommen. Sie bespielte auf der Venedig-Biennale 2019 den schottischen Pavillon. Auch Wolfgang Tillmans, Laure Prouvost, Helen Marten, Steve McQueen und Damien Hirst wurden bereits ausgezeichnet.