Umbo in Berlin

Kein anderer ließ die Moderne so gut aussehen

Umbos Bilder sind so etwas wie der Urknall der modernen Fotografie. Der Künstler inszenierte das Bauhaus und die Avantgarde in der Großstadt. Jetzt sind seine Werke in Berlin zu sehen 

Wenn wir uns heute das Bauhaus auch nach dem Jubiläumsjahr noch glamourös und sexy vorstellen und uns ins Avantgarde-Berlin der 20er-Jahre sehnen, dann hat das ziemlich viel mit einem Mann zu tun: Otto Maximilian Umbehr, genannt Umbo (1902 - 1980). Obwohl der Künstler und Fotograf nur zwei Jahre lang am Bauhaus in Weimar bei Johannes Itten studierte, prägt er mit seinen überlieferten Fotoexperimenten bis heute unser schwarz-weißes Bild von wilden, modischen Künstlern, die sich in die Welt, die Arbeit und das Leben werfen.

1923 wurde Umbo wegen Ungehorsams des Bauhauses verwiesen und zog nach Berlin, wo er sich in der blühenden Medienmetropole der 1920er-Jahre anfangs nur mit Mühe und kleinen Aufträgen über Wasser hielt. Auf Anraten seines Bauhaus-Kollegen Paul Citroen gründete er 1926 ein Fotostudio. Ein Jahr später assistierte er bei Walther Ruttmanns wegweisender urbanen Filmcollage "Berlin: Symphonie der Großstadt". Schließlich wurde Umbo einer der gefragtesten Fotografen der Weimarer Republik. Bekannt wurde er für seine expressiven Porträts mit harten Kontrasten sowie seine Reportage-Serien aus der schlaflosen Stadt Berlin. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten arbeitete er für die Fotoagentur Dephot, die den rasant wachsenden Zeitschriftenmarkt bediente und die moderne journalistische Bildsprache prägte. 

Nachlass in Berlin

In der Berlinischen Galerie sind nun über 200 von Umbos Werken von 1926 bis 1956 zu sehen. Die Ausstellung, die zuvor im Sprengel Museum in Hannover zu sehen war, will auch die Jahre der NS-Zeit beleuchten, in denen der Fotograf sein kreatives Umfeld verlor und zum Teil auch Reportage-Aufträge für das Regime annahm. 1945 wurde Umbos Atelier ausgebombt, und er fing mit seiner Frau in Hannover neu an. Erst ab 1970 wurden seine Bilder in einem Kunst-Kontext wiederentdeckt. Heute ist seine Ästhetik praktisch synonym für unsere Vorstellung einer deutschen Moderne, sein Name einem breiten Publikum hingegen immer noch unbekannt. 

Das könnte sich ändern, denn inzwischen ist ein Teil seiner Bilder nach Berlin "heimgekommen". Zusammen mit dem Sprengel Museum Hannover und dem Bauhaus in Dessau hat die Berlinische Galerie 2016 Umbos Nachlass erworben.