Wenn in München der Wind weht, ist er bekanntlich immer viel wärmer als anderswo. Und dieses Mal auch noch länger: Das Kunstwochenende Various Others erstreckt sich im Mai über ganze zehn Tage in Institutionen, Off-Spaces, Galerien und ihren eingeladenen Partnergalerien.
Various Others München schafft einen Dialog zwischen Locals und internationalen Künstlern
Erstmals ist auch der Münchener Neuzugang Kraupa-Tuskany Zeidler dabei und lädt die Galerien Mueller aus Basel sowie Oskar Weiss aus Zürich ein. Im Zentrum ihrer Ausstellung steht die 1955 geborene Schweizer Malerin, Bildhauerin und Post-Punk-Musikerin Klaudia Schifferle. (Kraupa-Tuskany Zeidler, Schellingstraße 48, 80799 München)

Kraupa-Tuskany Zeidler: Klaudia Schifferle "Ohne Titel", aus der Serie "Rainbowpapers", 2022
2023 eröffnete Nouveaux DeuxDeux in der Maxvorstadt mit einem internationalen jungen Programm. Sie sind Gastgeber für die Galerie Elisabeth & Klaus Thoman aus Wien und lassen die poetisch-technoiden Apparaturen von Mona Schulzek und Thomas Feuerstein rattern. (Nouveaux DeuxDeux, Amalienstr. 22 , 80333 München)

Nouveaux Deuxdeux: Mona Schulzek "Extraterrestrial stone (27°57.5’N 21°41.0’E)", 2024
Ein wichtiger junger Akteur in der Kunststadt München ist Max Goelitz, der ein Händchen für avancierte Installationen hat. Diesmal wird ein naturverbundener Akkord von Julius von Bismarck, Anne Duk Hee Jordan und Haroon Mirza angeschlagen, denn Goelitz hat die Berliner Galerie von Alexander Levy eingeladen, der zwei dieser prominenten Künstler vertritt. (Galerie Max Goelitz, Maximilianstraße 35, 80539 München)

Max Goelitz: Julius von Bismarck "We Were All Naked (Elephant Ear)", 2023
Einer der wichtigsten Locals ist Rüdiger Schöttle, unter seinem Dach finden die solidesten Galerieausstellungen der Stadt statt. Diesmal kuratiert die Bildhauerin und Malerin Leiko Ikemura, sie zeigt eigene Werke im Dialog mit architektonischen Arbeiten von Philipp von Matt, Lina Bo Bardi und Álvaro Siza, dazu die Künstler der Galerie Martin Creed und Thomas Struth. (Galerie Rüdiger Schöttle, Amalienstraße 41, 80799 München)

Galerie Rüdiger Schöttle: Leiko Ikemura "Haus-Frau", 1992
Längst eine Institution ist die Galerie von Deborah Schamoni im ruhigen Oberföhring: Mit so avancierten Positionen wie Judith Hopf und Nicole Wermers sowie einem scharfen Blick für Nachwuchskünstlerinnen von Format ist Deborah Schamoni auch eine Anlaufstelle für Kuratoren und Entdeckerinnen, diesmal mit "Sculpture Garden". (Deborah Schamoni, Mauerkircherstraße 186, 81925 München)
![Deborah Schamoni: Maria VMier "Companion in Becoming [BLAU]", 2022](https://assets.monopol-magazin.de/styles/max1560x1150/public/2025-04/02_DS_VO-2025.jpg?itok=rgVxE9XK)
Deborah Schamoni: Maria VMier "Companion in Becoming [BLAU]", 2022
Während Münchens formidable, große, bunte Box Brandhorst museal mit den ganz großen Namen der US-Kunst der 1960er-Jahre aufwartet – Rauschenberg, Johns, Cunningham, Cage, Twombly –, bietet gegenüber der kleine Ausstellungsraum Knust Kunz Editionen von John Cage an. Nebenan zeigt Jo van de Loo Werke von Jan Paul Evers. (Museum Brandhorst, Theresienstraße 35a, 80333 München // Knust Kunz Gallery Editions, Ludwigstraße 7, 80539 München // Jo van de Loo, Theresienstraße 48, 80333 München)
Nir Altman ist auf allen wichtigen Messen vertreten, mit Craig Little und Blake Whitehead zeigt er ein noch relativ junges Duo aus Glasgow, das installativ und skulptural arbeitet. Internationale Gäste haben die alteingesessenen Münchener Galerien Walter Storms (Double Q aus Hongkong) und Jahn und Jahn (Peter Freeman, Inc., New York), und bei Sperling zeigt Pequod Co. aus Mexiko-Stadt. (Nir Altman, Ringseisstraße 4, 80337 München // Walter Storms Galerie, Schellingstraße 48, 80799 München // Jahn und Jahn, Baaderstraße 56b, 80469 München // Sperling, Regerplatz 9, 81541 München)

Sperling: Malte Zenses "Digital collage (Durchhalten galore! Pinturas para perros.)", 2025
Die Idee, sich als Kunststadt eine Dachmarke zu geben, Gäste aus anderen Städten und Ländern einzuladen, ist aufgegangen. Der warme Wind von München muss ein Aufwind sein. Galerien, Artist-run Spaces und die ja ohnehin schon außerordentliche Institutionslandschaft profitieren voneinander: die Etablierten von den Jungen und umgekehrt – und natürlich alle von der Anziehungskraft der Stadt an der Isar im Mai.

Jahn und Jahn: Remi Ajani "Look here", 2024
Various Others Highlights aus den Institutionen
Bayerische Staatsoper: Vorhang auf für Alicja Kwade
Die Bayerische Staatsoper hat eine der wichtigsten deutschen Gegenwartskünstlerinnen engagiert. Die traumwandlerische Oper "Matsukaze" steht auf dem Spielplan, und mit dem Bühnenbild wurde die Künstlerin Alicja Kwade beauftragt. Das Stück stammt aus dem japanischen Nō-Theater und erzählt die tragische Geschichte zweier Schwestern, die sich in denselben Edelmann verliebten und bis über den Tod hinaus Gefangene ihrer Sehnsucht blieben. Das Regieduo Lotte van den Berg und Tobias Staab stellt die Frage nach der Erlösung der Seelen neu. Das Besondere: Man nimmt das Stück nicht wie gewohnt aus dem dunklen Zuschauerraum vom Platz aus wahr, sondern ist eingeladen, sich während des Abends frei durch den Raum zu bewegen.
"Matsukaze" von Toshio Hosokawa, Staatsoper, Utopia. Bayerische Staatsoper, Max-Joseph-Platz 2, 80539 München, Premiere am 3. Mai, weitere Aufführungen: 5., 7., 9., 11. Mai

Werke von Alicja Kwade im Königssaal des Nationaltheaters in München
24 Stunden wach im Bayerischen Hof
Am Eröffnungswochenende wird das berühmte Hotel Bayerischer Hof zum Spielort einer "Unconference". Ein 24-stündiger Marathon aus Musik, Performances, Künstlergesprächen, Konferenzpanels, einem Filmprogramm und ortsspezifischen Interventionen transformiert das Hotel zu einem Ort der Begegnung und des Austauschs. Auch die Monopol-Redaktion ist vor Ort und lädt zur One-Hour-Disco. Außerdem wird ein Panel, moderiert von Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr, der Frage nach den Kunstinstitutionen der Zukunft nachgehen: Wie können Museen gesellschaftliche Relevanz bewahren, Publikum halten und neues erschließen, wenn man gleichzeitig mit immer stärkeren Kürzungen zurechtkommen muss? Es diskutieren Noura Dirani von der Kunsthalle Lübeck, Andrea Lissoni vom Haus der Kunst und Alistair Hudson vom ZKM Karlsruhe. sh
"Unconference", Hotel Bayerischer Hof, Promenadeplatz 2-6, 80333 München, 10. und 11. Mai
