Fund auf Schutthalde

Verschollen geglaubte Bilder zurück in Erfurt

Falko Bornschein, Kunstgutbeauftragter des Bistums Erfurt, erklärt fünf barocke Ölgemälde, die Jahrzehnte als verschollen galten, und nun in der Erfurter Brunnenkirche an das Erfurter Domkapitel übergeben werden
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Falko Bornschein, Kunstgutbeauftragter des Bistums Erfurt, vor den fünf barocken Ölgemälden, die Jahrzehnte als verschollen galten und nun in der Erfurter Brunnenkirche an das Erfurter Domkapitel übergeben werden

Lange rätselte das Bistum Erfurt darüber, wohin historische Ölgemälde aus der Brunnenkirche verschwunden sind. Nun sind die Werke zurück in Erfurt. Es geht dabei nicht nur um mittelalterliche Stadtgeschichte, sondern auch um deutsch-deutsche Vergangenheit

Jahrzehnte lang galten sie als verschollen, nun sind fünf historische Ölgemälde an das Erfurter Domkapitel übergeben worden. Die Witwe des Finders der Bilder, Rita Pierro-Kraus, überreichte dem Weihbischof des Bistums, Reinhard Hauke, die Bilder am Freitag in der Erfurter Brunnenkirche. Auch wenn es sich bei den Werken bei Weitem nicht um Meilensteine der Kunstgeschichte handle: "Für uns sind sie unbezahlbar", sagte der Pressesprecher des Bistums, Peter Weidemann, am Freitag.

Die Bilder hingen einst in der Brunnenkirche. Vermutlich wurden sie im Zuge von Renovierungen zwischen 1954 und 1956 als nicht mehr wertvoll erachtet entsorgt. Der verstorbene Ehemann von Pierro-Kraus, Rüdiger Kraus, hatte die Bilder später auf einer Schutthalde am Dom gefunden.

"Mit Erlaubnis der zuständigen Personen bzw. Obrigkeiten barg und nahm er diese an sich", teilte seine Witwe mit. Kraus zog die sehr in Mitleidenschaft gezogenen Bilder auf Rahmen und nahm sie schließlich mit, als er von der DDR in die BRD für die Familienzusammenführung zog. Im Testament hielt der 1941 geborene und 2019 gestorbene Kraus fest, dass die Bilder zurück ins Bistum kommen sollten. So habe sich Pierro-Kraus zur Überraschung des Bistums dort gemeldet.

Die Gemälde entstanden vermutlich Anfang des 18. Jahrhunderts, erklärte der Kunstgutbeauftragte des Bistums, Falko Bornschein. Der bislang unbekannte Maler sei allerdings kein großer Meister seines Faches gewesen, räumte Bornschein ein. Die Bilder seien aber von kulturhistorischem Wert für die Stadt.

Die Gemälde seien in einem besorgniserregenden Zustand: Sie sind vergilbt und verdunkelt, die Leinwände schlagen Wellen und sind teils zerstört. Etwa 18 000 Euro seien nötig, um alle fünf zu restaurieren. Das Bistum hofft, Spenden dafür sammeln zu können. Die reparierten Bilder sollen dann wieder in der Brunnenkirche aufgehängt werden.