Vier Fragen an: Daniel Buren

 Herr Buren, was brachte Sie zu dieser spektakulären Installation?
Das Gebäude selbst. Es ist asymmetrisch. Die zentrale Achse driftet seitlich nach links ab. Deutlich mache ich das durch die Wand, die ich im Hof des Hôtel Salé ansetze, sie über drei Etagen durchziehen und im Garten wieder einstürzen lasse.

Die mit Farbfolie überspannten Fenster leuchten wie eine Kathedrale. Eine Hommage auf Picassos Werk?
Nein. Mit keinem Gedanken wollte ich Picassos Werk antasten. Das wäre banal, grotesk. Sowie ich es banal und grotesk finde, dass man Künstler heute in Museen einlädt, um in Anlehnung Alter Meister ihre Œuvres zu schaffen. Kunst wird so zur Modeerscheinung. Die Fensterfolien, die ich hier einsetze, sollen bei Sonneneinfall Lichtreflexe in der Halle schaffen und neue Visionen und Emotionen we­cken. Farbe ist für mich jedoch ein neutrales Zeichen, losgelöst von der Malerei. Sie ist lediglich mein Handwerk wie der Pinsel des Malers. Ich verbinde mit Farbe weder eine Symbolik noch eine Theorie.
Sie selbst trafen Picasso mit 17 Jahren in Nizza. Ihr Eindruck?
Ich war überwältigt. Ich brauchte Zeit, um mich von der Wucht und Kraft seines Schaffens wieder zu befreien.

Sie haben Brücken, Plätze und Museen mit Ihren Streifen, Farb- und Lichtkompositionen in Kunstwerke verwandelt. Glauben Sie, dass die Symbiose von Kunst und Architektur Zukunft hat?
Ja, wir brauchen die Architektur wie den Sauerstoff zum Atmen. Ohne Wand kein Gemälde. Ohne Skulptur kein Raum. Ohne Haus keine Existenz. Diese Tat­sache war der Ausgangspunkt meiner Reflexion über Kunst überhaupt. So kam ich früh zu dem Schluss, den Raum in meine Kunst einzubeziehen. Darum wird meine Arbeit nie autonom sein. Meine Werke sind immobil und können nicht wie Bilder am Kunstmarkt gehandelt werden. Sie bleiben, oder sie verschwinden.
Interview: Sigrid von Fischern

Daniel Buren: „La Coupure“, Musée national
Picasso, Paris