California Dreamin

Vier Fragen an Hedi Slimane

„California Dreamin – Myths and Legends of Los Angeles“ ist der Titel der Schau, die Sie  kuratiert haben. Wie fasst die Kunst den kalifornischen Mythos?
Die Kunst blickt hinter die Legenden – es geht in der Schau um die Mechanismen der Mythologie, darum, wie der Mythos Kalifornien gemacht wurde, mit einer recht dunklen, babylonischen Perspektive. Die Kunstszene in Los Angeles war seit den 50er-Jahren, seit den frühen Tagen der Ferus Gallery, stark und bedeutend. Ich wollte die Perspektive von den historischen Figuren wie Ed Ruscha, John Baldessari, Mike Kelley oder Chris Burden bis heute spannen. LAs Kunstszene hat gerade einen wirklich guten Moment, mit jungen Galerien und relevanten neuen Künstlern: Sterling Ruby, Aaron Young, Aaron Curry oder Mark Hagen, eine echte Entdeckung. Hagen ist für mich essenziell für einen neu entstehenden Minimalismus, der das Erbe eines John McCracken aufnimmt.

Los Angeles steht stark unter dem Einfluss von Hollywood und dem Starsystem. Haben Kunst, Mode und Kino hier mehr Berührungspunkte als beispielsweise in Europa?
Absolut. Kunst gebraucht hier oft Hollywood als Material, als einen verzerrten Spiegel der Zeit. Kenneth Anger zum Beispiel, aber nicht nur er: Diese Perspektive auf Hollywood und seine Versprechen ist ein großes Thema.

Sie arbeiten als Modedesigner, Sie sind fasziniert von der Ästhetik des Rock – machen Sie selbst irgendwelche Unterschiede zwischen den Gattungen, oder ist Ihr Werk ein Gesamtkunstwerk?
Ich bin nicht „fasziniert“ von der Ästhetik des Rock, das ist einfach meine eigene und organische Ästhetik, und die definiert natürlich größtenteils mein Werk. Davon abgesehen: Ich mache keine Unterschiede in den kreativen Gattungen. Ich nutze sie alle, um dieselbe Idee zu vermitteln, sie sind nur Konventionen oder Werkzeuge. Ich glaube nicht an Disziplinen, sondern an eine einzige Vision, unabhängig vom Medium. Das ist zwar nichts Neues, aber ich denke, heute ist es verständlicher denn je, mit dem Aufstieg von Internet und Mixed Media.

Ist Kalifornien der Ort Ihrer Träume?
Es ist der Ort, an dem ich zu Hause bin. Dort fühle ich mich am freiesten und am konzentriertesten. Es ist ein großartiger Ort, um Ablenkungen zu vermeiden, ein kreativer Rückzugsort.

Almine Rech Gallery, Paris, bis 26. März. Almine Rech Gallery, Brüssel, zeigt gleichzeitig Hedi Slimanes eigene Fotografien: „Fragments Americana“, bis 26. März