Mit dem Preis sollen Kunstvereine unterstützt werden, die mit besonderen Konzepten und hohem bürgerschaftlichem Einsatz neue Impulse für die Kunstlandschaft in NRW setzen. Das gesamte Fördervolumen beträgt 100.000 Euro. Aus 13 nominierten Institutionen wählte eine Jury die Preisträger aus.
In der Kategorie "Außergewöhnliches Jahresprogramm" wird der Kunstverein Bielefeld ausgezeichnet. Die Jury hob hervor, dass die dort entwickelte Ausstellungsreihe auf die fünf Sinne eingehe und dabei wichtige gesellschaftspolitische Fragen wie Rassismus und Klassismus thematisiere. Das Programm zeichne sich durch Kooperationen mit lokalen Bildungs- und Kultureinrichtungen aus und erweitere den Kunstverein zu einem offenen Diskursraum.
Für die "Herausragende Ausstellung" wurde der Dortmunder Kunstverein prämiert. Geehrt wurde die Ausstellung "Hannibal" der Künstlerin Latefa Wiersch, die laut Jury "eine bewegende, intime Reflexion über Architektur, Herkunft und Leben in dem groß angelegten Wohnungsbauprojekt Hannibal II" biete. Die Jury lobte die sensible und zugleich kraftvolle Auseinandersetzung mit Themen wie sozialer Herkunft, postmigrantischer Identität und urbaner Architekturutopie. Wiersch verknüpfe dabei persönliche Erinnerungen an ihre Kindheit in der Dortmunder Hochhaussiedlung mit filmischen Elementen und Skulpturen aus Second-Hand-Textilien zu einem begehbaren Parcours.
Die Temporary Gallery. Zentrum für zeitgenössische Kunst in Köln wurde für ihr "Großartiges Engagement" ausgezeichnet. Die Jury erklärte, die Temporary Gallery setze konsequent auf partizipative und inklusive Formate, die unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen miteinander ins Gespräch brächten. Beispielhaft nannte sie einen Karnevalskostüm-Workshop, der kreativen Ausdruck mit kritischer Reflexion über Fast Fashion und kulturelle Stereotype verbinde. Die Jury betonte, dass hier Inklusion und gesellschaftliches Engagement nicht nur Aspekte, sondern "der Kerngedanke" der Institution seien.
Eine "Besondere Anerkennung" ging an den Neuen Essener Kunstverein. Nach Ansicht der Jury agiere der 2017 gegründete Verein bewusst als unabhängige Gegenposition zur starken lokalen Fokussierung auf Fotografie und Strukturwandel-Themen im Ruhrgebiet. Der Verein fördere stattdessen monografische Ausstellungen und neue künstlerische Produktionen, die aufstrebenden, internationalen Positionen eine Plattform böten und diese nachhaltig stärkten.
Die Jury-Mitglieder – darunter die Künstlerin Maximiliane Baumgartner und die Kunstkritikerin Barbara Hess – erklärten, sie hätten sich in ausführlichen Gesprächen und zahlreichen Ausstellungsbesuchen ein Bild von der "gesellschaftlich wie fachlich unverzichtbaren Arbeit" der Kunstvereine gemacht. Dabei seien die Diskussionen intensiv gewesen, man sei jedoch "zu einem einstimmigen, abschließenden Urteil" gekommen.
Jan Fischer, Initiator des Preises, sagte laut Mitteilung: "Die Jury war hochprofessionell besetzt, sie repräsentierte einen tollen Querschnitt durch die reichhaltige NRW-Kunstlandschaft mit großer Begeisterung für genau diese Orte, die so wichtig sind für das herausragende Niveau des Kunststandorts Nordrhein-Westfalen." Er betonte außerdem: "Der neue Weststern-Förderpreis soll noch mehr Publikum in die Kunstvereine locken, und er soll die Vereine auch zu mehr Kollaboration anstiften." Kunstvereine seien "Zukunftslabore" und "unverzichtbare Orte für Kreativität, Dialog und bürgerschaftlichen Zusammenhalt".
Die Preisverleihung findet am 6. September im K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf statt. Sie ist Teil des DC-Open-Wochenendes, bei dem zahlreiche Galerien in Düsseldorf und Köln öffnen. Kulturministerin Ina Brandes wird ein Grußwort sprechen. Außerdem soll in Kürze der nächste Open Call für die Ausgabe 2026 veröffentlicht werden.