Voll automatisiert: Phoebe Washburn lässt in Hannover das Fließband laufen

Ausufernde, automatisierte Produktionsketten haben einen ästhetischen Reiz – egal, welchen Sinn sie darüber hinaus ergeben. Sie erinnern uns auch daran, dass wir selbst verdauen, erkennen und, allgemeiner, leben wie Maschinen, in vielschichtigen Funktionszusammenhängen. So ergeht es einem auch mit den Installationen von Phoebe Washburn: Bei allen politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Überlegungen, die sie in Gang setzten – sie sind gelungene Skulpturen.


Die amerikanische Künstlerin hat für die Deutsche Guggenheim in Berlin eine in sich geschlossene Produktionseinheit hergestellt, in der das Gras produziert wurde, das dann auf dem Dach der Anlage wieder verdorrt. Zur vergangenen Whitney-Biennale baute sie in New York ein Gewächshaus mit eigenem Bewässerungssystem. Anerkennung war ihr mit dieser Kunst gewiss: Auch wenn Phoebe Washburn ihr Material recycelt, sind ihre Ideen doch immer wieder originell.


Was sie nun in der Kestnergesellschaft Hannover vorhat, wird die bisherigen Arbeiten an Größe und Komplexität übertreffen. „Compeshitstem“, so der Titel dieser Installation, wird in zwei übereinanderliegenden Hallen untergebracht, die über das Treppenhaus mit Strom- und Wasserleitungen miteinander verbunden sind. In einem „Labor“ und einer riesigen „Arena“ entstehen – natürlich voll automatisiert – aus gebrauchten T-Shirts Kunstwerke, die von den Besuchern gekauft werden können. Durch den Verkauf der Produkte wird also noch ein Kreislauf, der des Geldes, an das System gekoppelt.
Das ist der Clou an diesen Fabriken, wenn sie in Institutionen gezeigt werden: Sie machen die Produktion, Rezeption und Umgebung von Kunst sichtbar. Und sie sind schön.
 

 

Kestnergesellschaft, Hannover, 14. August bis 25. Oktober