Vorsicht: Ugo Rondinone fährt in Aarau mit dem Schwertransporter vor

Er kommt gern mit großem Gerät. Und ohne seine Auftrittsorte zünftig strapaziert zu haben, reist er nicht wieder ab. Von feinen Spuren flüchtigen Kunsthandelns zu sprechen würde den Ansprüchen des 1963 in der Schweiz geborenen Ugo Rondinone nicht ganz gerecht. Auch in seiner Retrospektive im Aargauer Kunsthaus zieht er wieder alle Register der Bühnenkunst, stellt den Abguss eines alten, krakeligen Olivenbaums ins Museum oder lässt säckeweise weiße Konfetti aus dem Deckenkasten schneien.
Das Stück, das auf den Vorder- und Hinterbühnen gegeben werden soll, heißt „Die Nacht aus Blei“, was die durchaus empfehlenswerte Hans-Henny-Jahnn-Lektüre nicht unbedingt voraussetzt. Geht es doch hier um nicht viel mehr als um etwas bleierne Stimmung, um Kulissen für einen herkunftslosen Seinsschmerz, in den man sich bei aller Bereitschaft zum melancholischen Engagement doch nicht so recht einzufühlen weiß.
Vielleicht liegt es ja auch an der Regie. Hätte man dem überladenen Kunsttransporter doch nicht alles abnehmen sollen? Es reichte möglicherweise schon aus, wenn im einen Raum die „Sternenbilder“ hingen: Rondinone verstreut Sand und kleine Steine auf der Leinwand, übermalt sie schwarz und kehrt sie nach dem Trocknen der Farbe wieder ab. Das ergibt ganz eigene Effekte, auf die man sich gern einließe. Wenn da nicht ein halb nackter Clown läge, der mit den Bildern so viel zu tun hat wie nebenan das Mandarinen-Quartett auf dem Boden mit den saalhohen Skulpturen aus Betonguss.
Wie überhaupt die Dramaturgie nicht ganz deutlich wird. Die pechschwarzen Masken an der Wand, die in Bronze nachgegossenen, herumliegenden Flusssteine, die monumentalen Wachsglühbirnen, die von der Decke hängen – wofür interessiert sich das Werk am unbleiernen Tag? In der Ausstellung findet sich keine einzige Arbeit, die ohne den theatralischen Zusammenhang als Skulptur oder installative Geste interessant genug wäre. Mit Ausnahme der kleinen, journalähnlichen „Tages“-Bilder, deren intime Verschlossenheit Eindruck macht. Mehr jedenfalls als die Panzerschranktürprofile, die mit ihren übertriebenen Beschlägen dem Grusel nicht besser aufhelfen, als das jeder durchschnittliche Filmausstatter schaffen würde.

Kunsthaus Aargau, Aarau, Schweiz, bis 1. August