Spazierstock in Corona-Zeiten

Abstand!

Wie kann man zusammenhalten, wenn die Corona-Maßnahmen Distanz fordern? Das Center For Optimism geht das Problem pragmatisch an - und hat ein Accessoires zum Abstandhalten und gleichzeitig Verbundensein geschaffen

Erste Lockerungsmaßnahmen und Öffnungsdebatten nach dem Corona-Lockdown wurden mit den warmen Frühlingswinden angeweht. Aber die Politik wird nicht müde zu betonen, dass weiter Vorsicht geboten ist. Näher zusammenzurücken beschreibt dieser Tage mehr denn je etwas Emotionales – denn den physischen Abstand gilt es weiterhin zu wahren.

Unter diese Prämisse haben sich Clara Meister und Sam Chermayeff auf die Suche nach Lösungen für eine von Distanzierungsgeboten auseinandergerissene Gesellschaft gemacht. Ihre Interpretation eines gesunden Dazwischens kommt in Form einer direkten, unmittelbaren Verbindung: Unter dem Pseudonym Center for Optimism bietet das Duo den "Walking Stick" als zuversichtliche Perspektive der Überbrückung an. Dabei handelt es sich um einen hölzernen Stab, an dessen Enden je ein Messingring als Halterung befestigt ist. Beim Spazieren fassen zwei Personen je einen Ring - so wird die Einhaltung des Mindestabstands garantiert, und man gehört trotzdem sichtbar zusammen. 

Zusätzlich zur Distanz halten die Messingringe eine Ausbreitung der Virenzellen im Zaum, da die Metalloberfläche keimtötend wirkt. Nach ausgefallenen Maskendesigns und Desinfektionsmittelgürteltaschen reiht sich der "Walking Stick" in eine Serie funktionaler Corona-Accessoires ein, die den Alltag mit der Krise erleichtern sollen. Als ein formgewordenes Dazwischen baut der er eine Verbindung zwischen distanzierten Individuen und lässt sie aufeinander reagieren. Beim gemeinsamen Spaziergang überträgt er die eigenen Impulse auf Schwingungen und Bewegungen der Begleitung und umgekehrt.  

So filigran der "Walking Stick" mit seiner feingliedrigen Struktur erscheint, erinnert er an das Prinzip der Typographie. Auch hier wird – entgegen des ersten Eindrucks – nicht ein Schriftbild vermittelt, sondern der (Nicht-)Raum zwischen den Buchstaben arrangiert. Im Vordergrund steht das Dazwischen – der Raum, der uns trotz Distanz verbindet. Und so ist das Bild des klassischen Flaneurs kein einsames mehr und die Corona-Mode-Kollektion ist bald umfassend genug für den Catwalk. Aber dann bitte nur in Partner-Looks mit Stab dazwischen.