Venedig-Biennale

Warten auf den Pavillon

Foto: Lena Klimkeit/dpa
Foto: Lena Klimkeit/dpa
Venedig, in der Nähe des Biennale-Geländes

Die Kuratoren der meisten Venedig-Pavillons stehen fest. Nur die USA lassen auf sich warten. Warum?

Beim Kunstkritiker Jerry Saltz sind selten die leisen Töne zu hören, wenn er sich in den sozialen Medien zu Wort meldet, so zum Beispiel vor einigen Tagen, als er Donald Trump angriff. Dabei sparte Saltz nicht mit Kraftausdrücken. Alles beim Alten also. 

Er postete mehrere Bilder des Malers Jon McNaughton. Dessen Bilder sind, ganz objektiv betrachtet, sehr schlechte Kunst. Sein liebstes Sujet sind allegorische Darstellungen des aktuellen US-Präsidenten, zum Beispiel, wie Trump den Leiter des Ermittlungsverfahrens gegen ihn — Robert Mueller — niederringt, Trump in einem Football-Stadion, mit der amerikanischen Flagge im Arm und den Tränen nahe. McNaughton jedenfalls, so schrieb Saltz, solle doch die USA bei der kommenden Venedig-Biennale vertreten. Klar ist eine Menge Häme dabei. Aber Saltz hat Recht, die USA sind ziemlich spät dran.

 

Das Thema der Biennale ist "May You Live in Interesting Times", und der Kurator der Hauptausstellung ist in diesem Jahr zum ersten Mal ein Amerikaner: Ralph Rugoff. In einer offiziellen Stellungnahme zur kommenden Biennale schrieb er: "In einem Moment, in dem die digitale Verbreitung von Fake News und 'alternativen Fakten' den politischen Diskurs und das Vertrauen, auf dem er basiert, aushöhlen, ist es wichtig, eine Pause einzulegen, um unsere Referenzrahmen zu überdenken." Rugoff will jedenfalls keine Vermutungen anstellen, wie es mit dem amerikanischen Pavillon weitergeht. 

In jedem Land läuft der Auswahlprozess für Kuratoren und Künstler der Länderpavillons anders, und in den USA ist der besonders kompliziert. Kuratoren — unabhängig oder an eine Institution gebunden — machen Vorschläge, dann wählt ein Gremium von Kunstexperten und Künstlern einen davon aus. Der Vorschlag wird schließlich zum Außenministerium geschickt. Warum sich der Prozess derzeit verzögert, darüber kann nur spekuliert werden: Vielleicht liegt es an der hohen Fluktuation in den öffentlichen Ämtern der US-Administration.

Immerhin: Die Trump-Regierung kündigte zwar Anfang des Jahres an, die Mittel für die National Endowment for the Arts, eine staatliche Stiftung zur Kunstförderung zu kürzen. Aber wenig später hieß es, dass die Mittel der Stiftung doch erhalten bleiben, auch auf Druck einiger Republikaner, die sich gegen den Präsidenten gestellt haben. Für Jerry Saltz jedenfalls ist die Lage klar – schlechter Präsident, schlechter Geschmack.