Am Beispiel Richard Serra

Was Strafzölle auf Stahl für die Kunst bedeuten

Am Beispiel Richard Serra: Was bedeuten die protektionistischen Schutzzölle der USA auf Stahl und Aluminium für die Kunstproduktion? Richard Serra war selbst einst US-Stahlarbeiter, gehörte also zu jener Gruppe, die Trump mit seinen Schutzzölle auf Stahl und Aluminium vorgeblich schützen will. Serras tonnenschwere und meterhohe Skulpturen aus oxidierten und gebogenen Platten stehen in Dutzenden Städten und Museen, auch in Deutschland, wo der Künstler seine Werke seit Jahrzehnten produzieren lässt.

"Die Materialkosten für Serra-Skulpturen werden sich erhöhen, mindestens um diese Strafzölle, also um 25 Prozent", sagt Alexander von Berswordt-Wallrabe. Der Kunstvermittler und Begründer der Bochumer Galerie M arbeitet seit 1973 mit Serra zusammen, vertritt den heute 78-Jährigen in Europa und kümmert sich um die Produktion der Werke.

Wird die Fertigung nun in die USA verlagert? "Viele Produkte, die Serra braucht, sind in den USA gar nicht herstellbar. Breiten von über fünf Metern kann in ganz Europa nur die Dillinger Hütte walzen, mit Gewichten um 100 Tonnen kann nur ein Stahlwerk in der französischen Stadt Rive-de-Gier umgehen. Das Gleiche gilt für Schmiedeobjekte, die bis zu 90 Tonnen wiegen. Das kann kein amerikanischer Betrieb schmieden."

Also werden Serra und der amerikanische Käufer der Skulptur die Mehrkosten zahlen müssen. Das Absurde: Selbst wenn der Stahl in Form einer fertigen Skulptur eingeführt wird, soll der Strafzoll fällig werden. Und der US-Stahlarbeiter in den viel beschworenen Rust Belts hat nicht einmal etwas davon. "Das Ganze ist dumm, engstirnig und typisch Trump", sagt Alexander von Berswordt-Wallrabe.