Doppelgänger-Fotos

Was Kim und Kanye zu Hause machen

Alison Jackson zeigt mit ihren Doppelgänger-Bildern, dass in der Fotografie den eigenen Augen nicht zu trauen ist. Gleichzeitig spielt sie mit der Promi-Obession der Gesellschaft. Das Wiener Museum WestLicht widmet ihren visuellen Fake News nun eine Ausstellung

Politiker, Royals, Musiker und TV-Stars zeigen sich immer von der besten Seite: Nach mehreren Stunden in der Maske und eingezwängt in teuerste Designer-Klamotten. Das perfekte Leben dieser Personen, ihr perfektes Aussehen, ihr perfektes Haus und ihre perfekten Klamotten lassen eine absolut abwegige und idealisierte Vorstellung von Realität entstehen, steigern gleichzeitig aber auch ihren ikonischen Status bei ihren Anhängern.

Alison Jackson führt mit ihren Fotografien unsere von Reality-TV und Paparazzi-Schnappschüssen geprägte Gesellschaft an der Nase herum: Mit Doppelgängern berühmter Persönlichkeiten inszeniert sie vermeintlich intime Szenen. Kim Kardashian und Kanye West nesteln an Kims Bauch-Weg-Hose herum (inzwischen hat sie ihre eigene Marke), die Queen macht Familien-Selfies und  Donald Trump hat Miss Mexiko auf dem Schreibtisch. Das Wiener Museum "WestLicht. Schauplatz für Fotografie" zeigt nun großformatige Prints, Videoarbeiten und Behind-the-Scenes-Aufnahmen der  vielfach ausgezeichneten britischen Künstlerin.

Jacksons Fotografien spielen mit widersprüchlichen Obsessionen, und dabei ist niemand vor ihr sicher, egal wie berühmt oder einflussreich. Auch Mick Jagger bügelt nur in Unterwäsche bekleidet sein letztes sauberes Hemd, und auch Lady Di hat mal ihre Manieren vergessen und den Mittelfinger gezeigt.

Peinliche Realität oder "Fake News"?

Die Aufnahmen von Alison Jackson sind zum Teil in körniger Paparazzi-Optik gehalten, als seien sie tatsächlich von einer spionierenden Kamera aufgenommen worden. Wer wollte nicht schon immer mal einen Schnappschuss von der Queen sehen, wie sie auf der Toilette sitzt und Klatschmagazine liest?

Und gleichzeitig erinnern die Fotos daran, dass die Selbstinszenierung von Stars inzwischen viel mehr zeigt, als es sich die lauernden Promifotografen früher in ihren wildesten Träumen hätten ausmalen können. Wenn Alison Jackson die Geburt des Babys von Kim Kardashian und Kanye West inszeniert, kann man das Bild nicht anschauen, ohne an die Realtity-Show "Keeping Up With The Kardashians" zu denken, in der Geburten genau wie alle anderen intimen Momente vermarktet werden. Zum Kardashian-Clan, der ständig alles auf allen Kanälen zeigt, kann man gar nichts hinzu erfinden. 

Der Wunsch, Bildern Glauben zu schenken

"Meine Fotografie beschäftigt sich mit dem Voyeurismus der Öffentlichkeit, mit der verführerischen Macht von Bildern und unserem Wunsch, ihnen Glauben zu schenken", sagt die Fotografin selbst. "Ich arbeite mit Schauspielern, die so zurechtgemacht sind, dass man sie für echt hält – und versetze sie dann in Szenen, die wir uns alle schon einmal vorgestellt, aber eben noch nie gesehen haben."

Alison Jackson verwischt die Grenzen zwischen dem gerade noch Möglichen und dem eigentlich Undenkbaren. Sind die Fotos echt oder gestellt? In Zeiten, in denen ständig von "Fake News" und "Alternative Fakten" gesprochen wird und die Technologie das Fälschen von Fotos und Videos immer weiter perfektioniert, rücken Wahrheit und Fiktion immer näher zusammen.