Französischer Profifußballer im Interview

Was macht die Kunst, Jonathan Zebina?

Jonathan Zebina, ich nehme an, Sie spielen Fußball, seitdem Sie laufen können?

Ja, so ungefähr. Meine berufliche Laufbahn als Profifußballer begann, als ich 17 war.

Und wo war das?

Ich wuchs in Paris auf. Meinen ersten Vertrag hatte ich mit einem Verein in Cannes, der in der ersten Liga spielte. Die Stadt ist heute nicht mehr bekannt für Fußball, ich glaube mein ehemaliger Club spielt mittlerweile in der vierten oder sogar fünften Liga.

Wie findet ein Profifußballer zur Kunst?

Ich glaube, die Kunst hat mich gefunden. Meine Mutter ging gerne ins Theater und ins Kino, aber Gemälde oder Skulpturen gab es in meinem Elternhaus nicht. Mein Trainer hingegen, Fabio Capello, für den ich sechs Jahre lang in Rom und in Turin gespielt habe, besaß eine tolle Sammlung. Eines Tages zeigte er mir die Arbeiten von zwei Künstlern und sagte: Ich glaube, das könnte dir gefallen. Sein eigener Trainer Nils Liedholm, der ebenfalls eine sehr schöne Kunstsammlung besaß, hatte ihm ebenfalls Kunst gezeigt. Nun zeigte er sie mir.

Hat es Ihnen gefallen?

Nein, nicht wirklich. Aber ich versuchte mich, gegen das Vorurteil zu wehren, Fußballer würden ihre Interessen auf den Rasen und den Ball beschränken. Eine der ersten Ausstellungen, die ich sah war in Monte Carlo, eine Präsentation der Sammlung von Jean Pigozzi, ich war allein und verbrachte sehr viel Zeit in der hauptsächlich aus afrikanischer Kunst bestehenden Sammlung und wusste: Das ist etwas, das ich verstehen möchte.

Und dann haben Sie eine Galerie eröffnet.

Ich begann Kunst zu kaufen, moderne Kunst, vor allem, die irre teuer, zu teuer für mich war. Ein Galerist, den ich traf, fragte mich, ob ich mich nicht auch professionell mit der Kunst beschäftigen wollte und eine Galerie eröffnen möchte. Der Gedanke begeisterte mich, also stimmte ich zu. Die einzige Bedingung, die ich hatte, war, es im Stillen zu tun. Diskret zu sein. Ich spielte für Juventus Turin, ein sehr gutes Team, und hatte Sorge, dass meine Galerie-Aktivitäten falsch verstanden werden könnten.

Aber es kam anders.

Ich wollte in der ersten Galerieschau Ben Vautier zeigen, aber er keine Ausstellung mit einem Fußballer machen. Ich fuhr zweimal in sein verrücktes Haus nach Nizza und konnte ihn zumindest überzeugen, sich die Galerie in Mailand einmal anzuschauen. Als er dann kam, entdeckte er eine Gedenktafel, die daran erinnerte, dass Piero Manzoni am selben Ort sein Atelier hatte – also stimmte er doch zu. Die Eröffnung der Ausstellung mit dem Titel "Alles ist Wettbewerb" fand während der Fashion Show in Mailand statt, ein paar Spieler aus meinem Team kamen, und ehrlich gesagt, habe ich mir nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, aber plötzlich war die Straße der Galerie voll, es hatte sich eine riesige Menschentraube gebildet, die Polizei kam, es war verrückt.

Und wie ging es weiter?

Naja, die Galerie-Arbeit fand nun nicht mehr im Diskreten statt und wir versuchten drei bis vier Jahre gute Ausstellungen zu zeigen. Ich spielte morgens Fußball und widmete mich am Nachmittag der Galerie.

Warum haben Sie sie aufgeben?

Der Galerist interessierte sich mehr für moderne Kunst und ich für die Zeitgenössische.

Haben Sie einen Lieblingskünstler?

Jean-Michel Basquiat. Als ich noch nichts über Kunst wusste, mochte ich ihn bereits.

Warum?

Vielleicht, weil ich mich mit seiner Geschichte und Kunst identifizieren kann. Er kommt auch aus dem karibischen Raum, wie meine Vorfahren. Er hat Eltern aus zwei Kulturkreisen, wie ich. In Frankreich gibt es eine multi-ethnische Gesellschaft, aber in Italien gibt es nur Italiener. Das ist eine andere Welt. Auch wenn ich ein berühmter Fußballspieler war und 13 Jahre lang nie Probleme hatte, die erste Beleidigung, die man hört, betrifft die Hautfarbe. Ich mag die Graffiti-Referenzen in seiner Kunst, sie erinnern mich an meine Kindheit in Paris.

Die Saison ist vorbei. Was machen Sie im Sommer?

Erst einmal finde ich einen neuen Verein. Gerne würde ich in einem anderen Land, einem Kontinent spielen, den ich noch nicht kenne.

Wie gefällt Ihnen die Art Basel?

Ehrlich gesagt, finde ich sie schöner als je zuvor. Ich mag den Stand der mexikanischen Galerie Kirimanzuto und zwei Arbeiten besonders: Eine Photographie von Richard Moss, die die Galerie Calier Gebauer zeigt, und eine Kerzenarbeit von Jeppe Hein bei der New Yorker 303 Gallery.

Und im Anschluss fahren Sie zur Weltmeisterschaft nach Brasilien?

Ich lebe Fußball auf dem Feld. Den Ball vor meinen Füßen zu haben, das ist meine Leidenschaft. Nach der Art Basel fahre ich zurück nach Paris und schaue die WM mit meinen Freunden, zum Beispiel dem Galeristen Kamel Mennour, der verrückt nach Fußball ist wie viele andere aus der Kunstwelt übrigens auch …

Kürzlich verglich ein Galerist die Art Basel mit der Fifa. Verstehen Sie das?

Naja, in beiden geht es um Geld und Macht.

Und wer gewinnt die WM?

Brasilien.