Moderne erschlumpfen

Wenn Comicfiguren Kunstwerke entdecken

In den Collagen des Künstlers Hank Schmidt in der Beek geraten Comicfiguren in Clinch mit bekannten Kunstwerken. Ein großer Spaß!

Nirgendwo liegen bedauerlicherweise noch Fernsehzeitschriften herum, auf denen man herumkritzeln kann. Lücken in die weißen Zahnreihen zu malen, machte dann besonders viel Spaß, wenn die TV-Prominenz ausreichend grundlosen, irren Frohsinn hergab. Stichwort kognitive Dissonanz.

Hank Schmidt in der Beek führt ähnliche Karambolagen herbei, nur viel kunstvoller. Er schießt mit Obelix auf die Hochkultur, Goofy kracht breitseite in die Heiligenbilder des 20. und 21. Jahrhunderts, Charlie Brown stolpert durch die formalistische Strenge der Moderne.

"Der Fünfte Kanister" (Starfruit, 25 Euro) des Künstlers Hank Schmidt in der Beek ist eine Sammlung von 106 Collagen, in denen Comicfiguren in den Clinch mit Werken von Edward Munch, Christian Schad oder Andy Warhol gehen. Goofy, auf einer Uecker-Skulptur sitzend, schlägt einen Nagel ein. Der Erfinderschlumpf steht vor dem Fahrrad-Rad von Duchamp und ruft: "Ich habe eine Wettermaschine erschlumpft!" Eine Seite weiter sitzen zwei Schlümpfe in Caspar David Friedrichs "Eismeer" fest und verfluchen ihn.

Der große Charme sind die Original-Sprechblasen

Klar führt der Comic-Slapstick besonders gut die spaßlose Rigorosität der Minimal Art vor, wenn Goofy versucht, sich durch ein paar Streifen von Daniel Buren zu schlängeln, oder Karl Valentin in ein Barnett Newman Bild hineinmontiert ist. Richtig interessant wird es, wenn zarte Frauenporträts (Gemälde von Christian Schad, Fotografien von Twiggy) geentert werden von grobschlächtigen Panzerknackertypen oder Obelix. Denn ganz offensichtlich wurde eine jede Comic-Kindheit von ausschließlich männlichen Witzemachern bevölkert. Und die sind es in diesem Buch auch, die jenen von Männern erfundenen rehäugigen Frauen nun auch nochmal ein Bein stellen oder ein Furzkissen unterlegen.

Der große Charme sind die Original-Sprechblasen, Stichwort kognitive Dissonanz. Ein Schlumpf mit Hammer und Meißel, der an einer Dose "Künstlerscheisse" von Manzoni hochklettert, sagt in unverwechselbar dämlicher Schlumpfhausen-Euphorie: "Ich bin schon so gespannt, was es ist!" Prust!