Radiobeitrag

"Wenn ein Museum diese Debatte nicht führen kann, wer soll es dann sonst tun?"

Die Diskussion um Philip Gustons Ku-Klux-Klan-Bilder geht weiter. Nun fordern Künstler vier Museen auf, eine verschobene Wanderausstellung doch wieder vorzuverlegen. Auch Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr ist dafür, sich dem Werk jetzt zu stellen

Die Ankündigung von vier großen Museen, eine Retrospektive des Malers Philip Guston ins Jahr 2024 zu verschieben, sorgt in der Kunstwelt weiter für Diskussionen. Offiziell gaben die National Gallery in Washington, die Tate Modern in London und die beiden Kunstmuseen in Houston und Boston lediglich an, mehr Zeit zu brauchen, um das Werk des US-Künstlers besser kontextualisieren zu können. Offenbar geht es dabei um die Darstellungen von Figuren in Roben des rassistischen Ku-Klux-Klans. Es wird spekuliert, dass die Museen befürchten, die Gemälde könnten im aktuellen Kontext der "Black Lives Matter"-Proteste als Verherrlichung von Rassismus und White Supremacy gelesen werden - selbst wenn sie von Guston dezidiert anders gemeint waren. Nach der Ankündigung der Verschiebung gab es heftigen Protest - unter anderem von Gustons Tochter, aber auch von Kunstkritikern und anderen Kuratorinnen. 

Inzwischen haben fast 100 Künstlerinnen und Künstler einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie die Museen dazu aufrufen, die Wanderausstellung doch wie geplant im kommenden Jahr zu zeigen. Sie werfen den Institutionen vor, die Auseinandersetzung mit der Gegenwart und ihrer eigenen Rolle in systemischem Rassismus zu scheuen. Philip Guston habe einige der besten Illustrationen weißer Schuld geliefert, denen man sich jetzt stellen müsse, nicht in vier Jahren. 

Über den offenen Brief und das Dilemma der Museen, die von verschiedenen Seiten unter Druck stehen, spricht Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr auch mit Moderatorin Yvi Strüwing bei Detektor FM. Sie hält die Begründung der Institutionen für die Verschiebung für absurd, unter anderem da eine Kontextualisierung von Gustons Werk und seinem aktivistischen Engagement gegen Rassismus durch den bereits erschienenen Katalog schon geschehen sei. Wenn ein Museum diese Debatte nicht führen könne, wer solle es denn sonst tun?