Art Cologne

Wette auf die Zukunft: 30 Jahre Förderkojen

7000 DM für ein Bild von Neo Rauch – heute eine völlig absurde Vorstellung. Doch 1999 war Herr Rauch noch ein vergleichsweise unbekannter Maler aus Ostdeutschland, und Gerd Harry Lybke von der Galerie Eigen + Art präsentierte ihn als Nachwuchskünstler in einer der Förderkojen der Art Cologne. Wer an diesem Stand zugriff, kann sich heute seiner exzellenten Nase und einer exponentiellen Wertsteigerung freuen – die Arbeiten gingen an Privatsammlungen in Berlin, Hamburg und Köln.


Nicht nur in diesem Fall erfüllte sich auf der Art Cologne der alte Sammlertraum, die kommenden Stars dann zu entdecken, wenn sie noch keine sind. Was heute „New Positions“ heißt, wurde vor 30 Jahren als Förderkojen für junge Künstler auf der Art Cologne ins Leben gerufen. Ziel damals wie heute: neben dem Etablierten auch Platz für die Nachwuchsavantgarde zu schaffen. Die Galerien dürfen Künstler vorschlagen, die bislang noch keine großen institutionellen Ausstellungen hatten; eine wechselnde Jury entscheidet, wer die Sonderkojen bespielen darf.

 

Debütanten, keine Dillettanten
So betrat 1981 die Fotografin Candida Höfer, vertreten von der Galerie Konrad Fischer, mit Aufnahmen von Cafés und Restaurants die Bühne, 1984 brachte die Galerie Philomene Magers zarte Gouachen von Rosemarie Trockel auf die Messe, und 1987 blickte das erstaunte Publikum zum ersten Mal den großformatigen Porträts von Thomas Ruff ins Auge, vertreten von Rüdiger Schöttle. Das Jahr 1990 überraschte mit dem Künstler Nicolaus Schafhausen, der bei Ascan Crone ausstellte – erst im Jahr danach wechselt Schafhausen, mittlerweile bekannter Kurator, den Job. Auch Thomas Demand war mal Novize in der Förderkoje: Vertreten von der Galerie Tanit, hatte er 1992 mit seiner rätselhaften Fotografie dreier aus Papier gebastelter „Öfen“ sein Kölner Messedebüt.


Jay Jopling von der Londoner White Cube Gallery brachte 1994 Tracey Emin mit – das war drei Jahre vor der „Sensation“-Ausstellung, die die Young British Artists berühmt machte. Und 1998 füllte der Däne Tal R seine Koje mit wilder Malerei und Installation.


Natürlich waren in den 30 Jahren auch zahllose hoffnungsvolle Künstler und Künstlerinnen dabei, deren Namen man heute nicht mehr kennt. Und wenn in diesem Jahr die gebürtige Kölnerin Bettina Buck, der Ungar Janos Fodor oder der Grieche Antonis Donef bei den „New Positions“ debütieren, kann niemand mit Bestimmtheit sagen, ob dies der Beginn einer großen Karriere sein wird. Wenn nicht, dann war es trotzdem den Versuch wert: Ohne Risiko ist Nachwuchsförderung nicht zu haben.

 

Mehr Informationen unter www.artcologne.de/ausstellersuche/new_positions.php 

 

Der Gewinner des New-Position-Preises wird außerdem am 24. April im Monopol-Talk zu Gast sein, in der Monopol-Lounge, Halle 11.3, Stand A2.