Wimmern und Rauschen: Asta Gröting leidet in Linz an zu viel Melancholie

Eisengestelle rattern beharrlich, dazwischen setzt ein Quietschen zwar leise, aber unangenehme Akzente. Von Motoren angetrieben, ächzen Kugelfragmente bei ihren horizontalen und senkrechten Verrenkungen. Davon isoliert und unentschlossen: der Mensch. Ihm wurde der leere Sessel in der Mitte zugedacht. Menschliche Schwächen materialisieren sich in vielen von Asta Grötings Arbeiten, im skulpturalen wie in ihrem filmischen Werk. So auch in „Ja und Nein“ (1998), einer kinetischen Skulptur. Trotz ihrer Fragilität dominiert sie: Das Aufstöhnen des Materials bestimmt die Atmosphäre im lichten Saal des Linzer Museums Lentos.

Direktorin Stella Rollig widmet der deutschen Künstlerin, geboren 1961, ihre bislang umfangreichste Einzelausstellung. Bekannt wurde Gröting zunächst als Bildhauerin, später erst entdeckte sie das Medium Video für sich. In Linz breitet sich das plastische Schaffen seit 1989 luftig aus; formale und inhaltliche Korrespondenzen spinnen die Arbeiten trotz des großen zeitlichen Bogens zu einer Einheit zusammen. Für diese Stimmigkeit sorgt auch das stetige Interesse Grötings: Wie funktioniert das Miteinander der Menschen, wie die Gesellschaft?

Gröting geht es um große Themen wie Liebe, Tod, Freundschaft und Altern. Unsichtbare Gefühlslagen und Zustände visualisiert sie. Sie seziert diese inneren Vorgänge, stülpt sie bisweilen in Gestalt eines menschlichen Organs, als Gedärm nach außen und transformiert Verletzliches in harte Stoffe, etwa in transparentes Glas. Die Skulptur „Space Between Lovers“ (2009) tastet den Raum zwischen zwei Liebenden beim Sex ab. Dieses Dazwischen tendiert zwar gegen null, ist aber geräumig genug, um Ungesagtes und Unsagbares zu verstauen.

Ganz zur Sprache fand Gröting dagegen in der umfassenden Videoserie „The Inner Voice“ aus den 90er-Jahren: Hier hat sie Gespräche von Bauchrednern mit einer Puppe inszeniert. In vielen Variationen finden intime Selbstbefragungen statt – manchmal durchaus mit Humor. Nur das nachhaltige Seufzen von „Ja und Nein“ zwingt dieser Schau mehr Melancholie auf als nötig. 

Lentos Kunstmuseum Linz, bis 9. Mai