Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Sigmar Polke in Köln
"Höhere Wesen" waren schuld, sie "befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!" Was Sigmar Polkes berühmter ironischer Bildtitel von 1969 beschreibt, ist mit der Überschrift der Retrospektive „Alibis“ noch knapper gefasst: Gemeint sind die Ausreden der Deutschen, die falschen Autoritäten hinterherliefen. Die große Schau des hochpolitischen wie experimentierlustigen Künstlers war bereits im MoMA und in der Tate Modern zu sehen. Die Ausstellung im Museum Ludwig soll nun Polkes Verankerung im Rheinland unterstreichen, hier verbrachte er mehr als 50 Lebensjahre. Ein Fokus liegt in Köln insbesondere auf dem filmischen Schaffen des Künstlers. Es ist eine Art Bindeglied in Polkes Werk, das einerseits gesellschaftskritisch tickt und andererseits das autonome Bild feiert. Mit Filmen aus der Ludwig-Sammlung und Leihgaben will man hier eine Lücke schließen, die bei den Schauen in New York und London zwischen Polkes frühen Arbeiten der 60er und dem sehr andersartigen, malerischen Spätwerk der 90er klaffte. Ein weiterer Standortvorteil: Polkes 86er-Biennale-Zyklus, der das Museum Abteiberg in Mönchengladbach nicht verlassen darf, ist nur eine Zugstunde entfernt.
"Alibis: Sigmar Polke. Retrospektive", Museum Ludwig, Köln, 14. März bis 5. Juli, Eröffnung: Freitag, 13. März, um 19 Uhr

Marc Chagall in Mainz

Mehr als 30 Jahre nach ihrer Entstehung sind Skizzen des Malers Marc Chagall (1887-1985) für seine berühmten Fenster in der Mainzer Stephanskirche in der Stadt am Rhein angekommen. Am Mittwoch wurden die sogenannten Maquetten des französischen Künstlers der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie können künftig in der Schatzkammer des Domes besichtigt werden. Nach Angaben von St. Stephan wurde der Kaufpreis von 70 000 Euro für den Entwurf der drei Querhausfenster von vier privaten Mäzenen aufgebracht. Vorlagen für sechs weitere Mainzer Chagall-Fenster waren 2014 für zusammen rund 418 000 Dollar (das wären heute rund 345 000 Euro) in New York versteigert worden. Der nun in Mainz präsentierte Entwurf fand dabei zunächst keinen Käufer. Schließlich bemühten sich die Mäzene erfolgreich um ihn. 
Kirche St. Stephan, Mainz

"Open Source: Art at the Eclipse of Capitalism" in Berlin
Eine Künstlerliste wie die von einer Biennale: Was die Galerie Max Hetzler für diese Gruppenausstellung an zwei ihrer Charlottenburger Standorten aufbietet, ist mehr als ambitioniert. 35 Künstler – darunter junge und etablierte Kunstmarktlieblinge wie Alex Israel, Richard Prince, Seth Price – zeigen in dieser Schau, wie die Ökonomie nach dem Zusammenbruch der Blockkonfrontation 1990 sich verändert hat, Stichworte: Ende der Geschichte, New World Order, Turbokapitalismus, Neo-Liberalismus. Und, natürlich: Digitalisierung der Kultur. In der von Lisa Schiff, Leslie Fritz und Eugenio Re Rebaudengo kuratierten Schau sind auffällig viele Post-Internet-Künstler. Die Ausstellung geht außerhalb der Galerie weiter. Rirkrit Tiravanijas Billboards sind am Messedamm 22, in der Prinzenstrasse 81, Wilhelmstrasse 111 und Leipziger Strasse 54 zu sehen.
Max Hetzler, bis 18 April

Sonny Sanjay Vadgama in Berlin
Seine Videos transformieren alltägliche Situationen in Ereignisse kosmischer Dimension, es gibt keine Erlösung in Narration, nur die ewige Wiederkehr. Der 33-jährige Sonny Sanjay Vadgama, der vor seinem Studium in der Postproduktion fürs Fernsehen arbeitete, zeigt mit seinen Bewegtbildarbeiten sein ganzes technisches Können, ohne Effekte um ihrer selbst willen vorzuführen – sie sind immer einem starken formalen Drang untergeordnet. Der Brite wurde am Londoner Central St Martins College als Bildhauer ausgebildet, seine Experimentierte mit holografischen Projektionen seiner Filme zeugen von einer skulpturalen Idee seines Mediums. Vadgamas neueste Arbeiten erkunden Anhand einer Vielzahl von Medien „den nebulösen Punkt, an dem das Nichts Gestalt annimmt und sich das formlose Unbekannte verfestigt“, heißt es von der Galerie.
Galerie Kornfeld, 14. März – 18. April, Eröffnung: 13. März, 18–21 Uhr

"Sammlerglück" in Aachen
60 Jahre waren die Kunstwerke der Sammlung Marks-Thomée nicht öffentlich zu sehen. Jetzt zeigt das Aachener Suermondt-Ludwig-Museum unter dem Titel "Sammlerglück" 100 Werke daraus. Darunter sind Arbeiten von berühmten Künstlern wie dem niederländischen Maler Rogier van der Weyden (1399/1400-1464) und dem Bildschnitzer Tilman Riemenschneider (1460-1531). Mit Gemälden, Skulpturen und kunstgeschichtlichen Gegenständen von der Antike bis ins 19. Jahrhundert - vom Orient bis nach Spanien - werde die Sammlung abgebildet. Es sei die letzte große Sammlung der Gründerzeit in Privatbesitz, sagte Kurator Thomas Fusenig. "Die Ausstellung ist ein Monument der deutschen Sammlungsgeschichte", sagte der Kunsthistoriker. (dpa)
"Sammlerglück. 100 Meisterwerke der Sammlung Marks-Thomée", Suermondt-Ludwig-Museum, bis 21. Juni

"Land in Sicht" in Bremen
Mit Dokufotos von Atomversuchen, dem Sonnenaufgang im Stil der Pop-Art und Gemälden alter Niederländer entfaltet die Weserburg Bremen ein Panorama der Landschaftsmalerei. Die Themenschau "Land in Sicht - 400 Jahre Landschaftsbilder" konfrontiert die Meister von damals mit aktueller Kunst, darunter Werke von Gustave Courbet, Gerhard Richter, Anselm Kiefer und Almut Linde. "Durch diese Inszenierung entdecken wir, dass auch die alten Bilder nicht nur herzallerliebst sind. Schon damals haben Waldarbeiter und der Vater, der für seinen Sohn mit der Armbrust Vögel erlegt, in die Natur eingegriffen", sagt Peter Friese vom Museum für moderne Kunst. Die Schau zeigt mehr als 70 Gemälde, Videoarbeiten und Fotografien. (dpa)
"Land in Sicht", Weserburg - Museum für Moderne Kunst, 14. März bis 27. September, Eröffnung: Freitag, 13. März, 19 Uhr

"Feministische Avantgarde der 1970er Jahre" in Hamburg
Putzfrauen, die Männer wie Waschlappen auswringen, ein Tastkino, das die Künstlerin vor ihrem nackten Oberkörper trug: Unter dem Titel "Feministische Avantgarde der 1970er Jahre" zeigt die Hamburger Kunsthalle mehr als 150 Arbeiten von 34 Künstlerinnen aus der Wiener Sammlung Verbund. "In ihren Werken haben die Künstlerinnen zum ersten Mal in der Kunstgeschichte kollektiv ein eigenes Bild der Frau kreiert", sagte Kuratorin Gabriele Schor am Donnerstag in Hamburg. Dabei stehen Themen wie die eindimensionale Rolle als Hausfrau und Mutter, weibliche Sexualität, Schönheit und Gewalt gegen Frauen im Fokus. (dpa)
"Feministische Avantgarde der 1970er Jahre. Werke aus der Sammlung Verbund, Wien", Hamburger Kunsthalle, 13. März bis 31. Mai

Isa Genzken in Frankfurt
Das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt zeigt als erstes Museum in Deutschland die neuesten Arbeiten von Isa Genzken. Die 1948 geborene deutsche Künstlerin gilt als eine der einflussreichsten Bildhauerinnen ihrer Generation. 2007 hat sie den deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig gestaltet. Im "MMK 1", dem Haupthaus in der Nähe des Doms, können Besucher die 2014 und 2015 entstandene Werkgruppe "Schauspieler" sehen. In drei Räumen stehen 40 Schaufensterpuppen, die die in Berlin lebende Künstlerin verfremdet, verkleidet, vermummt oder verunstaltet hat. Genzken hat ihnen ihre eigenen alten Kleider angezogen oder sie in Dekomaterialien eingepackt; sie sind mit Klebeband gefesselt, halbnackt ausgezogen, mit Alltagsgegenständen behängt, mit Farbe besprüht oder haben ausgerenkte Gliedmaßen. Dazu kommen sieben Wand- und zwei Bodenarbeiten, die es dem Betrachter ermöglichen sollen, zwischen den Arbeiten hindurch zu laufen wie durch eine Filmkulisse. "Film und Skulptur finden in dieser Ausstellung zusammen", sagte MMK-Direktorin Susanne Gaensheimer bei der Vorbesichtigung am Donnerstag. Mit "Schauspieler" beweise Genzken, "mit welcher Konsequenz und Radikalität" sie die Möglichkeiten der Skulptur vorantreibe. (dpa)
"New Works", MMK1 - Museum für Moderne Kunst, 14. März bis 31. Mai, Eröffnung: Freitag, 13. März, 20 Uhr

"Digital Conditions" in Hannover
Sie verwenden neue Technologien oder nutzen für ihre Kunstwerke Bilder aus dem Internet: Die Ausstellung "Digital Conditions" im Kunstverein Hannover zeigt, wie Gegenwartskünstler im digitalen Zeitalter arbeiten. Dabei werden nicht nur junge Medienkünstler, sondern auch ältere Impulsgeber wie Lee Friedlander oder Thomas Ruff vorgestellt. Die Bandbreite reicht von Fotografie über Videoarbeiten bis hin zu Installationen. "Die Ausstellung wird von Bits und Bytes gespeist, ist aber auch sehr poetisch", sagte die Direktorin des Kunstvereins, Kathleen Rahn, am Donnerstag. (dpa)
"Digital Conditions", Kunstverein Hannover, 14. März bis 25. Mai, Eröffnung: Freitag, 13. März, 20 Uhr

Bruce Nauman in Paris
Die Pariser Cartier-Stiftung für zeitgenössische Kunst zeigt seit mehr als zehn Jahren die erste große Bruce-Nauman-Ausstellung in Frankreich. Präsentiert werden einige der jüngsten Arbeiten des 73-jährigen US-Konzeptkünstlers wie "Pencil Lift/Mr. Rogers". Auf der riesigen Videoinstallation aus dem Jahr 2013 schweben Bleistifte in der Luft, die sich mit der Spitze berühren. Zu sehen ist auch "Anthro/Socio", eines seiner bedeutendsten Werke. Die Videoinstallation zeigt den Kopf des Performancekünstlers Rinde Eckert, der sich auf mehreren Bildschirmen um die eigene Achse dreht und pausenlos einen aggressiven und klagenden Sprechgesang wiederholt. Die Arbeit war 1992 auf der documenta IX in Kassel präsentiert worden. (dpa)
Bruce Nauman, Fondation Cartier pour l'art contemporain, Paris, 14. März bis 21. Juni

Zeitgenössische Kunst aus Afrika in Weil am Rhein
Das Vitra Design Museum zeigt erstmals zeitgenössische Kunst aus Afrika. Die neue Ausstellung des Museums im südbadischen Weil am Rhein im Kreis Lörrach enthalte Werke von mehr als 120 afrikanischen Künstlern und Designern, teilten die Ausstellungsmacher am Freitag mit. Sichtbar werde, wie Design die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Veränderungen des Kontinents begleiten und fördern. Die Schau mit dem Titel "Making Africa" öffne diesen Samstag (14.3), sie ist bis Mitte September zu sehen. Gezeigt werden unter anderem Möbel, Bauten, Stadtmodelle aus Pappe, Fotografien, Kurzfilme sowie Brillenskulpturen.
"Die Ausstellung macht deutlich, dass Design im heutigen Afrika die Grenzen klassischer und oft westlich definierter Disziplinen überschreitet", sagte Museumsdirektor Mateo Kries. Dies mache Afrika zu einem Experimentierfeld für ein neues Designverständnis, der Rest der Welt könne von Afrika lernen. Die neue Ausstellung in Weil am Rhein liefere Anstöße. Sie solle Triebfeder sein für eine Diskussion darüber, was Design im 21. Jahrhundert leisten könne.
"Making Africa", Vitra Design Museum, Weil am Rhein, 14. März bis 13. September

Weitere Termine für Deutschland, Österreich und die Schweiz finden Sie in unserem Vernissage-Kalender