Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Darmstadt, Essen, Friedrichshafen, Hamburg, Hannover, New York, Stuttgart, Völklingen und das Ruhrgebiet

Miss Read Art Book Festival in Berlin
Von Freitag bis Sonntag findet im Berliner Haus der Kulturen der Welt zum 10. Mal das Miss Read Art Book Festival statt. An drei Tagen präsentieren sich rund 260 Aussteller, darunter internationale Verlage, Kunstzeitschriften, Künstler und Autoren. Ein Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf Japan. Darüber hinaus bietet das Festival ein umfangreiches Begleitprogramm, Buchveröffentlichungen, eine Party und Lectures an. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums erscheint die Anthologie "Publishing Manifestos", in der sich verschiedene Autoren kritisch mit dem Publizieren auseinandersetzen.
"The Berlin Art Book Festival", Haus der Kulturen der Welt, Berlin, 4. bis 6 Mai, Eröffnung: 4. Mai, 15 bis 19 Uhr

Riesige Insektenfotos in Darmstadt
Der bunt-gemusterte Juwelen-Bockkäfer, der gepunktete Pilzkäfer und der farbenprächtige Ritterfalter sind nicht einmal einen halben Zentimeter groß - auf den Fotos von Levon Biss erscheinen sie als übergroße Kunstwerke. Der britische Fotograf nimmt Insekten durch ein Mikroskopobjektiv auf und legt 8000 bis 10.000 Einzelfotos übereinander. 27 dieser - bis zu zwei mal drei Meter großen - Bilder werden unter dem Titel "Microsculpture" im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt gezeigt - erstmals in Deutschland. Bei der Ausstellung seien zum ersten Mal auch alle 27 Bilder zusammen zu sehen, sagte Kurator Torsten Wappler, am Mittwoch. Die Kombination von Fotokunst und Wissenschaft soll einen reizvollen Zugang zu den Tieren eröffnen, "die für viele erstmal mit einem kleinen Ekelfaktor behaftet sind". Mehr als die Hälfte aller bekannten heute lebenden Lebewesen sind nach Angaben der Wissenschaftler des Museums Insekten. Weltweit seien bislang etwa 900.000 Arten beschrieben. Insekten machten 70 bis 80 Prozent eines Ökosystems an Land aus, sagte Wappler. "Wenn die wegfallen, brechen viele Kreisläufe zusammen." Einige Fossilien und Modelle ergänzen die Fotos von Biss. (dpa)
"Microsculpture", Hessisches Landesmuseum, Darmstadt, bis 5. August

Zeppelin Museum in Friedrichshafen prüft eigene Sammlung
Raubkunst oder nicht? Mit der Herkunft der Kunstwerke in der eigenen Sammlung setzt sich von Freitag an das Zeppelin Museum in Friedrichshafen am Bodensee auseinander. Insgesamt sei die Provenienz von knapp 400 Werken untersucht worden, sagte die Museumsdirektorin Claudia Emmert am Donnerstag. Als Raubkunst sei dabei bislang keines der Kunstwerke eingestuft worden. Allerdings sei die Herkunft von zwei Gemälden in dieser Hinsicht bedenklich - darunter auch das Werk "Blumenstrauß" von Otto Dix (1891-1969). Das Kunstwerk sei nachweisbar bis 1928 im Besitz des jüdischen Rechtsanwalts Max Strauss gewesen, dann aber erst rund 20 Jahre später in Prag wieder aufgetaucht, sagte die Provenienzforscherin des Museums, Fanny Stoye. Der Verbleib in den Jahren dazwischen sei ungeklärt. Das zweite Werk mit bedenklicher Herkunft sei das Gemälde eines unbekannten Künstlers vermutlich aus dem Bodenseeraum, dessen Provenienz zwischen 1945 bis 1958 ebenfalls unklar sei. Bis Februar 2019 zeigt das Museum mehr als 40 Kunstwerke, die in der Ausstellung "Eigentum verpflichtet. Eine Kunstsammlung auf dem Prüfstand" mit einem Ampelsystem gekennzeichnet sind. Grün stehe dabei für eine unproblematische Herkunft, gelb für Lücken in der Geschichte, orange sei bedenklich, sagtr Stoye. (dpa)
"Eigentum verpflichtet. Eine Kunstsammlung auf dem Prüfstand", Zeppelin Museum, Friedrichshafen, bis 3. Februar 2019

Luigi Ghirri in Essen
Schon gebucht und Koffer gepackt? Man kann allerdings auch imaginär reisen, der italienische Fotograf Luigi Ghirri (1943–1992) hat gezeigt, wie wundervoll das sein kann. Er fotografierte Atlanten, künstliche Berglandschaften aus Beton oder letzlich trostlose Industrieorte. Und verlieh den von Filmkorn überzuckerten Surrogaten einer schönen weiten Welt einen besonderen Zauber. Die Essener Soloschau stellt Ghirris konzeptionelle Arbeitsweise erstmals umfassend in Deutschland vor.
"Luigi Ghirri: Karte und Gebiet", Museum Folkwang, Essen, bis 22. Juli

Weltbeste Pressefotos in Hamburg
Seit fast einem Vierteljahrhundert zeigt das Verlagshaus Gruner + Jahr die weltweit besten Pressefotos eines Jahres. Die diesjährige Ausstellung mit Bildern des World Press Awards 2017 eröffnet am Freitag im Foyer des Pressehauses am Baumwall, wie der Verlag am Donnerstag mitteilte. Bis zum 3. Juni ist unter den Bildern auch das preisgekrönte des venezolanischen Fotografen Ronaldo Schemidt zu sehen. Es zeigt einen 28-jährigen Mann mit schwarzer Gasmaske, dessen Oberkörper in Flammen steht. Das Bild entstand im Mai 2017 bei den Protesten gegen den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro in Caracas. Insgesamt werden Arbeiten von 45 siegreichen Fotografen gezeigt. Der Hamburger Verlag erwartet erneut rund 50 000 Besucher. Bei der World Press Photo Foundation in Amsterdam hatten 4548 Fotografen aus 125 Ländern mehr als 73 000 Bilder eingereicht, aus denen die Jury die besten Motive 2017 auswählte. (dpa)
"World Press Photo-Ausstellung 2018", Gruner + Jahr, Hamburg, bis 3. Juni

Christopher Williams in Hannover
Autos, Kinder, Geschirr, Tiere oder Möbel: die Sujets sind typisch für die westliche Konsumgesellschaft. Aber die Fotos, die Christopher Williams aufwendig in Kooperation mit Bühnenbildnern, Models und Technikern produziert, sind alles andere als banal. Es geht dem 1956 in Los Angeles geborenen Künstler um Bedeutungs- und Ordnungssysteme in der visuellen Kultur. Seine Werke sind voller Verweise auf die Geschichte der Kunst, der Fotografie und des Kinos. In der Hannoveraner Kestner Gesellschaft ist die Williams-Serie "Normative Models" zu sehen.
"Christopher Williams: Normative Models", Kestner Gesellschaft, Hannover, 5. Mai bis 29. Juli, Freitag, 4. Mai, 18.30 Uhr

Chaim Soutine in New York
Gemälde toter Tiere zeigt das New Yorker Jewish Museum in einer neuen Ausstellung. Die insgesamt 32 Bilder stammen vom russisch-französischen Maler Chaim Soutine (1893-1943) und zeigen unter anderem tote Fasane, Ochsen, Hühner und Truthähne. Die "Chaim Soutine: Flesh" betitelte Schau soll von Freitag an bis zum 16. September in dem Museum am Central Park in Manhattan zu sehen sein. Der Expressionist Soutine sei "definitiv einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts" gewesen, sagte Kurator Stephen Brown. Er habe mit Stillleben begonnen, sich dann aber eine Zeit lang auf Ölgemälde toter Tiere fokussiert. "Ich denke, dass hatte mit den Gefühlen über seine Vergangenheit zu tun, die sehr kompliziert und dunkel war. Aber wenn man sich in Gegenwart der Bilder befindet, wird auch schnell klar, dass man es mit einem Maler-Genie zu tun hat." (dpa)
"Chaim Soutine: Flesh", Jewish Museum, New York, bis 16. September

Schau zu Stanley Kubrick als Fotograf in New York
Oscar-Preisträger Stanley Kubrick ist vor allem als meisterhafter Regisseur bekannt - in New York wird er jetzt auch als Fotograf vor Beginn seiner Filmkarriere präsentiert. Der aus dem Stadtteil Bronx stammende Kubrick fotografierte schon als Kind und Jugendlicher viel, 1945 verkaufte er im Alter von 16 Jahren ein Foto zum Tod von Ex-Präsident Franklin D. Roosevelt an das "Look"-Magazin. Seine folgenden Jahre als Fotograf für die Zeitschrift bereiteten seinen Einstieg in die Filmwelt vor. Die Schau im Museum of the City of New York öffnet am Donnerstag. Der 1971 eingestellte Titel "Look" zählte mit "Time" und "Life" einst zu den beliebtesten Magazinen unter Amerikanern. Kubrick fotografierte Themen rund um Theater, Film und Musik, aber auch die U-Bahn, einen Vergnügungspark und Zirkus, Pferderennen oder Besuche beim Zahnarzt. Zudem porträtierte unter anderem Dirigent Leonard Bernstein und Boxer Rocky Graziano. Mit jedem seiner Aufträge zwischen 1945 und 1950 verbesserte Kubrick hinter der Kamera sein Handwerk mit Blick auf Bildkomposition, Ausschnitt und Belichtung. Der Übergang von der Fotografie zum Film fand fast nahtlos statt: 1949 veröffentlichte "Look" Kubricks Porträt über Boxer Walter Cartier. Bald darauf verwandelte Kubrick das Thema in die 16 Minuten lange Dokumentation "Day of the Fight" (Deutsch etwa: Kampftag), die er selbst finanzierte und an einen Filmverleih verkaufte. Der Durchbruch gelang mit "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben", für das Weltraum-Drama "2001: Odyssee im Weltraum" von 1968 gewann Kubrick einen Oscar. (dpa)
"Through a Different Lens. Stanley Kubrick Photographs", Museum of the City of New York, bis 28. Oktober

Staatsgalerie Stuttgart feiert 175. Geburtstag
Die Staatsgalerie Stuttgart feiert am Dienstag ihren 175. Geburtstag. Baden-Württembergs heute wichtigstes Kunstmuseum wurde am 1. Mai 1843 von König Wilhelm I. von Württemberg als "Museum der bildenden Künste" eröffnet. Zur Feier des Jubiläums zeigt die Staatsgalerie die Ausstellung "#meinmuseum" bis 26. August kostenlos. Erstmals werde die wechselvolle Geschichte des Hauses und seiner wertvollen Sammlung dabei anhand wichtiger Wegmarken und Zäsuren im Überblick dargestellt. Über die Ausrichtung der Staatsgalerie sei in den vergangenen 175 Jahren wiederholt auch politisch diskutiert worden, hieß es. "Teils wurde intensiv um die Prämissen gerungen, nach denen gebaut, gesammelt, restauriert, ausgestellt und vermittelt werden sollte." Über die Social-Media-Kanäle wie Twitter und Facebook sind die Besucher aufgerufen, gemeinsam über das Museum der Zukunft zu sprechen. Statements, Geschichten und Highlights in Bild, Text oder Video werden in die Ausstellung eingebunden. (dpa)
"#meinmuseum", Staatsgalerie Stuttgart, bis 26. August

17 Ausstellungen in 13 Ruhrgebiets-Städten zum Thema "Kunst & Kohle"
Ein Kohle-Parfüm, eine Klangcollage aus dem Bergwerk und ein verhülltes Wasserschloss: Zum Ende der Steinkohleförderung in Deutschland zeigen 17 Museen im Ruhrgebiet, wie Kohle und Bergbau Künstler inspiriert haben. Die dezentrale Schau in 13 Städten steht unter der Überschrift "Kunst & Kohle". Die meisten Einzelausstellungen beginnen in den kommenden Tagen und enden Mitte September. Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, wie die RuhrKunstMuseen am Mittwoch in Herne mitteilten. "Die Ausstellung präsentiert ein breites Spektrum künstlerischer Herangehensweisen an das Thema", sagte Projektleiter Prof. Ferdinand Ullrich. Werke von rund 150 Künstlern sind zu sehen. So hat unter anderem der ghanaische Künstler und documenta-Teilnehmer Ibrahim Mahama in seiner Arbeit "Coal Market" das Schloss Strünkede in Herne mit gebrauchten Jutesäcken aus seiner Heimat verhüllt. Die Künstlerin Helga Griffiths präsentiert in Mülheim eine aus Steinkohle destillierte Duftkreation. (dpa)
Infos hier

Ottmar Hörl in Völklingen
Die Hüttenarbeiter sind wieder da: 100 Arbeiter-Figuren aus Kunststoff hat der Nürnberger Konzeptkünstler Ottmar Hörl im Weltkulturerbe Völklinger Hütte aufgestellt. "Sie erinnern in kreativer und emotionaler Weise an die Menschen, die in der Völklinger Hütte gearbeitet haben", sagte der Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, Meinrad Maria Grewenig, zum Start am Dienstag. Die 1,10 Meter großen Figuren in Orange, Gold und Grau hat Hörl über das gesamte Hüttengelände verteilt, das 1986 stillgelegt worden war. Mit seinen Mini-Arbeitern wolle er den früheren Arbeitern ein Denkmal setzen, erklärte Hörl. Bei einem Gang durch die Stätten des alten Eisenwerks - die heute Ausstellungsgelände sind - habe er gemerkt, "dass die Menschen, die eigentlich dieses Werk ausmachen, fehlen." In seinem Projekt "Second Life - 100 Arbeiter" brachte er sie zum Tag der Arbeit zurück: Mit Helm und in Arbeitskleidung. Hörl ist bekannt für seine seriellen Figurenkreationen. Unter anderem hat er sich Karl Marx, Martin Luther und Richard Wagner gewidmet. Die Arbeiter von Hörl seien der Auftakt zum Thema "Arbeiten auf der Völklinger Hütte", das in den nächsten Jahren ein Schwerpunkt im Weltkulturerbe sein werde, sagte Grewenig. Die Völklinger Hütte ist das weltweit einzig erhaltene Eisenwerk aus dem Industriezeitalter. Sie war 1986 nach rund 100 Jahren stillgelegt und 1994 zum Weltkulturerbe erklärt worden. (dpa)
"Ottmar Hörl: Second Life - 100 Arbeiter", Völklinger Hütte, bis 31. Dezember