Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

​Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Dresden, Düsseldorf, Leipzig, Linz, London, Paris, Prag, São Paulo, Winterthur und Wuppertal

Ville Kylätasku in Berlin
"Schwarz repräsentiert für mich das Universum, das laut Wissen­schaft zu 99,9999 Prozent aus Vakuum besteht", sagt Ville Kylätasku über seine Gemälde. Trotzdem sind die Bilder des 1979 in Tampere geborenen Finnens nicht deprimierend. Es gibt immer Figuren und Farben im schwarzen Vakuum. Seine Malerei stellt er in der Ausstellung "Ultraviolet" bei der Galerie Russi Klenner in Berlin-Kreuzberg vor.
"Ultraviolet", Galerie Russi Klenner, Berlin, 8. September bis 20. Oktober

Ruth Wolf-Rehfeldt in Dresden
"Für Ruth, der Himmel in Los Angeles" - unter diesem Titel stellt das Dresdner Albertinum die Berliner Künstlerin und Schöpferin von Schreibmaschinengrafiken, Ruth Wolf-Rehfeldt (Jahrgang 1932), vor. Kern der bis Anfang 2019 laufenden Schau sind zeitlos scheinende "Typewritings" der 70er- und 1980er Jahre, wie die Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) vor der Eröffnung am Freitag mitteilten. Die Ausstellung zeigt grafische Kompositionen von Text und Bild, verwoben auf einer Erika-Schreibmaschine: Diagramme, Muster, abstrakte Poesien und Collagen, darunter auch die 2017 für den Kunstfonds des Freistaates erworbenen Werke. Diese 62 Arbeiten sind um Werke des US-Amerikaners David Horvitz (Jahrgang 1982) ergänzt, die im Austausch mit Wolf-Rehfeldts Schaffen entstanden. Darunter ist auch ein Kunstwerk, das zum Ausprobieren der Mail Art (Postkunst, Korrespondenzkunst) einlädt. Die aus Sachsen stammende Wolf-Rehfeldt war trotz eingeschränkter Reisefreiheit und überwachter Kommunikation aktives Mitglied der internationalen Mail-Art-Bewegung. Ihr Schaffen wurde 2017 zur Documenta 14 wiederentdeckt - ein Vierteljahrhundert, nachdem sie ihr letztes Bild getippt hatte. (dpa)
Albertinum, bis 6. Januar

Gegenwartskunst in Düsseldorf
Mit einer Neupräsentation von Spitzenwerken der deutschen und internationalen Gegenwartskunst will das K21 Ständehaus der Kunstsammlung NRW neue Besucher gewinnen. Nach mehrwöchigem Umbau öffnete das Museum in Düsseldorf am Donnerstag wieder seine Türen. Künftig kann man bei einem Rundgang durch die hellen Säle Bilder, Video- oder Fotoarbeiten etwa von Jeff Wall, Paul McCarthy, Rosemarie Trockel, Thomas Schütte oder Marina Abramovic besichtigen. Einige Klassiker aus der Sammlung der nordrhein-westfälischen Landesgalerie hat Kunstsammlungschefin Susanne Gaensheimer wieder aus dem Depot zutage gefördert – etwa die Strickbilder von Trockel oder eine überdimensionale schwarze Maus auf einem schlafenden Menschen von Katharina Fritsch. "Auch für mich war das eine Entdeckung", sagte Gaensheimer über ihre Funde. Frisch restauriert wurden die zahlreichen Monitore der raumfüllenden Installation "Das Deutschlandgerät" von Reinhard Mucha. Auch das Archiv der Düsseldorfer Avantgarde-Galerie Konrad Fischer ist zu besichtigen. Eine Begegnung mit der Unterschrift von US-Präsident Donald Trump gibt es in der Eröffnungsausstellung der geheimnisumwitterten US-Künstlerin Lutz Bacher. Wie ein Fries an den Wänden zieht sich Trumps Signatur durch mehrere Säle. In der Mitte stehen mit Holzwolle aus Texas gefüllte Schlafanzughosen. Die Schau ist ab Freitag bis zum 6. Januar 2019 im K21 zu sehen. (dpa)
Re-Opening des K21, Düsseldorf, ab 6. September

Spinnerei-Rundgang in Leipzig
Die alte Baumwollspinnerei in Leipzig wurde 1992, ein Jahrhundert nach ihrer Eröffnung, umfunktioniert. Heute haben auf dem ehemaligen Industrieareal hundert Künstlerateliers, elf Galerien und Ausstellungsräume einen Platz: darunter Eigen + Art, The Grass is Greener oder Tobias Naehring. Am Wochenende öffnen die Galerien und Ausstellungsräume für den traditionellen Herbstrundgang. 
Rundgang der Spinnerei Galerien, Leipziger Baumwollspinnerei, 8. und 9. September

Ars Electronica in Linz
Das Scheitern und die Fehlerkultur stehen im Mittelpunkt des diesjährigen Ars Electronica Festivals in Linz. Unter dem Motto "Error – the Art of Imperfection" bietet das Medienkunstfestival vom 6. bis 10. September über 500 Programmpunkte, darunter Konferenzen, Ausstellungen und Konzerte. Da sich bei der digitalen Revolution viele Wirtschaftsbranchen und Berufsfelder grundlegend veränderten, sei Mut heute gefragter als je zuvor. "Fehlerkultur, Risikobereitschaft und Kreativität sind die vielleicht wichtigsten Zukunftskompetenzen unserer Zeit", so die Veranstalter des Festivals. Über 1000 Künstler, Wissenschaftler, Designer und Ingenieure gehen dabei an fünf Tagen der Frage nach aktuellen technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und ihren möglichen Auswirkungen in der Zukunft nach. Ein Beispiel für ein Exponat auf dem Festival sind sogenannte Life Capsules einer Kunststoff-Firma. Die Idee: Eiergroße Behälter aus recycelbarem Kunststoff mit Pflanzensamen und Nährstoffen zu füllen, von Flugzeugen abzuwerfen und so einen Beitrag zum Aufforsten von Gebieten zu leisten.
Ars Electronica, Linz, bis 10. September

Daniel Richter in London
Der deutsche Künstler Daniel Richter stellt in seiner ersten Solo-Schau in London neue Gemälde vor, die er "nackt und schwitzend" im Studio über die Sommermonate malte. Im Gespräch sagte Richter, die 16 großen Ölgemälde seien teilweise von "größerer Verwirrung, Chaos und Unsicherheit" gekennzeichnet. "Das Terrain der Gefühle und Unsicherheiten ist für den Künstler herausfordernder geworden", sagte der 55-jährige zur Eröffnung. Die Galerie Thaddaeus Ropac, sieht eine "experimentelle Fortentwicklung in der visuellen Sprache" des Künstlers. Klar definierte Farbfelder werden von Fragmenten scheinbar gequälter, fließender Körperteile überlagert."Eine Balance von Terror und Schönheit", sagt Richter dazu. (dpa)
"I Should Have Known Better", Thaddaeus Ropac, London, bis 28. September

Videospiele in London
Videospiele stehen im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung im renommierten Victoria and Albert Museum in London. Gezeigt wird dort unter anderem ein Xbox Adaptive Controller. Microsoft will mit diesem Gerät Menschen mit eingeschränkter Mobilität das Spielen erleichtern. "Videospiele sind heutzutage Teil unserer gelebten Realität", sagte am Dienstag die Hauptkuratorin für Design und Digitales im Museum, Corinna Gardner. (dpa)
"Design/Play/Disrupt", Victoria & Albert Museum, London, 8. September bis 24. Februar 2019

Picasso in Paris
Unter dem Titel "Picasso – Meisterwerke" stellt sich das Picasso-Museum in Paris von Dienstag an die Frage, was der Begriff Meisterwerk bei Pablo Picasso bedeutet. Die Werkschau widmet sich einigen der bedeutendsten Werken des spanischen Künstlers. Dabei wird die Rolle hinterfragt, die Kritiker, Galeristen und Kunsthistoriker bei dem Prozess spielen, der aus einem Gemälde ein Meisterwerk macht. Unter anderem wird die Geschichte des Bildes "Les Demoiselles d’Avignon" illustriert, das anfänglich auf Unverständnis und Ablehnung gestoßen war. Die Arbeit aus dem Jahr 1907 gilt als epochales Meisterwerk, das den Kubismus eingeleitet hat. Sie wurde 1939 vom Museum of Modern Art in New York erworben. Gezeigt werden Gemälde, Skulpturen, Papierarbeiten sowie bedeutendes Archivmaterial. (dpa)
"Picasso. Chefs-d'oeuvre", Musée national Picasso, Paris, bis 13. Januar 2019

Frantisek Kupka in Prag
Frantisek Kupka gehörte zu den großen Pionieren der abstrakten Malerei. Wer die Ausstellung mit den Werken des Tschechen im Pariser Grand Palais verpasst hat, bekommt nun eine zweite Chance: Am Freitag öffnete in Prag die Schau "Frantisek Kupka 1871–1957", die bis zum 20. Januar 2019 in der Wallenstein-Reithalle der tschechischen Nationalgalerie zu sehen ist. Zahlreiche Leihgaben stammen aus dem Centre Pompidou, dem New Yorker Guggenheim-Museum und der Wiener Albertina. Die chronologisch angeordnete Übersicht ermögliche es dem Besucher, den künstlerischen Weg Kupkas von symbolistischen Malereien über expressionistische Porträts bis hin zur abstrakten Kunst, der Sprache der Formen und Farben, nachzuverfolgen, teilte die Galerie mit. Zu sehen ist Kupka aber auch als satirischer Zeichner und Illustrator mit vielfältigen Interessen. Der 1871 im ostböhmischen Opocno (Opotschno) geborene Frantisek, auf Deutsch auch Franz, Kupka studierte in Prag und in Wien. Später ging er nach Frankreich, wo er 1957 vereinsamt in einem Pariser Vorort verstarb. Der zu Lebzeiten wenig beachtete Pionier zählt heute zu den am teuersten gehandelten tschechischen Künstlern. Eines seiner Ölgemälde, "Élévations" (Erhabenheit) von 1938, wurde im Februar für umgerechnet rund zwei Millionen Euro versteigert. (dpa)
Nationalgalerie, bis 20. Januar

Die Biennale in São Paulo
Mit den großen Botschaften ist es zurzeit so eine Sache. Die Populisten kapern die heroischen Erzählungen und sehen zu, wie die anderen unbeholfen um Antwort ringen. Eine Gegenbewegung könnte das Kleine sein, das Vielfältige, Unberechenbare, das dem Einzelnen ohne Vorwarnung ganz nahe kommt. Die Biennale in São Paulo versucht es in diesem Herbst mit einer solchen Annäherung ohne großen Theorieüberbau. "Affective Affinities" heißt der Titel der 33. Ausgabe der zweitältesten Kunstbiennale. Er verspricht Unvorhersehbares, das berühren soll. Auch das Konzept des künstlerischen Leiters Gabriel Pérez-Barreiro setzt auf Diversität und Hie­rarchieabbau. Die Macht des Kurators, die durchaus etwas Autokratisches haben kann, verteilt der Direktor der Colección Patricia Phelps de Cisneros in Caracas und New York auf sieben Künstler: Alejandro Cesarco, Antonio Ballester Moreno, Claudia Fontes, Mamma Andersson, Sofia Borges, Waltercio Caldas und Wura-Natasha Ogunji. Neben den von Pérez-Barreiro kuratierten Projekten wird jeder der eingeladenen Künstler eine Gruppenschau zusammenstellen, sodass in São Paulo insgesamt sieben Schauen zu sehen sein werden. Jeder Künstler-Kurator lässt sich von Affekten und Affinitäten leiten, am Ende soll eine weder thematisch noch ideologisch vorgeformte Biennale stehen, die die vielen Facetten künstlerischer Arbeit zeigt. 
"Affective Affinities", verschiedene Orte, 7. September bis 9. Dezember

Karin Sander in Winterthur
Karin Sander liebt es, neuartige Verfahren auszuprobieren: So war sie eine der ersten Künstlerinnen, die Werke mit 3-D-Scannern und –Druckern herstellte. Das Kunst Museum Winterthur widmet der Rheinländerin nun eine Werkschau. Zu sehen sind dort die "Wandstücke", spiegelglatt polierte Flächen als unerwartete Form der Wandmalerei, und Sanders "Mailed Paintings", unbehandelte und unverpackt verschickte Leinwände, auf denen sich die Spuren dieser Transporte zeigen.
Kunst Museum Winterthur, 7. September bis 18. November 

Paula Modersohn-Becker in Wuppertal
"Wie schade" waren die letzten Worte von Paula Modersohn-Becker, als sie im Alter von nur 31 Jahren starb. Diesen Seufzer dürfte auch so manchem Besucher der neuen Ausstellung im Von der Heydt-Museum in Wuppertal tun, denn unwillkürlich fragt man sich, was diese Vorläuferin der Expressionisten noch alles gemacht hätte, wenn ihr nur mehr Zeit vergönnt geblieben wäre. Gezeigt werden ab diesem Sonntag rund 80 Arbeiten, die Hälfte von Modersohn-Becker, die andere Hälfte von Künstlern aus ihrem Umfeld oder solchen, die sie inspirierten. Den Grundstock der Schau bilden die mehr als 20 Gemälde der Künstlerin aus der Sammlung, darunter Porträts, Selbstporträts, Stillleben und Landschaften. Als junge Malerin musste sich die in Dresden geborene Paula Becker  in einer Männerwelt behaupten. 1898 schloss sie sich der Künstlerkolonie Worpswede in der Nähe von Bremen an und heiratete 1901 den älteren Otto Modersohn. Bis 1907 hielt sie sich immer wieder für mehrere Monate in Paris auf, um die neuesten Strömungen der Kunst kennenzulernen. So setzte sie sich mit Cézanne, Gauguin und Vincent van Gogh auseinander - damals noch eher ein Geheimtipp. (dpa)
"Paula Modersohn-Becker: Zwischen Worpswede und Paris", Von Der Heydt-Museum, Wuppertal, 9. September bis 6. Januar 2019