Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Foto: Annemie J. Martin, Anna Szkoda
Foto: Annemie J. Martin, Anna Szkoda
Foto zur Mode-Kollektion "Stichwort LIEBE an 0157- 370 356 36 " von Johanna Frahm, zu sehen in der Ausstellung "Modefotografie. Retrospektive einer Zusammenarbeit" in Halle (Saale)

Eröffnungen und Ausstellungen: Tipps für Berlin, Bremen, Düsseldorf, Halle, Hamburg, London, München, Münster, Paris, Prag, Rostock, Tübingen und Wien

"Museum Global" in Düsseldorf
Die Sammlung mit Meisterwerken von Pablo Picasso, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Jackson Pollock oder Otto Dix ist abgehängt. Ein riesiger Pfeil an der Fassade leitet Besucher in ein neues Forum: Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen hat sich umgekrempelt für eine neue Ausstellung. Die Stärke des Hauses sind die Klassiker von 1910 bis 1960. Doch nun geht es darum, was sich in der Zeit außerhalb der westlichen Kunstzentren tat. Die Ausstellung "Museum Global" verlässt den euro-zentristischen Blick. Die Chefin des Hauses, Susanne Gaensheimer, spricht davon, die "Sammlungsgeschichte neu zu beleuchten und auf eine globale Perspektive hin zu befragen". Präsentiert werden Kunstwerke, die wenige kennen. Sie kommen aus Japan, Mexiko, Brasilien, Nigeria, Indien, dem Libanon oder Moskau. Zwischendurch, wie um ihre Klasse zu unterstreichen, hängen berühmte Arbeiten von Picasso, Wassily Kandinsky oder Max Ernst an der Wand. "Mikrogeschichten einer ex-zentrischen Moderne" erzählt die Schau. Der Japaner Yorozu Tetsugoro etwa war nie in Europa. Aber er studierte seit 1907 in Tokio westliche Malerei. Seine kraftvoll gemalten Porträts zeigen die Suche nach eigenem Ausdruck. Die Abschlussarbeit "Nackte Schönheit", die eine Frau mit blankem Busen und roter Hose auf einer Wiese darstellt, machte seinerzeit Furore. Eine verblüffende Paarung ergibt sich mit dem Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner: "Mädchen unter Japan-Schirm" von 1909 erscheint wie ein Hinweis auf einen Austausch in der Zeit. "Es tut den Bildern gut, dass sie Gäste haben", kommentierte eine Kuratorin den neuen Blick. Die brasilianische Malerin Tarsila do Amaral präsentierte sich in den 1920er-Jahren in Paris als selbstbewusste Künstlerin. In einem ihrer naiv anmutenden Bilder verlegte sie den Eiffelturm in den bunten Karneval eines Armenviertels in Rio. Als ewiger Wanderer wird der Maler Lasar Segall gezeigt: Der 1889 im heutigen Litauen geborene jüdische Künstler spielte eine wichtige Rolle für den Expressionismus in Deutschland, er übersiedelte nach Brasilien. Seine Bilder behandeln die Emigration, so eine in Brauntönen gehaltene Szene mit vielen Details auf einem Schiff voller Flüchtlinge. Drei Jahre lang haben die Mitarbeiter der Kunstsammlung an der Ausstellung gearbeitet, Länder bereist, Bilder gesichtet und sich mit der eigenen, 1961 gegründeten Sammlung beschäftigt. Das Projekt wurde von der Kulturstiftung des Bundes gefördert. (dpa)
"Museum Global", K20, Düsseldorf, 10. November bis 10. März 2019; Eröffnung: Freitag, 9. November, 19 Uhr

"Insane in the Membrane" in Düsseldorf
Haut fasziniert. Als dünne, den Körper umspannende Schicht schützt sie diesen nicht nur, sondern ist zugleich auch eine Leinwand und Projektionsfläche für die menschliche Selbstdarstellung. Damit bildet sie als Membran – als Trennschicht – auf der einen Seite eine Grenze zur Außenwelt und macht den Menschen, der sich über sie darstellt, auf der anderen Seite zugänglich. Doch mit einem Pradigmenwechsel in der Kommunikation durch die zunehmende Digitalisierung verliert die Haut laut dem Philosophen Byung-Chul Han ihre Rolle als Kommunikationsmedium und im wahrsten Sinne als Berührungspunkt.
In der Ausstellung "Insane in the Membrane" in der Sammlung Philara setzen sich neun Künstler, die zwischen Anfang der 80er und Anfang der 90er-Jahre geboren sind und damit an der  Schnittstelle zu den "Digital Natives" stehen, mit dem Vorwurf der "Narzissifizierung" der Menschen durch die Digitalisierung und mit dem vermeintlichen Verlust des Taktilen auseinander.
"Insane in the Membrane", Sammlung Philara, Düsseldorf, 10. November bis 13. Januar 2019

Birgit Jürgenssen in Tübingen
Mit Fotografien, Zeichnungen, Objekten und Filmen setzte sich Birgit Jürgenssen mit dem eigenen Körper auseinander. Neben Valie Export und Maria Lassnig gehört die 2003 verstorbene Künstlerin zur Avantgarde der 70er-Jahre in Österreich. In der Kunsthalle Tübingen ist die erste umfassende Jürgenssen-Werkschau in Deutschland zu sehen – mit rund 200 Werken, die unerhört selbstbewusst und komisch sind.
"Birgit Jürgenssen: ICH BIN.", Kunsthalle Tübingen, 10. November bis 17 Februar 2019; Eröffnung: Freitag, 9. November, 20 Uhr

Modefotografie in Halle
Modefotografie von drei Hochschulen ist ab 14. November in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt in Halle zu sehen. Gezeigt werden rund 90 Arbeiten. Sie entstanden bei der Zusammenarbeit der Modeklasse der Kunsthochschule Halle Burg Giebichenstein, der HWA Hamburg und der Ostkreuzschule für Fotografie Berlin. Neben der gezeigten Mode im Wandel spiegeln die Arbeiten auch Zeit, Gesellschaft und Rollenverständnis der Geschlechter. Außerdem bietet sich ein spezifischer Blick auf die Stadt Halle als Ort der Fotoinszenierungen. Seit 2005 arbeiten die Foto- und Modestudenten aus Halle, Hamburg und Berlin einmal im Jahr in einer Projektwoche zusammen. (dpa)
"Modefotografie. Retrospektive einer Zusammenarbeit", Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, Neuwerk 11, Halle (Saale), 14. November bis 9. Dezember; Eröffnung: Sonntag, 11. November, 17 Uhr

Rosa Barba in Bremen
Film als analoges Medium verschwindet langsam. Künstlerinnen wie Rosa Barba ziehen es jedoch vor, mit Zelluloid, Filmspulen und Projektoren zu arbeiten. Der Umgang der deutsch-italienischen Künstlerin mit Film ist skulptural, sie stellt die Apparaturen häufig als kinetische Objekte in den Raum. In einer Soloschau der Kunsthalle Bremen geht es nun vor allem um Barba als Spurensucherin, die Orte und Situationen erforscht.
"Rosa Barba. Geschichte als Skulptur", Kunsthalle, Bremen, 10. November bis 10. Februar 2019; Eröffnung mit Künstlerinnengespräch: Freitag, 9. November 2018, 17 Uhr

Kunst der Novembergruppe in Berlin
Sie war eine streitbare Avantgarde der Moderne: Während der Revolution 1918 in Berlin schlossen sich Künstler, Architekten, Schriftsteller, Komponisten und Filmemacher zur sogenannten Novembergruppe zusammen, um für Freiheit, Demokratie und Vielfalt einzutreten. Hundert Jahre später gibt die Berlinische Galerie in einer Ausstellung erstmals einen umfassenden Überblick über die unkonventionelle Künstlervereinigung. Unter dem Titel "Freiheit" sind rund 120 Werke von 70 Künstlern zu sehen, darunter von Stars der Moderne wie Otto Dix, Walter Gropius, George Grosz, Paul Klee und Piet Mondrian, aber auch viele Neuentdeckungen. Die Gruppe hatte dem Museum zufolge das Ziel, Kunst allen Menschen zugänglich zu machen und die junge deutsche Republik zu unterstützen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten brach die Vereinigung auseinander und geriet lange in Vergessenheit. Erst intensive Recherchen in Nachlässen und Archiven hätten die Ausstellung möglich gemacht, hieß es. (dpa)
"Freiheit – Die Kunst der Novembergruppe 1918-1935", Berlinische Galerie, Berlin, 9. November bis 11. März 2019

"Kinder der Wende" in Berlin
Das Berliner DDR-Museum präsentiert in einer neuen Ausstellung Biografien junger Erwachsener, die im Jahr des Mauerfalls in der DDR geboren wurden. Die kleine Schau "Jahrgang '89 – Die Kinder der Wende" zeigt nicht nur die unterschiedliche Entwicklung von 16 Menschen, von denen einige heute in den alten Ländern leben. Zu sehen sind auch persönliche Erinnerungsstücke, darunter ein seit Generationen genutzter Mixer. Es würden 29-Jährige in den Mittelpunkt gerückt, die den Mauerfall nicht bewusst erlebt haben, sagt Kurator Sören Marotz. (dpa)
"Jahrgang '89 – Die Kinder der Wende", DDR-Museum, Berlin, 10. November bis 28. Februar 2019; Eröffnung: Freitag, 09. November, 19.00 Uhr

Ausstellung "Kristallnacht" in Berlin
Mit der "Kristallnacht" am 9. November 1938 begann die systematische Verfolgung der Juden in Deutschland. Synagogen wurden angezündet, Geschäfte geplündert, jüdische Bürger verfolgt und Zehntausende deportiert. Rund 100 Menschen wurden ermordet. Zum 80. Jahrestag zeichnet die Ausstellung "Kristallnacht" in Berlin nun den antijüdischen Terror vom November 1938 nach und porträtiert Opfer, aber auch Täter. Am Beispiel von Orten wie Guntersblum (Rheinland-Pfalz), Berlin, Hof (Bayern) oder Brühl (Nordrhein-Westfalen) gibt die Schau im NS-Dokumentationszentrum Topographie des Terrors einen Überblick über die Vernichtung jüdischen Lebens. Zu sehen sind von diesem Mittwoch an auch bewegende Aufnahmen des Fotografen Roman Vishniac, der das osteuropäische Judentum in den 30er Jahren porträtierte. Schon in der NS-Zeit wurde der Begriff "Reichskristallnacht" verwendet – angeblich eine Schöpfung des Berliner Volksmundes, wie es in der Ausstellung heißt. Nachweisen lasse sich der Begriff erstmals im Juni 1939 auf einem NSDAP-Gautag. Mit dem Ausstellungstitel "Kristallnacht" wolle die Schau eine Diskussion über das Erinnern anstoßen, sagte Andreas Nachama, Direktor des Dokumentationszentrums, am Dienstag. Denn der bis heute benutzte Begriff "Novemberpogrome" sei irreführend. Das Wort Pogrome, das betonte auch Kurator Ulrich Baumann, beziehe sich historisch auf spontane Gewaltausbrüche in Osteuropa im 19. Jahrhundert. Die "Kristallnacht" sei dagegen von oben angeordnet und von den Nationalsozialisten als Ausdruck des "Volkszorns" nach dem Attentat auf einen deutschen Diplomaten in Paris durch einen Juden gezielt in Gang gesetzt und gesteuert worden. Erst 1978 habe die Erinnerung an den Novemberterror in einer größeren Öffentlichkeit Anklang gefunden. "Die Zeit war dafür reif", sagte Baumann – auch durch die Ausstrahlung der US-Serie "Holocaust". In der DDR sei damals die Zahl der Gedenktage auch sprunghaft gestiegen. Mitinitiatorin der Ausstellung ist die Stiftung Mahnmal für die ermordeten Juden Europas. (dpa)
"'Kristallnacht' – Antijüdischer Terror 1938", Stiftung Topographie des Terrors, Berlin, bis 3. März 2019

Fotografie von 1918/19 in Berlin
Versehrte Kriegsheimkehrer und ausgelassene Revue-Besucher, ein abdankender Kaiser und niedergeknüppelte Revolutionäre - eine Fotoausstellung in Berlin lässt die dramatischen Ereignisse während der Revolution 1918/19 noch einmal lebendig werden. Im Museum für Fotografie sind von Freitag an mehr als 300 Bilder, Postkarten, Plakate, Zeitungen und Filmausschnitte zu sehen, mit denen Fotografen den Beginn der ersten deutschen Republik festgehalten haben. "Dabei lieferten sie kein objektives Bild der Geschichte", schrieb das Museum am Donnerstag in einer Mitteilung. "Sie konnten nicht an allen Brennpunkten arbeiten, richteten ihre Kameras nach subjektiven Kriterien auf das Geschehen und legten mit dem Bildausschnitt fest, was überliefert werden sollte." Ein Großteil der Bilder stammt aus dem Archiv des Berliner Pressefotografen Willy Römer, weitere Ergänzungen und Leihgaben kommen hinzu. Die Revolution am Ende des Ersten Weltkriegs hatte am 9. November 1918 zur Ausrufung der Republik und dem Ende der Monarchie geführt. In Berlin war die Zeit danach von großen Widersprüchen geprägt – erbitterte politische Kämpfe einerseits und eine beispiellose Lebensfreude andererseits. (dpa)
"Berlin in der Revolution 1918/19. Fotografie, Film, Unterhaltungskultur", Museum für Fotografie, Berlin, bis 3. März 2019

"Bauhaus und Amerika" in Münster
Unter dem Titel "Bauhaus und Amerika. Experimente in Licht und Bewegung" zeigt das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster 150 Arbeiten von 50 Künstlern. Die Ausstellungsmacher zeigen, welchen Einfluss die in die USA wegen der Nazis emigrierten Bauhaus-Künstler auf die amerikanische Kunstszene hatten, wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe am Donnerstag zur Eröffnung mitteilte. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Auseinandersetzungen mit Licht und Bewegung. László Moholy-Nagys "Licht-Raum-Modulator" aus dem Jahr 1930 gilt als erste großformatige kinetische Lichtskulptur. Das Werk ist in Münster von 11 bis 16 Uhr für jeweils 15 Minuten zu sehen. Welchen Einfluss der in Bottrop geborene Josef Albers auf seine Schüler in den USA hatte, zeigen Werke von Richard Anuszkiewicz, Julian Stanczak und Sue Fuller. Albers, der durch seine großformatigen farbigen Quadrate bekannt wurde, machte die Amerikaner in den 1960er-Jahren laut LWL mit dem skeptischen Sehen vertraut. (dpa)
"Bauhaus und Amerika. Experimente in Licht und Bewegung", LWL-Museum, Münster, bis 10. März 2019

Roboter und Künstliche Intelligenz in Hamburg
Können uns Roboter und Künstliche Intelligenz (KI) das Leben erleichtern? Oder sind sie eine ernstzunehmende Gefahr für die Menschheit? Anregungen zu diesen Fragen will die Ausstellung "Out of Office. Wenn Roboter und KI für uns arbeiten" im Hamburger Museum der Arbeit geben. "Keiner kennt die Wahrheit. Ob optimistisch oder apokalyptisch – die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte", sagte Daniel Opper vom Bucerius Lab der Zeit-Stiftung am Dienstag in Hamburg. Ziel der Ausstellung sei es, die Dimension der mit der Digitalisierung der Arbeitswelt verbundenen Veränderungen zu erkunden und den Besuchern eine Orientierung in der Debatte zu geben. (dpa)
"Out of Office. Wenn Roboter und KI für uns arbeiten", Museum der Arbeit, Hamburg, bis 19. Mai 2019; Eröffnungsfestival: Samstag, 10. November, 11.00-20.00 Uhr

"Sieben Kisten mit jüdischem Material" in München
Überreste geraubter Ritualgegenstände aus ehemaligen Synagogen sind jetzt im Jüdischen Museum in München zu sehen. Die Ausstellung "Sieben Kisten mit jüdischem Material – Von Raub und Wiederentdeckung 1938 bis heute" zeigt rund 150 Objekte, darunter Seder-Becher, Chanukka-Leuchter und Schmuck für die Tora. Viele der kostbaren Gegenstände stammten aus Würzburg und Umgebung, teilte das Museum am Montag in München mit. Etwa ein Drittel sei von den Nationalsozialisten 1938 während des Novemberpogroms beschlagnahmt worden. Die kostbaren Gegenstände galten lange als verschwunden. 2016 wurden sie im Depot des heutigen Museums für Franken in Würzburg entdeckt. Zwei Jahre lang hatte das Jüdische Museum in München geforscht, um ihre Herkunft zu klären. Hilfreich waren dabei Fotos, die der Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden in den 1920er Jahren in Auftrag gegeben hatte, um das Inventar der Gotteshäuser zu dokumentieren. Die zum Teil stark beschädigten Fundstücke stammen unter anderem aus ehemaligen Synagogen Arnstein, Ebelsbach, Gochsheim, Heidingsfeld, Miltenberg, Schweinfurt und Würzburg. Die Ausstellung gibt auch Einblicke in die Biografien der Stifter, die die Gegenstände einst den Synagogen geschenkt hatten. Viele wurden von den Nazis ermordet, einige konnten fliehen. Fotos dokumentieren zudem die Deportation der unterfränkischen Juden. (dpa)
"Sieben Kisten mit jüdischem Material – Von Raub und Wiederentdeckung 1938 bis heute", Jüdisches Museum München, bis 1. Mai 2019

Wes Anderson als Kurator in Wien
Der für seine eigenwilligen Filme ("Grand Budapest Hotel", "Isle of Dogs") bekannte US-Regisseur Wes Anderson und seine Lebensgefährtin Juman Malouf haben eine ganz besondere Schau im Kunsthistorischen Museum Wien zusammengestellt. Unter dem Titel "Spitzmaus Mummy in a Coffin and other Treasures" hat Anderson aus den mehr als vier Millionen Objekten des Museums rund 420 ausgesucht, von denen 350 aus den Depots des Hauses stammen. Es sei kein akademischer Blick auf die Schätze des Museums, vielmehr zeige die Auswahl einen "ganz subjektiven Blickwinkel", meinte KHM-Generaldirektorin Sabine Haag am Montag zur Eröffnung. Der mit 22 Zentimetern gar nicht so kleine, 2500 Jahre alte Sarg einer Spitzmaus aus dem alten Ägypten steht im Mittelpunkt. Zur Mixtur gehören auch die Porträts von Haarmenschen aus dem 16. Jahrhundert, die normalerweise im Schloss Ambras in Innsbruck zu sehen sind. Der für seine schrägen, originellen und bildstarken Filme bekannte Texaner hat fast erwartungsgemäß auch das Porträt eines Riesen und eines Zwerges ausgesucht ("Der Riese Bartlmä Bona mit dem Zwerg Thomele", Ende 16. Jahrhundert). Was ihn an den vier fast noch frischen Emu-Eiern – erst im März 2018 vom Naturhistorischen Museum angekauft - faszinierte, erschließt sich nicht sofort. Der 49-Jährige Texaner und die aus dem Libanon stammende Illustratorin Malouf haben nach den Worten von KHM-Kurator Jasper Sharp viel Zeit in den 14 Sammlungsdepots des Museums und befreundeter Häuser verbracht. "Sie hatten praktisch freie Hand." (dpa)
"Spitzmaus Mummy in a Coffin and other Treasures", Kunsthistorisches Museum, Wien, bis 28. April 2019

Eröffnung des "Haus der Geschichte" in Wien
Erstmals befasst sich Österreich in einem Bundesmuseum intensiv und kritisch mit seiner jüngeren Vergangenheit. Das "Haus der Geschichte Österreich", das am Samstag in der Wiener Hofburg eröffnet wird, sei ein Meilenstein in der Museumslandschaft der Alpenrepublik und ein klares Bekenntnis des Landes zur Auseinandersetzung mit allen Facetten der vergangenen 100 Jahre, sagte die Museumsdirektorin Monika Sommer am Mittwoch in Wien. Rund 20 Jahre lang wurde über die Errichtung des Museums debattiert. Erst 2017 nahm die Verwirklichung angesichts des bevorstehenden 100. Jahrestags der Gründung der Republik Fahrt auf. Auf den 800 Quadratmetern der Ausstellung ist unter anderem das "Waldheimpferd" zu sehen – eine vier mal vier Meter große Holzkonstruktion eines Vereins, die 1986 in plakativer Weise an die NS-Vergangenheit des damaligen Präsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim erinnerte. Waldheim war Mitglied einer NS-Reiterstaffel, hatte sich aber immer bemüht, seine Rolle unter den Nazis herunterzuspielen. Unter dem Titel "Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918" werden unter anderem das Elend der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, die Zeit des sogenannten Austro-Faschismus in den 1930er Jahren, der Anschluss an Nazi-Deutschland 1938 und die Beteiligung der Österreicher am Völkermord an den Juden thematisiert. Die Ausstellung solle dazu beitragen, die oft "erschütternde" Unkenntnis der Jugend zu bekämpfen, meinte der Historiker Oliver Rathkolb. (dpa)
"Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918", Haus der Geschichte, Wien, bis 10. November bis 17. Mai 2020
Eröffnungsfest: Samstag, 10. November, 11.00 – 21.00 Uhr, am Heldenplatz

Klimt und Schiele in London
Gustav Klimt und Egon Schiele, die beiden Größen der Wiener Moderne, sind unbestrittene Vorreiter der Modernen Kunst: Ihr gemeinsames Todesjahr 1918 nimmt die Royal Academy in London nun zum Anlass für eine Neubewertung des künstlerischen Dialogs zwischen Klimt und dem 28 Jahre jüngeren Schiele.
Anhand einer seltenen Leihgabe von rund 100 Zeichnungen aus der Albertina in Wien will die Royal Academy einen "intimen Einblick" in die künstlerische Beziehung zwischen Klimt und seinem Protegé geben und Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Stil, Thematik und Arbeitsmethoden aufzeigen. "Klimt/Schiele: Zeichnungen aus der Albertina" wird an diesem Sonntag eröffnet. Betont wird die fundamentale Bedeutung der Zeichnung für beide Künstler als "Ausdruck neuer Ideen über Modernität, Subjektivität und Erotik". Für beide stand die "unkonventionelle Erforschung des menschlichen Körpers" im Mittelpunkt. "Sie experimentierten mit dem Zeichnen aus dem Leben", sagte Kuratorin Sarah Lea. Unterschiede, wie zum Beispiel in Kompsition und der Verwendung von Farbe, sowie Schieles allmähliche Hinwendung zu seinem "eigenen Stil" werden verdeutlicht. Gezeigt werden unter anderem Zeichnungen aus Klimts bahnbrechendem "Beethovenfries", unzählige Akte, unbeschönigende Selbstporträts und Landschaften sowie Schieles Schlüsselwerk "Der Cello-Spieler" und fünf seiner im Gefängnis gemalten Bilder. Wegen ihrer extremen Lichtempfindlichkeit und Fragilität dürften die meisten der Exponate künftig kaum in der Öffentlichkeit zu sehen sein, wurde in der Royal Academy betont. (dpa)
"Klimt/Schiele: Zeichnungen aus der Albertina", Royal Academy, London, bis 3. Februar 2019

Martine Franck und Henri Cartier-Bresson in Paris
Größer und mitten im Herzen von Paris: Die Stiftung des Jahrhundert-Fotografen Henri Cartier-Bresson hat eine neue Adresse. Nach mehr als zweijährigen Umbauarbeiten ist sie in ihre neuen Ausstellungsräume in die Nähe des Centre Pompidou und des Picasso-Museums gezogen. Man habe mehr Platz gebracht, wollte aber auch zentraler sein, sagte der Direktor François Hebel. Mit 900 Quadratmetern habe man die Gesamtfläche fast verdoppelt, auch die Archive habe man vereinen können, die zuvor auf mehrere Orte in Paris verteilt waren, sagte er. Die Fondation ist in eine ehemalige Auto-Werkstatt im Marais-Viertel eingezogen, die vom Architektenbüro Novo futuristisch umgestaltet wurde. Die Ausstellungseröffnung ist Martine Franck gewidmet, der Frau des 2004 verstorbenen Fotografen, der für seine künstlerischen Schwarzweiß-Aufnahmen weltbekannt ist. Cartier-Bresson war auch Regisseur, Maler und Mitbegründer der berühmten Fotoagentur Magnum. Die Stiftung wurde im Frühjahr 2003 von seiner Frau und ihrer gemeinsamen Tochter Mélanie gegründet. Mehr als 60 000 Abzüge und Dokumente umfassen die Archive der Einrichtung, die ursprünglich im Montparnasse-Viertel lag. Rund 30 000 Abzüge stammen von Franck, die 2012 gestorben ist. Die gebürtige Belgierin hatte den 30 Jahre älteren Cartier-Bresson 1970 geheiratet. Auch sie arbeitete vorwiegend in Schwarzweiß. Ihre Porträt-und Landschaftsaufnahmen sind von großer Sensibilität und haben teilweise subtil-surrealistischen Charakter, wie die bis zum 10. Februar dauernde Eröffnungsausstellung zeigt. (dpa)
"Martine Franck", Henri Cartier-Bresson-Stiftung, Paris, bis 10. Februar

Gisèle Freund und Timm Rautert in Prag
Berühmte Schriftsteller, Intellektuelle und Fotografen: Das Haus der Fotografie in Prag zeigt Künstlerporträts der deutsch-französischen Fotografin Gisèle Freund (1908-2000) und des deutschen Fotografen Timm Rautert in einer gemeinsamen Ausstellung. Beide besuchten unabhängig voneinander im Jahr 1967, auf dem Höhepunkt des politischen Tauwetters des Prager Frühlings, die damalige Tschechoslowakei. Freund fing in einem erstmals ausgestellten Zyklus von 51 Werken unter anderem den Dramatiker Vaclav Havel, den Romancier Milan Kundera und den Philosophen Karel Kosik ein. Rautert besuchte noch als Student den von ihm bewunderten Fotografen Josef Sudek in dessen Atelier auf der Prager Kleinseite. Dabei entstanden mehr als 40 Aufnahmen, die nun erstmals in Tschechien gezeigt werden. (dpa)
"Gisèle Freund a Timm Rautert", Haus der Fotografie, Prag, bis 3. Februar 2019 (auf Tschechisch)

Andy Warhol in New York
Er starb 1987, doch ist er ein Künstler für das 21. Jahr­hundert. Das New Yorker Whitney Museum widmet Andy Warhol die bisher größte monografische Ausstellung im 2015 neu bezogenen Gebäude. Zu sehen ist die ganze Bandbreite seiner Produk­­tion, ob Gemälde, Siebdrucke oder Filme. Die Strategien des Pop-Art-Heroen – von der Wiederholung über die Verzerrung und unpassende Färbung bis zum Recycling eigener früherer Bilder – weisen bis in das aktuelle digitale Zeitalter.
"From A To B And Back Again", Whitney Museum, New York, 12. November bis 31. März 2019, für Mitglieder schon ab 7. November

Sitte und Cremer in Rostock
In der Rostocker Kunsthalle beginnt am Samstag eine Ausstellung mit Werken der zwei berühmten DDR-Künstler Willi Sitte und Fritz Cremer. Bis zum 10. März kommenden Jahres sind rund 70 Gemälde von Sitte (1921-2013) und 60 Plastiken von Cremer (1906-1993) zu sehen. Wie Kunsthallenchef Jörg-Uwe Neumann am Freitag sagte, waren beide Künstler überzeugte Antifaschisten und Sozialisten. Diese Grundhaltung sei deutlich in ihren Werken zu sehen. Sie hätten sich intensiv mit den Verbrechen des Nationalsozialismus beschäftigt und gleichzeitig Konflikte mit der SED-Führung ausgetragen. Mit der Schau setzt die Kunsthalle die Reihe erfolgreicher Ausstellungen mit Künstlern der DDR wie Werner Tübke, Arno Rink oder Wolfgang Mattheuer fort. (dpa)
Kunsthalle Rostock, 11. November bis 10. März