Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen und Veranstaltungen für Berlin, Dresden, Frankfurt, Hamburg, Leipzig, London, Lübeck, Mainz, München, San Francisco, Ulm und Zürich

James Lee Byars in Berlin
James Lee Byars (1932–97) war ein von Perfektion besessener Künstler. Honoriert wurde das von den frühen 70er-Jahren an vor allem in Europa. Viermal nahm Byars an der Documenta teil. In Detroit geboren und ausgebildet, war er bereits Ende der 50er für mehrere Jahre nach Japan gegangen, wo er eine Formensprache entwickelte, in der er existenzielle Themen und einfache Materialien zusammenbrachte. Kewenig zeigt in jedem Galerieraum — vergoldet oder mit Seide verhüllt — eine bedeutende Installation aus den 80er-Jahren, in denen James Lee Byars seine Faszination für das "Perfekte" in Objekte aus edlen Materialien wie Gold, Seide und Marmor überträgt.
"James Lee Byars. The Palace of Perfect", KEWENIG, 16. Februar bis 24. Mai, Eröffnung: 15. Februar, 18 Uhr

Kandinsky in Dresden
Werke von Wassily Kandinsky (1866-1944) stehen ab Freitag im Zentrum einer Ausstellung im Dresdner Kupferstich-Kabinett. Unter dem Titel "Tendenz Abstraktion - Kandinsky und die Moderne um 1920" werden rund 100 Arbeiten aus dem Bestand des Museums sowie aus Privatbesitz gezeigt. Sie zeugten vom Weg des Künstlers in die Abstraktion vor dem Ersten Weltkrieg, sagte Direktorin Stephanie Buck am Donnerstag. "Die letzte Ausstellung mit Grafik von Kandinsky in Dresden war 1932." Kandinsky stehen Positionen von Alexej Jawlenski, Paul Klee oder Franz Marc bis zu Otto Dix und Lyonel Feininger gegenüber. Minimalistisch-abstrakte Fotografien des Japaners Hiroshi Sugimoto sollen zudem zu einem zeitgenössischen Dialog einladen. (dpa)
"Tendenz Abstraktion - Kandinsky und die Moderne um 1920", Kupferstich-Kabinett Dresden, 15. Februar bis 12. Mai

Johanna Diehl in Frankfurt
Dass die Fotografien der Berliner Künstlerin, die sich in früheren Arbeiten mit der Architektur im italienischen Faschismus auseinandersetzte, einstige Gebetsstätten zeigen, ist dabei erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Viele Synagogen waren schon zwischen den Weltkriegen enteignet und teilweise in Kinos, Sporthallen und Klubs umgewandelt worden. In der deutschen Besatzungszeit wurden sie geplündert und zerstört. Auch wenn einige der Gotteshäuser bis heute noch als  Unterhaltungsstätten, Sportzentren oder Warenhäuser genutzt werden, erscheinen sie in den Fotografien Johanna Diehls stets menschenleer und verwahrlost. So verleiht sie den Räumen selbst eine Stimme: In ruhigen Bildern erzählen sie die tragische Geschichte einer rücksichtslosen Vertreibung jüdischer Gemeinden und einer brutalen Enteignung ihres religiösen Kulturraums. Lediglich die zugemauerte Thora-Nische oder die wenigen, verbliebenen Malereien, die sich rissig und blass an den Decken halten, weisen noch auf ihre sakrale Ursprünglichkeit hin, haben jedoch ihre Anmut gänzlich verloren. Die detailreichen Innenansichten lassen sich wie eine Collage des letzten Jahrhunderts lesen, in der sich die ringenden Mächte, ihre Barbareien und Ideologien tief in ihre Wände eingeschrieben und mehrfach gewaltsam überschichtet haben. Ein Symbol des Schicksals der Ukraine selbst, ein von den Katastrophen des 20. Jahrhunderts stark gezeichnetes Land.
"Johanna Diehl - Ukraine Series", Galerie Wilma Tolksdorf, Frankfurt, 16. Februar bis 30. März, Eröffnung: 15. Februar, 19 Uhr

Gironcoli in Frankfurt
Für raumsprengende Skulpturen in der Form von menschlichen Maschinen ist Bruno Gironcoli (1936-2010) in seinem Heimatland Österreich bekannt geworden. Jetzt führt die Frankfurter Schirn die in den 1970er Jahren entstandenen sechs "Prototypen" des Bildhauers aus. Gironcolis monumentale Arbeiten scheinen einer surrealen Traumwelt zu entspringen. In einem Objekt lässt er Säuglinge aufmarschieren, ein anderes Objekt hat eine ameisenartige Form. In seinen maschinenartigen Wesen verarbeitet er zugleich Versatzstücke aus dem Alltag wie ein Weinfass oder Reben - es gibt auch oft sexuelle Bezüge. Die Skulpturen bestehen meist aus Holz-Eisen-Konstruktionen. Die Stangen und Rohre hat er dann in Gold, Silber und Bronze angestrichen. Gironcoli, der in jungen Jahren sich stark an dem Schweizer Bildhauer Alberto Giacometti orientiert hatte, leitete von 1977 bis 2004 die Bildhauerschule der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seine Arbeit als Professor verschaffte ihm die großzügigen Ateliers, die er für seine Skulpturen brauchte. Bei den "Prototypen" handelt es sich um Spätwerke. (dpa)
"16 Stunden", Schirn Kunsthalle, Frankfurt, bis 12. Mai

Buchkunst in Hamburg
Ob nach alter Handwerkskunst oder digital gedruckt - in Hamburg stellen Buchkünstler aus ganz Deutschland am Wochenende ihre Werke aus. Unter den Arbeiten, die auf der Messe "Buch Druck Kunst" ausgestellt werden, sind dabei sowohl erschwingliche Editionen als auch exklusive Unikate, wie der Veranstalter mitteilte. Ob kreativ bedruckte Papierbögen, Holzschnittbücher, handgeschöpftes Papier oder kreatives Gedrucktes - im Museum der Arbeit sollen auch die Facetten der Buch- und Druckkunst gezeigt werden. So demonstrieren Papiermacher, Schriftgießer, Buchbinder und Setzer ihr Können. Die Verkaufsmesse ist am Samstag und Sonntag geöffnet. Zuletzt kamen mehrere Tausend Besucher in das Museum in Hamburg-Barmbek. In diesem Jahr stellen mehr als 50 Künstler aus. (dpa)
"Buch Druck Kunst", Museum der Arbeit, Hamburg, Samstag, 10 bis 18 Uhr und Sonntag, 10 bis 17 Uhr, Eröffnung: 15. Februar, 19 Uhr

Marguerite Humeau in Hamburg
Die Werke von Marguerite Humeau fußen auf Untersuchungen, die die französische Künstlerin gemeinsam mit Historikern, Anthropologen, Paläontologen, Zoologen, Linguisten und Ingenieuren anstellt. Im Kunstverein in Hamburg widmet sie sich einmal mehr den Ursprüngen der Menschheit – in einer großen Installation mit neuen skulpturalen und soundbasierten Arbeiten. Figuren der ägyptischen Mythologie dienen dabei als Ausgangspunkt, um die Mythen der Gegenwart zu verstehen.
"Marguerite Humeau: ECSTASIES", Kunstverein Hamburg, 16. Februar bis 28. April

Rundgang in Leipzig
Die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HBG) zeigt in diesem Jahr auf ihrem traditionellen Rundgang keine Kunst. Die Studierenden verzichteten auf die Präsentation ihrer Werke, um damit ihre Forderungen nach besserer finanzieller Ausstattung zu unterstreichen. Der viertägige Rundgang ist die jährliche Leistungsschau der Studierenden. Dazu kamen nach Hochschulangaben in den vergangenen Jahren bis zu 5000 Besucher. In diesem Jahr werden die Ateliers und Klassenräume leergeräumt, aber geöffnet sein. Lehrende und Studierende laden die Besucher zu Diskussionen ein. (dpa)
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Netzwerktreffen überregionaler Studierendenräte der Kunst- und Musikhochschulen: Samstag, 16. Februar. 14 Uhr, "Sächsische Kultur- und Bildungspolitik und ihre Auswirkungen auf Leipziger Kunstinstitutionen", Runder Tisch mit Vertreter Leipziger  Kultureinrichtungen: Sonntag 17. Februar, 14 Uhr

Kader Attia in London
Ganzheit und Verletzung, Authentizität und Reparatur, Zugehörigkeit und Andersartigkeit sind Kern­begriffe der Kunst von Kader Attia. Der algerisch-französische Installationskünstler, der sich auf den Spuren des Kolonialismus bewegt und darüber hinaus untersucht, wie moderne Gesellschaften Iden­titäten einschränken, stellt mit seiner Soloschau in der Londoner Hayward Gallery erstmals umfassend in England aus. Im Mittelpunkt steht eine Werkgruppe, die sich mit Ideen der Reparatur als physischem und symbolischem Akt beschäftigt.
"Kader Attia: The Museum of Emotion", Hayward Gallery, London, bis 6. Mai

Jonathan Meese in Lübeck
Mit fünf Ausstellungen an fünf Orten in der Stadt will der Maler, Bildhauer und Konzeptkünstler Jonathan Meese seine Kunst nach Lübeck bringen. Ziel sei es, die ganze Stadt mit einer umfassenden Konzeption in ein Gesamtkunstwerk zu verwandeln, sagte Meese am Freitag in der Hansestadt. Das Ausstellungsprojekt trägt den Titel "Dr. Zuhause: K.U.N.S.T. (Erzliebe)" und umfasst eine Retrospektive von großformatigen Bildern, Installationen und Performances. Jedem Ausstellungsort hat der in Ahrensburg bei Hamburg geborene Künstler ein Motto zugeordnet. Den Auftakt bilden zwei Ausstellungen in der Kulturkirche St. Petri und im Günter-Grass-Haus, die am Sonntag eröffnet werden. Fortgesetzt wird die Reihe am 30. März in der Kunsthalle St. Annen und in der Overbeck-Gesellschaft sowie mit einer Performance in der Kulturwerft Gollan am 7. Mai. (dpa)
"Dr. Zuhause: K.U.N.S.T. (Erzliebe)", Kunsthalle St. Annen, Overbeck-Gesellschaft, Günter Grass-Haus, St. Petri-Kirche zu Lübeck, Kulturwerft Gollan, Eröffnung: 17. Februar bis August

Provenienzforschung in Mainz
In der NS-Zeit beschlagnahmte Gemälde und Grafiken zeichnen in einer Ausstellung des Landesmuseums Mainz das Leiden jüdischer Kunstsammler nach. "Sie wurden stufenweise entrechtet, aus dem öffentlichen und wirtschaftlichen Leben verdrängt, inhaftiert und nach Theresienstadt deportiert", sagte die Kuratorin Emily Löffler am Freitag in Mainz über das Mainzer Unternehmerpaar Gertrud und Felix Ganz. "Beide kamen in Auschwitz ums Leben." Die Forscherin untersuchte in einem vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste geförderten Projekt die Herkunft von 61 Gemälden und rund 160 Grafiken sowie zehn Möbelstücken, die von 1941 bis 1943 über die damalige Finanzverwaltung in den Besitz des heutigen Landesmuseums gelangten. Diese "Provenienzforschung ist ein wichtiger Beitrag der Erinnerungskultur", die mit sprachlos machenden Einzelschicksalen das Ausmaß des Unrechts sichtbar mache, sagte der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär Salvatore Barbaro (SPD). Die Ausstellung zeige in eindrucksvoller Weise, dass der in der Zeit des Nationalsozialismus verübte Raub auch nach mehr als 70 Jahre noch nicht bewältigt sei. Bei etwa der Hälfte der Gemälde konnten nach Angaben Löfflers die früheren Besitzer ermittelt werden. In mehreren Fällen kam es danach zu einer Kontaktaufnahme mit den Nachkommen der Vorbesitzer. Die Provenienzforschung sei noch nicht abgeschlossen, sagte Museumsdirektorin Birgit Heide. Auch nach Abschluss des aktuellen Projekts bemühe sich das Museum um eine Weiterführung. (dpa)
"Betrifft: Erwerb aus jüdischem Besitz". Provenienzforschung am Landesmuseum Mainz, 17. Februar bis 18. April

Kiki Smith in München
Druckgrafiken der New Yorker Künstlerin Kiki Smith sind ab Freitag in der Pinakothek der Moderne zu sehen. Die Ausstellung gibt einen Einblick in ihr Schaffen von 1985 bis heute und zeigt eine Auswahl von 160 Arbeiten. Grund für die Ausstellung ist eine umfangreiche Schenkung: Smith hat der Sammlung ihr gesamtes druckgrafisches Werk überlassen, darunter Einzelblätter, Serien und Künstlerbücher. Smith hat eine besondere Beziehung zu Bayern. 1954 wurde sie in Nürnberg geboren, als Tochter der Opernsängerin und Schauspielerin Jane Smith und des Architekten, Malers und Bildhauers Tony Smith. 1955 zog die Familie zurück in die USA. Seit 1976 lebt Smith in New York. Ihre Arbeit umfasst Skulpturen, Zeichnungen, Radierungen, Lithographien, aber auch Fotografien und Videos. Dabei verwendet die Künstlerin unterschiedlichste Materialien wie Bronze, Glas, Aluminium, Latex, Federn, Bienenwachs oder auch Haare. (dpa)
"Touch. Prints by Kiki Smith", Pinakothek der Moderne, München, bis 26. Mai

Monet in San Francisco
Das de Young Museum in San Francisco stellt in der Schau "Monet: The Late Years" das Spätwerk des französischen Impressionisten Claude Monet (1840-1926) vor. Bis Ende Mai sind in der Westküstenmetropole 50 Gemälde hauptsächlich aus den Jahren 1913 bis 1926 zu sehen. Nach dem Tod seiner zweiten Frau und seines ältesten Sohnes arbeitete der unter zunehmender Sehschwäche leidende Künstler zumeist in seinem Garten in Giverny. Gezeigt werden unter anderem zahlreiche seiner späten Seerosenbilder. Monet hatte zwischen 1896 und 1910 bereits eine erste Serie von Seerosen-Bildern gemalt, die im Format jedoch kleiner und in der Ausführung wesentlich realistischer waren. Unter den Exponaten sind Leihgaben von Museen und Privatsammlungen aus Europa, Asien und den USA. Dies sei die erste Schau von Monets Spätwerk seit über 20 Jahren, teilte das Museum mit. Im Anschluss an die Ausstellung in San Francisco sind die Werke bis Mitte September im Kimbell Art Museum im texanischen Fort Worth zu sehen. (dpa)
"Monet: The Late Years", de Young Museum, San Francisco, 16. Februar bis 27. Mai

Gender im Design in Ulm
Eine Gestaltung »für alle«: Was bedeutet das in der heutigen Zeit? Dieser Frage widmet sich das Museum Ulm und eröffnet mit der Ausstellung "Nicht mein Ding - Gender im Design" eine vielseitige und kritische Diskussion über die Gestaltung der Dinge, die uns alltäglich umgeben. Denn neutral sind sie nie. Anhand von kritischen, spielerischen, innovativen und provokanten Lösungen der angewandten Designforschung sowie von historischen und zeitgenössischen Positionen lädt die Ausstellung als Ort zur lebendigen Auseinandersetzung damit ein.
"Nicht mein Ding - Gender im Design", Museum Ulm, bis 19. Mai

Cyber-Feminismus in Zürich
Die Gruppenschau "Producing­ Futures" versammelt im Züricher Migros Museum zwei Generationen von Künstlerinnen: Die Pionierinnen treffen auf Vertreterinnen der Post-Internet-Ära. Das Kollektiv VNS Matrix, von vier Australierinnen 1991 gegründet, zählte zu den ersten Kunstakteuren, die mit dem Begriff "Cyberfeminismus" operierten. Ebenso erforschte die US-Künstlerin Lynn Hershman Leeson früh das Potenzial des Internets. Der Fokus der Ausstellung liegt auf der Gegenwart, den heute manifesten Risiken und Nebenwirkungen der Cyberwelt und der künstlerischen Aufarbeitung der Probleme. Dazu gehört häufig auch das Verhalten der Nutzer selbst, die von Überwachung kaum etwas wissen wollen. Und auch sexistische Klischees stoßen auf wenig Gegenwehr. Vor allem hier setzen die Künstlerinnen an. Anna Uddenberg konfrontiert uns schonungslos mit dem vorherrschenden Frauenbild. Gavin Rayna Russom postuliert eine neue Weiblichkeit, die sie in einer Installation als queere "gender identity" präsentiert. Juliana Huxtable will weder zwischen zwei Geschlechtern noch zwischen Mensch und Tier unterscheiden. Auch sie folgt offenbar dem Aufruf der Kulturtheoretikerin, Biologin und Feministin Donna Haraway, spekulativ über die Zukunft der Menschheit nachzudenken. Was die Künstlerinnen verbindet, ist die Auffassung, dass Geschlecht und Identität wandelbare Dinge sind.
"Producing Futures - An Exhibition on Post-Cyber-Feminisms", Migros Museum, Zürich, 16. Februar bis 12. Mai, Eröffnung: 15. Februar, 18 Uhr