Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen und Events der Woche: Unsere Kunsttipps für Antwerpen, Baden-Baden, Basel, Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Herrenchiemsee, London, München, New York, Rostock und Wien

Art Weekend in Antwerpen

Formate, bei denen in einer Stadt ein Wochenende lang die Kunst gefeiert wird, haben sich inzwischen auf der ganzen Welt durchgesetzt. In Antwerpen, der besten Mischung aus pittoresk flämischer Altstadt, rauer Industriearchitektur und Hipster-Quartieren ist es an diesem Wochenende soweit: Beim Antwerp Art Weekend sind nicht nur Galerien und Museen, sondern auch unabhängige Kulturzentren, Projekträume und Pop-Up-Spaces mit temporären Ausstellungen dabei. In der zentralen Schau im „De Studio“, dem Herz des Wochenendes im Antwerpener Zentrum, ist auch die Berliner Künstlerin Raphaela Vogel dabei. Partys und Konzerte gibt es auch.

Antwerpen Art Weekend, Antwerpen, bis 19. Mai 
 

Psyche und Politik in Baden-Baden 

Kann man seinen Frust über den Brexit befreiend herausschreien? Hilft Kickboxen gegen Donald Trump? Am "International Museum Day" veranstaltet die Kunsthalle Baden-Baden einen "Politischen Therapieworkshop" mit der US-Künstlerin Liz Magic Laser. Auch die aktuelle Ausstellung "Psyche als Schauplatz des Politischen" beschäftigt sich mit der Verknüpfung von Innerlichkeit und gesellschaftlichen Phänomenen. Neben den Workshops gibt es am Samstag in der Kunsthalle auch Kinderführungen, und einen Poetry Slam. Außerdem präsentieren Patienten der Median Klinik Gunzenbachhof ihre Bilder, die in Auseinandersetzung mit der Ausstellung entstanden sind.

"International Museum Day", Kunsthalle Baden-Baden, 18. Mai 

Simone Forti in Basel

Vom Körper über die Welt lernen, das ist die Motivation der 1935 in Florenz geborenen Simone Forti, die sich selbst Bewegungskünstlerin nennt. Anfang der 60er-Jahre begann sie mit ihrer Serie "Dance Constructions“, in denen Tanz skulptural werden sollte. Seit dieser Zeit zählt sie zu den wichtigsten Künstlerinnen in den Sparten Performance, Tanz und Video. Das Kunsthaus Baselland richtet Fortis erste Schweizer Soloausstellung aus, mit ihren Filmen, Fotografien, Installationen und Zeichnungen. 

Simone Forti, Kunsthaus Baselland, Muttenz/Basel, bis 7. Juli


"Wo kommen wir hin"-Festival in  Berlin

In der Akademie der Künste am Hanseatenweg läuft auf Initiative von Schriftstellerin Kathrin Röggla, Künstlerin Karin Sander und Komponist Manos Tsangaris für zehn Wochen das Festival "Wo kommen wir hin", in dem Ausstellungs- und Produktionsorte sich genauso überlagern wie Disziplinen und Themen. An diesem Wochenende sind Musiktheaterminiaturen von Tsangaris zu hören, Rögglas Ausstellungsprojekt "Der Elefant im Raum" startet, Sanders Ausstellung "Telling Art and Futures. Die Dialektik des Utopischen" ist zu sehen und es gibt Talks. Ziel des ambitionierten Projekts ist nicht weniger als die strenge Selbstbefragung nach dem Wert und die Wirkmacht der Kunst.
Akademie der Künste, Berlin, bis 2. Juni


Impressionisten in Berlin

Wer an Impressionismus denkt, hat oft Bilder mit sonnendurchflutete Landschaften vor den Augen. Zwei Ausstellungen in Berlin widmen sich nun dem Blick von drei sehr unterschiedlichen arbeitenden Impressionisten auf Nacht und Regen. "Wir werden an die Grenzen geführt, was wir unter Impressionismus verstehen", sagt Ralph Gleis, Direktor der Alten Nationalgalerie am Dienstag.

Dort dreht sich alles um eine Ikone des Impressionismus, die von einem vergleichsweise unbekannten Maler stammt. Im Zentrum von "Gustave Caillebotte. Maler und Mäzen der Impressionisten" steht sein berühmtes Bild "Straße in Paris, Regenwetter" von 1877. 

Der extrem wohlhabende Franzose Caillebotte (1848-1894) war als Pariser Mäzen "treibende Kraft im Zentrum des Netzwerks der Impressionisten". Er kaufte nicht nur ihre Werke, als die Künstler noch vor ihrem Durchbruch standen. Caillebotte besorgte auch Orte für Ausstellungen, zahlte die Miete von Monet, dessen Trauzeuge er wurde, unterstützte Renoir finanziell, für dessen Sohn er die Patenschaft übernahm. Gleichzeitig entwickelte er seine eigene Malkunst. 

Die Liebermann-Villa am Wannsee stellt zwei Berliner Impressionisten gegenüber. "Max Liebermann und Lesser Ury - Zweimal Großstadt Berlin" ist die erste Ausstellung unter dem neuen Direktor Daniel Spanke. Die beiden zunächst verbundenen, später konkurrierenden Künstler sind mit eindrucksvollen Blicken auf den Alltag der Metropole gegenübergestellt. Mit Liebermann (1847-1935) lässt sich verfolgen, wie das Bürgertum den einst königlichen Tiergarten für sich erobert. Ury (1861-1931) sucht die dunkle Seite der Stadt: Seine nächtlichen, verregneten Straßenszene spielen mit den Reflexionen von Licht. (dpa)

"Gustave Caillebotte. Maler und Mäzen der Impressionisten" , Alte Nationalgalerie, Berlin, bis 15. September

"Max Liebermann und Lesser Ury - Zweimal Großstadt Berlin", Liebermann-Villa am Wannsee, bis 26. August 


Ai Weiwei in Düsseldorf

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf widmet dem chinesischen Künstler Ai Weiwei eine umfangreiche Ausstellung. Es sei die bislang größte Schau seiner Arbeiten in Europa, erklärte das Museum. Vom 18. Mai bis zum 1. September werden neun, teils sehr große Installationen sowie zahlreiche Fotos, Skulpturen, Objekte und Filme gezeigt. Die Ausstellung mit den Titel "Ai Weiwei" ist in zwei Häusern des Museums zu sehen, im K20 und K21. Der 61 Jahre alte Künstler lebt seit einigen Jahren in Berlin. Einige seiner größeren Werke werden erstmal seit Jahren wieder vollständig gezeigt. "Ich bin berührt, sie zusammen zu sehen", sagte Ai Weiwei am Donnerstag in Düsseldorf. Themen wie Flucht und Überwachung spielen eine wichtige Rolle im Werk des Künstlers und Menschenrechtlers, der in China selbst 81 Tage in Haft war. Die größte Arbeit ist "Sunflower-Seeds": Auf 650 Quadratmetern sind hundert Tonnen Sonnenblumenkerne aus Porzellan zu einem gigantischen Rechteck aufgeschichtet. Die Installation "Straight" präsentiert 164 Tonnen gebündelten Betonstahl aus Schulen, die 2008 bei einem katastrophalen Erdbeben in China einstürzten. Die Arbeit "Laundromat" besteht aus 40 Kleiderständern, an denen die zurückgelassene Wäsche aus einem 2016 aufgelösten Flüchtlingslager in Griechenland hängt. (dpa)

"Ai Weiwei", Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 18. Mai bis 1. September


Politische Sprache in Hamburg

Sprache ist das Tor zur Welt und Worte sind Macht – das gilt auch für die zeitgenössische Kunst. Die Gruppenschau "Political Affairs" untersucht die Art und Weisen sprachlicher Konstruktion, Manipulation und Reproduktion in der Gegenwartskunst. In der Kunst präsentiert Sprache politische und kritische Ideen zu unserer Gesellschaft, hat meist einen Aufklärungscharakter. Die Ausstellung im Hamburger Kunstverein umfasst Werke fast aller Medien: Zeichnungen, Druckgrafiken, Skulpturen, performative Klanginstallationen und viele mehr. Nicht selten spielen die künstlerischen Arbeiten mit Worten der Literatur, Massenmedien und Politik, um die Beeinflussung dessen, was uns täglich umgibt, auf unser Handeln auf zu zeigen. So entlarvt die Kunst stereotypische Vorstellungen, Verhaltensmuster und Tabus der Gesellschaft. Dem „linguistic turn“ in der Kunst widmen sich Monica Bonvicini, Jeremy Deller, Elmgreen & Dragset, Barbara Kruger, Aleksandra Mir, Adrian Piper, Pope.L und 20 weitere Künstler und Künstlerinnen.
 

"Political Affairs", Kunstverein in Hamburg, Hamburg, bis 21. Juli


Lange Nacht der Museen in Hamburg 

Bei der 19. Langen Nacht der Museen am Samstag, 18. Mai, bieten Hamburgs Ausstellungshäuser wieder einen Blick hinter die Kulissen. Unter dem Motto "Museen bewahren Vielfalt!" öffnen 57 Museen von 18 bis 2 Uhr ihre Türen. Auf dem Programm stehen rund 900 Veranstaltungen, darunter Mitmachaktionen, Führungen, Vorträge, Konzerte und Filme. So zeigt das Zollmuseum, wie Flora und Fauna bewahrt werden, das Hafenmuseum bewahrt die Orientierung und die Deichtorhallen Hamburg bewahren den Moment in Fotoboxen.

Zum ersten Mal dabei sind das Helmut-Schmidt-Forum und die Panik City von Udo Lindenberg. Neu ist das Kinderprogramm für junge Gäste und für Nachtschwärmer die Lange-Nacht-Aftershowparty im Museum für Hamburgische Geschichte. Quer durch die Stadt verbinden zwölf Bus-Shuttle-Linien alle Orte miteinander. Auch Alsterdampfer, Elbbarkassen, Leihräder und reguläre HVV-Linien sind im Ticket enthalten. (dpa)

Lange Nacht der Museen, Hamburg, 18. Mai
 

Eine Insel voller Kunst im Schloss Herrenchiemsee

Kunst und Kultur entführen uns aus dem Hier und Jetzt – niemand wusste das so gut wie Ludwig II. von Bayern. 1873 erwarb der "Märchenkönig" die Herreninsel im Süden Bayerns als Standort für sein Neues Schloss Herrenchiemsee, das er sich seinem Idol Ludwig XIV. nacheifernd als „Bayrisches Versailles“ imaginierte. 1878 wurde mit dem Bau begonnen, er blieb unvollendet.
Die Münchner Pinakothek der Moderne erkannte genau in diesem Wechselspiel von Wunsch und Wirklichkeit einen besonderen Reiz – und treibt es auf die Spitze, in dem sie herausragende Kunstwerke des 20. Jahrhunderts in die Gemengelage der Epochen und Stile mischt. "Königsklasse" heißen die seit 2013 laufenden jährlichen Sommerausstellungen in den Rohbauräumen des unvollendeten Nordflügels: Barock-Prunk trifft auf unverputzte Ziegel, Dan Flavin, Fabienne Verdier, Baselitz und Warhol auf Ludwig II., Inselidylle auf künstlerische Vision. Der Sonnenkönig wäre neidisch.

"Königsklasse IV. Zeitgenössische Kunst aus der Pinakothek der Moderne", Schloss Herrenchiemsee,  bis 3. Oktober 


Zu Tisch in London

Wo heute das Victoria and Albert Museum (V&A) steht, gediehen einst Äpfel und Birnen. An die alte Baumschule im Londoner Stadtteil Kensington erinnert das Kollektiv Fallen Fruit mit einer floralen Tapete: "Endless Orchard" verweist zugleich auf die gleichnamige Public-Art-Kampagne der Künstler zur Förderung des privaten Obstanbaus. Mit über 70 weiteren Projekten und Werken will das V&A dazu animieren, über den Tellerrand der eigenen Mahlzeit zu blicken. Die Ausstellung "Food: Bigger than the Plate" geht der Frage nach, woher unser Essen kommt und wie sich nicht nur die Nahrung, sondern ihre Herstellung und Verteilung optimieren lassen.

Gut 30 Exponate aus der riesigen und weltweit einzigartigen V&A-Kollektion – von historischer Nahrungsmittelwerbung bis zum kuriosen Essgeschirr – ergänzen die Ausstellung. Im Zentrum steht aber die Zukunft des Essens. Die beteiligten Designer und Künstler haben sich vor allem der Nachhaltigkeit und dem Tierwohl verschrieben und dafür vielfach mit Köchen, Bauern und Wissenschaftlern kooperiert. Der belgische Konzeptkünstler Koen Vanmechelen betreibt seit 1999 eine Hühnerzucht, indem er Geflügel aus verschiedenen Ländern miteinander kreuzt. Sein "Cosmopolitan Chicken Project" zielt auf glücklichere, weil gesündere Hühner. Neben den Ausstellungssektionen "Eating", "Farming" und „Trading“ rückt das Thema "Compost" in den Vordergrund. Die Vermüllung der Welt provoziert ein Nachdenken darüber, wie Nahrungskreisläufe zu schließen sind. Das britische Lowtech-Unternehmen GroCycle installiert im V&A eine "Urban Mushroom Farm": Aus dem Kaffeesatz des Museumscafés sprießen Austernpilze. Auf guten, schönen, wahren Appetit!

"Food: Bigger Than The Plate“, Victoria and Albert Museum, London, 18. Mai bis 17.November

Whitney Biennale in New York 

Noch vor ihrer Eröffnung hat die 79. Ausgabe der Whitney-Biennale den ersten Skandal zu verarbeiten, diesmal nicht provoziert durch künstlerische Arbeiten, sondern durch die problematischen Verstrickungen des Whitney-Beiratsmitglieds Warren Kanders. Dessen Firma Safariland produziert Tränengas, das an der US-Grenze zu Mexiko gegen Migranten eingesetzt wurde. Öffentliche Rücktrittsforderungen wurden bisher nicht erfüllt, in der Ausstellung reagiert jedoch das Kollektiv Forensic Architecture auf die Kontroverse.

Die Kuratorinnen Jane Panetta und Rujeko Hockley erklären in ihrem Konzept, die Teilnehmer der diesjährigen Ausgabe würden die Kunst nutzen, um den Widrigkeiten unserer heutigen Welt ins Auge zu sehen und einen Umgang mit ihnen zu finden. Insgesamt verspricht die Biennale wieder, ein Gradmesser für die aktuelle und besonders junge Kunstproduktion in und aus den USA zu werden. 75 Prozent der beteiligten Künstler sind unter 40 Jahre alt, nur eine Handvoll war zuvor schon einmal auf der Biennale zu sehen. Die Themen liegen auf der Hand: Klimawandel, Diskriminierung, ob finanziell, rassistisch oder sexistisch motiviert, Gewalt und Korruption. Bei diesen eher trüben Inhalten stimmt es hoffnungsvoll, dass die Kuratorinnen einen pro­duktiven Optimismus in den aus­gewählten Arbeiten ausgemacht haben: Von Weltuntergangsszenarien gebe es keine Spur. Jemand wie der New Yorker Morgan Bassichis, der seine Erfahrungen mit queerem Außenseitersein in Stand-up-Comedy verpackt, steht für solche Lichtblicke.

Whitney Biennale 2019, Whitney Museum, New York, 17. Mai bis 22. September

 

Jubiläumsausstellung in Rostock

Zum 50. Geburtstag der Rostocker Kunsthalle hat Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) an die wechselvolle Geschichte des Museums erinnert. "In den 1960er Jahren sollte ein Haus entstehen, das für die Biennale der Ostseeländer ein Fenster in die Welt öffnet", sagte Schwesig am Donnerstag zur Eröffnung der Ausstellung "Ein halbes Jahrhundert für die Kunst". Nach der Deutschen Einheit habe die Kunsthalle zunächst eine schwere Zeit durchlebt. 2009 sei denn ein "toller Neustart" gelungen.
Der Erfolg der vergangenen zehn Jahre habe gute Gründe: Die Kunsthalle knüpfe gezielt an die Traditionen des Hauses an – mit ostdeutscher und osteuropäischer Kunst. Sie wage immer wieder das, was andere Museen nicht tun: Sie habe den Mut, schwierige Präsentationen zu zeigen. "Und die Kunsthalle ist ganz dem Publikum verpflichtet, hat sich konsequent geöffnet, spricht jede und jeden Einzelnen an." Der Erfolg sei ganz maßgeblich auf die Arbeit des Leiters der Kunsthalle, Uwe Neumann, zurückzuführen. (dpa)

"Kunsthalle Rostock - Ein halbes Jahrhundert für die Kunst“, Kunsthalle Rostock, bis 13. Oktober


Hermann Nitsch in Wien 

Farbe, Massen an Farbe: Die Albertina in Wien zeigt eine große Ausstellung zur Malerei von "Blutkünstler" Hermann Nitsch. Dabei werden rund 100 Werke des Österreichers gezeigt, der vor allem für sein Orgien-Mysterien-Theater bekannt wurde. "Es ist ein Teilbereich meiner Arbeit und wer die lesen kann, spürt dahinter mein Gesamtkunstwerk", sagte Nitsch bei einem Rundgang durch die Ausstellung.

Im Gesamtkunstwerk von Nitsch seien erstmals alle Sinne angesprochen worden, sagte Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder. Umso bemerkenswerter ist es, dass das Museum nun einzig auf die Malerei des 80-Jährigen fokussiert, dies aber zumindest mit schallenden musikalischen Kompositionen des Künstlers untermalt. In einem kurzen Video wird zudem ein Einblick in Nitschs Performances gegeben.

Nitsch wurde unter anderem mit Tierschlachtungen, Prozessionen und Blutschüttaktionen bekannt. Der 80-Jährige gehört zu den Hauptvertretern des Wiener Aktionismus. Er setzt sich intensiv mit religiösen und mythologischen Fragen auseinander.

"Nitsch: Räume aus Farbe", Albertina, Wien, bis 11. August