Tipps und Termine (8.-10.6.)

Wohin am Wochenende?

„Art and the City“ in Zürich
„Art and the City“ verteilt mehr als 40 Kunstwerke über die Stadt. Das Programm dazu findet sich auf kostenlosen Stadtplänen und der Website. Dabei stehen Werke von etablierten Künstlern (etwa zwei marmorne Lehnstühle von Ai Weiwei, die am Paradeplatz im Bankenzentrum aufgestellt werden, oder ein paar Isolierbandskulpturen von Charlotte Posenenske) neben Auftragsarbeiten von jüngeren wie Vanessa Billy und Karsten Födinger. Schwerpunkte liegen im Zentrum und dem wiederentdeckten Züri-West-Quartier im Kreis 5 um den Escher-Wyss-Platz und Hardturm. Sie werden durch die vom Künstler Beat Zoderer gestaltete Trambahn 4 verbunden.
Auch das ehemalige Gelände der Löwenbrauerei an der Limmatstrasse steht in neuer Gestalt zur Verfügung, begleitet von den üblichen Diskussionen über Gentrifizierung. Das Areal gehörte dank der Kunsthalle, dem Migros Museum, Daros Latinamerica und einigen kommerziellen Galerien schon lange zu den Hauptattraktionen einer Kunsttour durch die Stadt. Die Museen und Galerien mussten jedoch fast zwei Jahre lang wegen Baumaßnahmen ausziehen. Der vierstöckige Backsteinkomplex bleibt ein Kunstzentrum, aber statt Industriecharme gibt es jetzt eben dort Luxuswohnungen. Hauser & Wirth sind die Ersten, die sich dem Publikum öffnen. Von 18 bis 20 Uhr starten sie am Freitag mit Ausstellungen von Roni Horn und Hans Arp.
Verschiedene Orte in Zürich, bis 22. September. Die Juni-Ausgabe von Monopol widmet der Kunststadt Zürich einen Schwerpunkt

"Bild-gegen-Bild" in München

In Ruanda sterben im Jahr 1994 hunderttausende Tutsi - niedergemetzelt von den radikalen Hutu. Das US-amerikanische Nachrichtenmagazin «Newsweek» hebt in dieser Zeit den Selbstmord von Nirvana-Legende Kurt Cobain aufs Cover, den Mordprozess gegen O.J. Simpson in drei aufeinanderfolgenden Ausgaben sowie den Titel «Männer, Frauen und Computer» und die Frage: «Ist er so süß wie seine E-Mail?». Fast vier Monate dauert es, bis der Völkermord in Ruanda es auf die Titelseite des Magazins schafft. Bis dahin sind schon rund 800 000 Menschen ermordet worden. Das zeigt der Künstler Alfredo Jaar in einem unbetitelten Werk von 1994. Es ist Teil der Ausstellung «Bild-gegen-Bild» im Münchner Haus der Kunst. «Die Serie von Titelseiten führt die Hierarchisierung von Nachrichten vor und formuliert indirekt Fragen nach der Agenda und Verantwortlichkeit von Journalisten», heißt es in der Ankündigung des Museums. Die Ausstellung befasst sich mit der Darstellung gewalttätiger Konflikte in den Medien im Zeitraum zwischen dem Irakkrieg von 1991 und dem Arabischen Frühling im Jahr 2011 und stellt die Frage, ob sich auch in den Medien eine Art Rüstungsspirale abzeichnet, ob Medien sich gegenseitig mit Bildern verdrängen oder gar bekämpfen. (dpa)
Haus der Kunst, München, 10. Juni bis zum 16. September

Julieta Aranda in Berlin

Auf der Documenta zeigt Julieta Aranda ihr Projekt über Menschen auf einer südpazifischen Inselgruppe, deren Kalender von einem Tag auf den anderen umgestellt wurde. Im Neuen Berliner Kunstverein ist von der 1975 in Mexiko-Stadt geborenen Künstlerin die Arbeit „Multifamiliar“ zu sehen. Darin bezieht sich die Künstlerin auf ein in den 60ern erschienenes Soziologie-Lehrbuch, in dem zwei US-Mittelstandsfamilien in ihrem Lebensumfeld vorgestellt werden. Aranda deutet auf die sozialen Unterschiede, denn trotz vergleichbarer Voraussetzungen wird etwa die Wohnungssuche für die Familie mit afro-amerikanischen Wurzeln zum Hürdenlauf.
Neuer Berliner Kunstverein, bis 27. Jul 2012


Design-Festival in Berlin
Vom Plastikflaschen-Schaukelpferd aus China bis zur rollenden Küche aus Österreich: Beim Berliner Designfestival DMY präsentieren mehr als 500 Kreative aus aller Welt ihre Produkte. In seiner zehnten Ausgabe hat sich das Festival über 20 000 Quadratmeter im alten Flughafen Tempelhof ausgebreitet. «Wir haben damit unser größtes Volumen bisher erreicht», sagte Veranstalter Jörg Suermann. Bei dem Festival sind erstmals auch die Nominierten für den seit 1969 verliehenen Designpreis der Bundesrepublik Deutschland zu sehen: von der Uhr bis zum Auto. Unternehmen wären gut beraten, sich dort umzusehen, empfahl Jurymitglied Uta Brandes. 19 Hochschulen sind beim Festival dabei. Ein Länderschwerpunkt ist China. Außerdem gibt es eine «Lange Nacht der Designstudios», einen Shoppingabend sowie weitere Ausstellungen über Berlin verteilt. Im Szeneclub Kater Holzig kann der Besucher anhand von Gartenstühlen lernen, was «Upcyling» ist - alte Materialien werden zu Designer- Objekten. Ein Symposium befasst sich mit der Rolle von Design für die Geschäftswelt. «Wir sind der Meinung, dass das Ausstellen von Design nicht ausreichend ist», erklärt Suermann zum Rahmenprogramm. (dpa)
DMY, Berlin, bis 10. Mai

„Flow - Indonesian Contemporary Art"
Dita Gambiro fertigt Gebrauchsgegenstände aus geflochtenem Kunsthaar und Messing. Die Künstlerin beschäftigt sich mit dem Zwiespalt von häuslichem und sozialen Leben. Agung Kurniawans fragile Eisenreliefs, die unscharfe Schatten an die Wand werfen, sind Nachahmungen von Familienfotos und Nachrichtenbildern. Es sind die Überbleibsel von Erinnerungen. Beide Künstler sind unter den neun künstlerischen Positionen aus Indonesien, die die Galerie Michael Janssen in Berlin vorstellt. Präsentiert werden Arbeiten aus dem Bereich Malerei, aus der Bildhauerei, Installationen, Performances und Videos.
„Flow - Indonesian Contemporary Art", Galerie Michael Janssen, Berlin, 9. Juni bis 14. Juli, Eröffnung am Freitag ab 18 Uhr

Entang Wiharso in Berlin
In seinem Buch „Untold Stories“ stellt Pak Harto das Leben von Indonesiens Ex-Diktator Suharto vor, als wäre der ganz harmlos gewesen. Der indonesische Künstler Entang Wiharso hat seiner Ausstellung in der Galerie Arndt in Berlin denselben Titel gegeben – seine Bilder, Skulpturen und Reliefs beziehen sich auf inkorrekt dargestellte Wirklichkeit. Es ist die erste Einzelausstellung des zwischen Rhode Island und Yogyakarta pendelnden Künstlers in Deutschland.
„Untold Stories“, Galerie Arndt, Berlin, 10. Juni bis 28. August, Eröffnung am Samstag, 11 bis 18 Uhr

Meisterschüler von Neo Rauch in Leipzig
Fünf junge Künstler aus der Meisterklasse des Leipziger Maler-Stars Neo Rauch zeigen ihre Werke in einer eigenen Ausstellung. Die Schau «Tafeldienst» ist in der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig zu sehen. Sebastian Burger, Stefan Guggisberg, David O’Kane, Titus Schade und Kristina Schuldt studierten an der renommierten Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB), der Wiege der «Leipziger Schule» in der Malerei. Auch Neo Rauch, inzwischen Professor und weltweit gefeierter Künstler, ist ein Absolvent der HGB. (dpa)
bis 26. August, Eröffnung Freitag, 19 Uhr


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