Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Bunny Rogers "Red Flames of Hell" 2019
Foto: Bunny Rogers

Bunny Rogers' Werk "Red Flames of Hell"(2019) ist im Kunsthaus Bregenz zu sehen

Die Kunst der Woche in  Bregenz, Berlin, Neumünster, Wittenberg und Zürich


Schinkels Kirche in Berlin öffnet ihre Türen

Die Friedrichswerdersche Kirche in Berlin wurde 2012 beim Bau von Luxusapartments schwer beschädigt und für Besucher geschlossen. Nach acht Jahren Sanierung wird die Kirche nun wieder eröffnet. Mit einem Tag der offenen Tür am Wochenende wird damit das Gebäude erstmals seit 2012 wieder für die Öffentlichkeit zu besichtigen sein. Die Schäden, die ausgerechnet durch den Bau benachbarter Wohnhäuser entstanden waren, seien weitgehend behoben, sagt Ralph Gleis, Leiter der Alten Nationalgalerie.

Die Friedrichswerdersche Kirche ist der einzige in der Berliner Innenstadt erhaltene Kirchenbau des preußischen Stararchitekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841). Fassade und Innenraum sind in ihrer ursprünglichen Erscheinungsform erhalten. Die Kirche wurde von 1824 bis 1830 im "altdeutschen", neogotischen Stil errichtet. Nach schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde sie von 1979 bis 1986 saniert und zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 wieder eröffnet. (dpa/monopol)

Friedrichswerdersche Kirche, Berlin, 18. und 19. Januar 2020, 10-16 Uhr

Schinkels Friedrichswerdersche Kirche in Berlin
Foto: dpa

Schinkels Friedrichswerdersche Kirche in Berlin

 

Bunny Rogers in Bregenz

Es ist ja einer der größten gesellschaftlichen Fehler, auf alles, was mit dem Heran­wachsen zu tun hat, bestenfalls milde herabzulächeln oder lediglich noch Augenroll-Emojis dafür übrig zu haben. Als seien Abweichungen vom Erwachsenenbewusstsein nur vorübergehende Störungen im Menschsein, die es geduldig abzuwarten gilt, bis alle sich beruhigt haben. Künstler beruhigen sich oftmals aber nicht, zum Glück. Denn in den Empfindungen und Bedürfnissen, zu denen jüngere und ganz kleine Leute unverstellten Zugang haben, liegt künstlerisches Material. Nehmen wir nur mal Teenager-Melancholie, die sich ja oftmals aus nichts anderem speist als aus der offensich­t­lichen Schieflage zwischen der realen Welt und dem eigenen Gerechtigkeitsgefühl.

Die 1990 geborene Ameri­kanerin Bunny Rogers ist die jüngste Künstlerin, die je im Kunsthaus Bregenz ausgestellt hat. Ihre Werke – Installationen, animierte Filme, Grafiken – verarbeiten mit großer Selbstverständ­lichkeit digitale Technologien und ungebremste Emotionen zu bittersüßen, manchmal wütenden Szenarien. Als sich das Massaker an der Columbine High School ereignete, bei dem zwei schwer bewaffnete Jugendliche zwölf Mitschüler, einen Lehrer und sich selbst erschossen, war sie neun Jahre alt, in ihrer Berliner Galerie Société zeigte sie zu dem Thema zwei eindrucksvolle Ausstellungen. Das Kunsthaus Bregenz wird von ihr auf allen Etagen mit größtenteils neuen Arbeiten in der für Rogers typischen Farb- und Formenwelt bestückt, in der Zeichentrick und Merchandisingformate genauso eine Rolle spielen wie Nachbauten realer Schauplätze. Es wird Einbauten geben wie gekachelte Duschen, ein Rasen wird verlegt werden. Bunny Rogers’ Themen: Trauer, Verlust. Sie ist eine kluge junge Frau, die auch sehr viel über weibliche Wut nachdenkt. Daran ist nichts niedlich oder romantisch.

Eine Begegnung mit Bunny Rogers in New York lesen Sie hier.

Bunny Rogers, Kunsthaus Bregenz, 18. Januar bis 13. April 2020

Eröffnung 17. Januar, 19 Uhr

Bunny Rogers "Columbine Cafeteria" 2016
Foto: Uli Holz

Bunny Rogers "Columbine Cafeteria" 2016


Naturbilder in Neubrandenburg

Die Neubrandenburger Kunstsammlung startet mit einer internationalen Ausstellung zum Thema "Natur" in das Jahr 2020. Unter dem Motto "Lantschaft" zeigen neun Frauen und Männer aus Norwegen, Dänemark, Österreich und Deutschland ihre Arbeiten, wie die Leiterin der Kunstsammlung Merete Cobarg am Dienstag erklärte. Die Maler verarbeiteten ihre unterschiedlichen Wahrnehmungen von Natur. Der Begriff "Lantschaft" habe früher eine bestimmte Gegend und ihre Bewohner zusammengefasst. Die Gemälde zeigten, was von Natur und Landschaft bleibe, wenn der Mensch seine Verwurzelung mit ihr verliere.

"Diese Verwurzelung geht im Zuge der Globalisierung und des Zuzugs in die Städte heute immer mehr verloren", sagte Cobarg. Aus Österreich kommen Berthold Bock und Lukas Pusch, aus Norwegen Anders Gronlin und aus Dänemark Anne Kaminsky. Dazu kommen Werke der Berlinerinnen Sibylle Prange, Denise Richardt und Sophia Schama sowie die Mecklenburger Matthias Kanter und Mike Strauch. Die Schau werde am Mittwoch eröffnet und soll bis 22. März laufen. (dpa)

"Lantschaft", Kunstsammlung Neubrandenburg, 16. Januar bis 22. März 2020

Berthold Bock "Solitude grise I" 2014
Foto: Kunstsammlung Neubrandenburg

Berthold Bock "Solitude grise I" 2014


Linda McCartney in Oberhausen

Sie fotografierte Janis Joplin, Jimi Hendrix, Aretha Franklin und natürlich die Beatles: Linda McCartney (1941-1998), Ehefrau von Ex-Beatle Paul McCartney. Die Ludwiggalerie in Oberhausen widmet der Künstlerin vom 18. Januar an eine Ausstellung unter dem Titel "Fotografin unter Musikern - The Sixties and more". Gezeigt werden mehr als 270 Objekte, darunter allein 150 Fotografien.

"Vor allem ihre Bilder der großen Musikstars der späten 1960er-Jahre prägen bis heute unser Bildgedächtnis", teilte das Museum mit. "Janis Joplin und Jimi Hendrix, Nico und Brian Jones, The Doors und The Who, Aretha Franklin und Bob Dylan werden von ihr in selbstverständlicher Natürlichkeit ins Bild gesetzt." Die Ausstellung zeige eindringliche Momente dieser musikalischen Ära.

Der Gestaltung von Plattencovern ist ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet. Ikonische Designs wie Hipgnosis‘ 'The Dark Side of the Moon' für Pink Floyd, Klaus Voormanns 'Revolver' für die Beatles oder Andy Warhols 'Sticky Fingers' für die Rolling Stones haben heute Kultstatus. Ein für die Ausstellung zusammengestellter Soundwalk soll Besuchern helfen, in die 60er-Jahre einzutauchen. (dpa)

"Linda McCartney: Fotografin unter Musikern - The Sixties and more", Ludwiggalerie Oberhausen, 18. Januar bis 3. Mai 2020

 

Fotos und Kameras von McCartney liegen in einem Schaukasten während der Pressekonferenz zur Ausstellung in Oberhausen.
Foto: dpa

Fotos und Kameras von McCartney liegen in einem Schaukasten während der Pressekonferenz zur Ausstellung in Oberhausen.


Paul Sinkwitz in Wittenberg

Das religiöse Kunst- und Lebenswerk des Grafikers und Malers Paul Sinkwitz (1899-1981) steht im Mittelpunkt einer Ausstellung in der Lutherstadt Wittenberg. Im Schloss zeigt die Stiftung Christliche Kunst Wittenberg bis 29. März die Schau "CREDO." Im Sommer 2018 hatte die Stiftung das aus 130 grafischen Werken bestehende religiöse Sinkwitz-Gesamtwerk erhalten. Darunter befanden sich Zeichnungen, Druckstöcke, Schriftblätter und Entwürfe für Wand- und Fensterbilder. Der geborene Sachse machte sich als "Gebrauchsgrafiker" und "Volkskünstler" einen Namen, weil er in den 1950er und 1960er Jahren auch Bücher, Plakate und Kalender gestaltet hat. Das Religiöse nahm in seiner Kunst stets einen großen Stellenwert ein. (dpa)

"Credo. Paul Sinkwitz - Das religiöse Werk", Schloss Wittenberg, bis 29. März 2020


Ólafur Elíasson in Zürich

Kunst muss für Ólafur Elíasson gesellschaftlich relevant sein. Der dänisch-isländische Künstler greift in der Ausstellung "Symbiotic Seeing" Themen wie Klimawandel, Migration oder die Ausbeutung natürlicher Ressourcen auf. Für das Kunsthaus Zürich hat Elíasson eine Installation entwickelt, die das Verhältnis des Menschen zu anderen Lebensformen behandelt. Der Künstler will damit einen Perspektivwechsel provozieren. Denn dass sich der Mensch als Teil eines größeren Systems betrachten muss, ist logisch, ohne wirklich im kollektiven Bewusstsein verankert zu sein.

"Symbiotic Seeing", Kunsthaus Zürich, bis 22. März 2020

Olafur Eliasson, Text für eine Lichtinstallation, Zürich 2019
Foto: Alcuin Stevenson/ Studio Olafur Eliasson

Olafur Eliasson, Text für eine Lichtinstallation, Zürich 2019