Termine und Ausstellungen

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Dresden, Frankfurt, Köln, Lissabon, London, Rom und Wien

Auch in dieser Woche kehren einige Museen und Galerien langsam aus der Quarantäne zurück. Für alle Häuser gelten weiterhin spezielle Hygiene- und Abstandsregeln. Wir empfehlen, sich vor dem Besuch auf den Websites der Museen zu informieren, ob im Voraus Timeslots gebucht werden müssen. 

 


Berlin zwischen Öffentlichkeit und Privatheit

2014 nahm die Künstlerin Juliette Blightman an der Gruppenausstellung "Revelry" in der Kunsthalle Bern teil. Zentrales Thema der damaligen Ausstellung war die Verflechtung von privatem und öffentlichem Leben und wie sich diese ständige Fluktuation auf die Vorstellung von Intimität auswirkt. Sechs Jahre später greift die Künstlerin denselben Komplex in einer neuen Gruppenausstellung in der Efremidis Gallery auf. Unter den pandemischen Umständen verschmelzen laut Blightman "privates und öffentliches Leben zu einer einzigen verzögerten, störanfälligen Erfahrung". Wie sich diese Erfahrung in Kunst und Texte übersetzen lässt, zeigen u.a. Luzie Meyer, Ketuta Alexi-Meskhishvili oder der Autor Pippin Wigglesworth in Berlin.

"Reverie", Efremidis Gallery, Berlin, 22. Mai bis 03. Juli


Sonntagsspaziergang zwischen Berliner Galerien

In der Reihe "Sunday Open" werden Berliner Galerien während der Sommermonate einmal im Monat sonntags öffnen. Ausgehend von der aktuellen Umstellung vieler Kunstinteressierter auf Homeoffice, Homeschooling oder anderen Alternativen zum analogen Arbeiten sollen so mehr Möglichkeiten entstehen, um nach den pandemiebedingten Schließung wieder in den persönlichen Austausch über Kunst zu kommen.

Am kommenden Sonntag, 24. Mai, werden 42 Galerien in Kreuzberg, Mitte, Tiergarten und Charlottenburg von 11 bis 17 Uhr geöffnet sein - unter Wahrung aller aktuellen Abstands- und Zusammenkunftsregeln sowie der Plicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Einige Galerien, wie Sprüth Magers und die König Galerie, bitten um Voranmeldung auf den jeweiligen Internetseiten.

Eine umfassende Übersicht aller beteiligten Galerien und assoziierten Ausstellungshäuser findet sich auf der Website der Kunst- und Kalenderplattform Index, die "Sunday Open" initiiert. Auch der Folgetermin steht bereits fest: Am 21. Juni  öffnen die Berliner Galerien erneut sonntags ihre Türen.

"SUNDAY OPEN", diverse Berliner Galerien, 24. Mai 2020 11-17 Uhr


Sächsische Volkskunst hautnah in Dresden

Nach der coronabedingten Zwangspause meldet sich auch das Museum für Sächsische Volkskunst mit Puppentheatersammlung zurück: Ab Samstag empfängt es wieder Besucherinnen und Besucher im Jägerhof in Dresden. Der Ausstellungsrundgang führt unter Einhaltung der aktuell erforderlichen Maßnahmen durch alle Dauer- und Sonderausstellungsbereiche und hält laut Direktor Igor A. Jenzen "auch die eine oder andere Überraschung bereit".
Am Samstag und Sonntag werden sechs Volkskünstlerinnen und -künstler im Rahmen der Ausstellung ihre handwerklichen und künstlerischen Techniken und Fähigkeiten zeigen. So kann das Publikum Einblicke in die Künste des Webens, Filzens, Klöppelns und der Porzellanmalerei bekommen.

"Geschöpfe Schaffen, Welten bauen. Jahrespräsentation der Puppentheatersammlung", Museum für Sächsische Volkskunst mit Puppentheatersammlung, Dresden, 23. Mai 2020 bis 11. April 2021


Neues aus der Gegenwart in Frankfurt

Während der verlängerten Ausstellungen "En passant. Impressionismus in Skulptur" und "Städels Erbe" hat sich das Städel Museum in Frankfurt einem besonderen Unterfangen gewidmet: seiner Sammlung. Neben den laufenden Wechselausstellungen gehört die Verwaltung und Präsentation der hauseigenen Werke zu den wichtigsten Aufgaben eines Museums. Das Städel eröffnet nun unter dem Titel "Zurück in die Gegenwart" seine Sammlung zeitgenössischer Kunst neu und nutzt die Gelegenheit des gesellschaftlichen Wandels zur Überarbeitung ihrer Werkauswahl, Perspektiven und Kontextualisierung. Versierte Besucherinnen sind ebenso bedacht wie neue Städelgänger: Das Museum zeigt Künstlerinnen und Künstler, die anderswo nicht zu sehen waren oder sind und bisher nicht präsentierte Werke der eigenen Sammlung.

"Zurück in die Gegenwart", Städel Museum in Frankfurt am Main, seit 19. Mai


Sehnsucht nach Meer in Köln

Im 17. Jahrhundert entstand in den Niederlanden eine neue Kunstgattung, die Marinemalerei. Hintergrund war die damalige Vorrangstellung der Niederlande im Welthandel. Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln zeigt nun in einer neu eröffneten Ausstellung gut 20 Marinegemälde von Meistern wie Hendrick Corneliszoon Vroom, Jan Porcellis, Jan van Goyen und Salomon van Ruysdael. Die Motive reichen vom Fischerboot im heimischen Küstengewässer bis zum imposanten Dreimaster auf stürmischer See. /dpa

"Poesie der See - Niederändische Marinemalerei des Goldenen Zeitalters", Wallraf-Richartz-Museum, Köln, bis 11. April 2021


Londons Licht- und Raumerfahrungen

Besonders in der aktuellen Situation ist die Wahrnehmung von Zeit und Raum auf dem Prüfstand. In der Kunst haben immersive Installationen in den letzten Jahren bemerkbaren Zuwachs bekommen. Mit Hans Kotter und Annett Zinsmeister zeigt die Londoner JD Malat Gallery zwei Künstler der deutschen Szene, die sich diesen Erfahrungsräumen verschrieben haben. Raumgreifende Installationen von Zinsmeister und Lichtskulpturen, die sich besonders dem Effekt der Lichtbrechung bedienen, sind aber nicht nur in London vor Ort zu sehen: Erstmals ermöglicht die Galerie im Rahmen der Ausstellung "Shifting Space" eine virtuelle Tour auf ihrer Website.

"Shifting Space", JD Malat Gallery, London, bis 27. Juni


Lissabons Messe findet online statt

Die verhältnismäßig junge Messe für zeitgenössische Kunst "ARCOlisboa" konnte nicht wie geplant in der ersten Mai-Hälfte stattfinden. Um ihr Kunstpublikum dennoch mit frischen Werken versorgen zu können, findet nun eine digitale Alternative in Kooperation mit artsy statt. Anstelle von vier Tagen haben Messefans seit dem 20. Mai in einem vierwöchigen Zeitraum die Möglichkeit, die Werke online einzusehen und zu kaufen. Ergänzt wird das Programm um regelmäßig stattfindende Talks in den Kategorien "Künstler", "Institutionen" und "Sammeln", denen man live über die Website beiwohnen kann.

"ARCOlisboa 2020", Lissabon und online, live bis 14. Juni 


Alte Bekannte kommen in Wien zusammen

Mit seiner Einzelausstellung "Secundino Hernández" 2007 in Krinzinger Projekte startete der in Madrid lebende und arbeitende Künstler sein internationales Galeriendebut. Fünf Jahre später gelang ihm mit dem Verkauf von sechs Werken anlässlich einer Präsentation auf der Arco Madrid 2012 an die Rubell Family Collection der Durchbruch in der internationalen Kunstszene. Heute zählt Secundino Hernández mit seinen großformatigen Malerein zu den wichtigen internationalen Künstlern des zeitgenössischen Kunstmarktes. Seine Öl-, Gouache- und Acrylbilder verweisen auf Action Painting, die alten Meister, insbesondere spanische Vorfahren wie El Greco und Velázquez aber auch auf die Malereien von Cy Twombly, Francis Picabia und Joan Miró.

Nun ist Secundino Hernández mit der Einzelausstellung unter dem Titel "One More Time Is Good Enough" zum vierten Mal in der Galerie Krinzinger zu sehen, die damit zugleich ihre coronabedingte Schließung aufhebt. Präsentiert werden drei Werkblöcke der letzten drei Jahre. Sie zeigen ein vielfältiges Spektrum innerhalb seiner abstrakten Malerei – opulent, farbig, expressionistisch bis hin zu monochrom, asketisch minimalistisch.

"One More Time Is Good Enough", Galerie Krinzinger, Wien, bis 28. Juni


Rückkehr der Kunst in Rom

Das Kunstmuseum Galleria Borghese in Rom ist als eines der ersten großen Häuser in Italien seit Dienstag wieder geöffnet. Die wertvolle Sammlung dort gilt als Anziehungspunkt für kunstinteressierte Touristen. Italien hatte im März wegen der Corona-Pandemie alle Ausstellungen im ganzen Land geschlossen. Seit Montag dürfen die Häuser wieder ihre Türen für Gäste aufschließen. Die Kapitolinischen Museen hatten angekündigt, ab Dienstag erste Dauerkarten-Inhaber und ab dem 22. Mai weitere Besucher herein zu lassen. Viele andere wichtige Häuser, etwa in Venedig und Florenz, bereiten sich noch auf die neuen Gesundheitsregeln wegen der Viruskrise vor. Ausländer dürfen allerdings noch gar nicht aus touristischen Gründen nach Italien reisen. Das will die Regierung in Rom erst ab dem 3. Juni erlauben. 

Die Raffael-Ausstellung im Museum Scuderie del Quirinale soll am 2. Juni neu starten. 

In die großzügige Anlage der Galleria Borghese sollen aus Gründen des Gesundheitsschutzes nur 80 Besucher gleichzeitig eingelassen werden. Das sei eine Chance, die Kunst ohne die sonst üblichen Massen von Menschen zu betrachten, warb das Museum am Dienstag. Wie wegen der Corona-Krise fast überall in Italien geplant, müssen die Tickets vorab bestellt werden. /dpa

"Caravaggio. The Lute Player", Galleria Borghese, Rom, bis 26. Juli 2020