Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Aschersleben, Berlin, Bregenz, Bremen, Dresden, Florenz, Frankfurt, Helsinki, München und Zürich

Auch in dieser Woche öffnen Ausstellungshäuser neue Ausstellungen und neue Türen nach dem Corona-Lockdown - oder ermöglichen den Zugang zu digitalen Archiven und Rundgängen. Wir empfehlen, sich vor dem analogen Museumsbesuch auf den Websites über mögliche Bedingungen zu informieren, die Hygiene- und Abstandsregeln sind weiterhin einzuhalten.

 

Aschersleben zeigt Neo Rauchs frühe Papierarbeiten

Die Grafikstiftung Neo Rauch in Aschersleben widmet ihre neunte Jahresausstellung den frühen Papierarbeiten des zeitgenössischen Künstlers aus Leipzig. Die Schau "Das Fortwährende" ist von Samstag an zu sehen, teilte die Stiftung am Freitag in Aschersleben mit. Präsentiert werden rund 80 Arbeiten Neo Rauchs, der im April seinen 60. Geburtstag gefeiert hat. 

Die Werke sind nach Angaben von Leiterin Christiane Wisniewski zwischen 1989 und 1995 entstanden. "Sie bilden gewissermaßen die Keimgründe meines Schaffens", sagte Rauch, der in Aschersleben aufgewachsen ist. Die Stiftung pflegt, bewahrt und zeigt seit 2012 eine umfangreiche Sammlung mit dem grafischen Werk des Künstlers.

"Das Fortwährende", Grafikstiftung Neo Rauch, Aschersleben, 6. Juni bis 2. Mai 2021


Berlin zeigt John Heartfield-Archiv - analog und digital

Er war ein Pionier an der Schnittstelle zwischen Kunst und Medien und gilt als Erfinder der politischen Fotomontage: John Heartfield, als Helmut Herzfeld 1891 bei Berlin geboren, wird in einer umfassenden Ausstellung in der Berliner Akademie der Künste gewürdigt. Grundlage der Retrospektive, die während der Corona-Beschränkungen als Netzausstellung zu sehen ist, ist die Digitalisierung seines Nachlasses in der Akademie. Zum Teil erstmals gezeigte Arbeiten und Dokumente machen Heartfields komplexes Bezugsfeld sichtbar, schließlich hielt der Künstler auch während Verfolgung und Exil enge Verbindung zu Grosz, Brecht oder Piscator. Zusätzlich zur Netzausstellung ist mittlerweile auch das langfristig angelegte Netzarchiv für die Öffentlichkeit zugänglich. Der analoge Ausstellungsteil ist in den Sälen der Akademie am Pariser Platz geöffnet.

"John Heartfield. Fotografie plus Dynamit", Akademie der Künste, Berlin, bis 23. August


Berlin gewährt Einblicke in Künstlerseelen

Künstler sind spirituelle Wesen. Aus einem Zustand der Konzentration oder Kontemplation heraus erforschen sie Innenwelten und übersetzen Entgrenzungserfahrungen. "Spiritualität" leitet sich aus dem lateinischen Begriff "spiritus" für Seele, Atem, Geist oder Dichtergabe ab. In der Berlinischen Galerie sind meditative Werke von Johannes Geccelli, Eberhard Havekost, Göta Tellesch und Zora Mann versammelt.

"Wide Open. Seelenbilder - Seelenräume", Berlinische Galerie, bis 12. Oktober


Dokumentation einer unvergesslichen Zeit in Bregenz

Zur Wiedereröffnung am 5. Juni lädt das Kunsthaus Bregenz in eine neue Sonderausstellung. Darin vereint Kunsthaus-Direktor Thomas D. Trummer sieben zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler: Helen Cammock, WIlliam Kentridge's The Center for the Less Good Idea, Annette Messager, Rabih Mroué, Markus Schinwald, Marianna Simnett und Ania Soliman zeigen Arbeiten, die während der Coronakrise oder "zuvor diese vorausahnend" entstanden sind, wie das Kunsthaus Bregenz verspricht. Die Werkzusammenstellung soll ein Abdruck einer unvorhersehbaren, unvergesslichen Zeit sein. Am Samstag, 6. Juni, findet um 11 Uhr zusätzlich ein Künstlergespräch mit Markus Schinwald, Bronwyn Lace, The Centre for the Less Good Idea und Thomas D. Trummer statt.

"Unvergessliche Zeit", Kunsthaus Bregenz, bis 30. August


Bremen arrangiert seine Sammlung neu

Nach fast zehn Jahren präsentiert die Kunsthalle Bremen ihre Sammlung grundlegend neu. Durch Wandfarben, eine aufwendige Installation und ein völlig neues Arrangement der Werke bieten sich veränderte ästhetische Erfahrungen. Umfassende Vermittlungstexte zu sämtlichen Werken liefern Informationen, die teilweise aktuell recherchiert wurden. Einzelne Werke waren seit Jahrzehnten nicht mehr zu sehen. Hinzu kommen aktuelle Ankäufe, Schenkungen und Dauerleihgaben, die nun erstmals präsentiert werden. Die Kunst nach 1945 hat eine deutlich größere Präsenz.

"Remix 2020. Die Sammlung neu sehen", Kunsthalle Bremen, ab 6. Juni


Dresden lässt Raffael weben

Die Bildteppiche des italienischen Künstlers Raffael und ihre Faszination stehen im Mittelpunkt einer Dresdner Ausstellung zu dessen 500. Todesjahr. "Raffael - Macht der Bilder" präsentiert ab Samstag, 6. Juni, neben dem in der Gemäldegalerie Alte Meister bewahrten Tapisserie-Set Gemälde, Zeichnungen, Kupferstiche und Skulpturen aus eigenem Bestand sowie internationale Leihgaben. Sie belegen die Entstehung und Rezeption der Kompositionen für Gobelin-Serien, die Raffael ab 1515 im Auftrag des Papstes für die Sixtinische Kapelle schuf. Die Schau zeige, wie Raffael die Bildsprache der italienischen Hochrenaissance und der Tapisserie-Kunst revolutionierte, sagt Galeriedirektor Stephan Koja. (dpa)

"Raffael - Macht der Bilder. Die Tapisserien und ihre Wirkung", Dresdner Zwinger der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, 6. Juni bis 30. August


Florentiner Uffizien wieder geöffnet

Nach drei Monaten Corona-Pause ist die Kunstsammlung der Uffizien in Florenz wieder zu sehen. Der deutsche Direktor Eike Schmidt bezeichnete die Eröffnung als "ein wichtiges und symbolisches Signal". Das Haus gehört zu den bedeutendsten Museen der Welt. Da wegen der Ansteckungsgefahr viel weniger Besucher in die Säle gelassen würden, hoffe man auf eine langsame und nachhaltige Form von Kunstgenuss und Tourismus. Mittwoch war in Italien ein wichtiger Tag, weil die Grenzen für europäische Urlauber wieder voll geöffnet wurden.

Weltweit berühmt ist die umfassende Sammlung klassischer Skulpturen und Malereien: vom Mittelalter bis zur Moderne. Die Gemäldesammlungen des 14. Jahrhunderts und der Renaissance umfassen Werke alter Meister: Giotto, Simone Martini, Piero della Francesca, Beato Angelico, Filippo Lippi, Botticelli, Mantegna, Correggio, Leonardo, Raffeael, Michelangelo und Caravaggio. Darüberhinaus verfügt die Galerie der Uffizien über eine umfangreiche Kollektion antiker Statuen und Büsten der historischen Medici Familie. (dpa/monopol)

Sammlungsausstellung, Galerien der Uffizien, Florenz


Frankfurter Ausstellung widmet sich der Seenotrettung

Nicht Kunst oder Ethnologie, sondern die Versuche, vor dem Tod im Mittelmeer zu bewahren, stehen im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung im Frankfurter Weltkulturenmuseum: Von Freitag an wird mit Fotografien, Zeichnungen und dokumentarischen Videopräsentationen die Arbeit der Zivilen Seenotrettung in den vergangenen fünf Jahren vorgestellt. "Es geht auch um die moralische Frage, was ein Menschenleben wert ist", sagte Museumsdirektorin Eva Raabe bei der Vorstellung der Ausstellung, die zusammen mit der Organisation Sea Watch initiiert und durchgeführt wurde.

Die Ausstellung möchte nach Angaben von Kuratorin Leonie Neumann einen Dialog zum Thema Seenotrettung öffnen und die humanitäre Krise an Europas Außengrenzen skizzieren. Kurzfilme erklären, wie die Organisation im Mittelmeer operiert, welche Hürden Europa den zivilen Rettern stellt und nach welchen Rechten und Gesetzen ein Rettungseinsatz abläuft. Fotos zeigen die erste Fahrt in einem alten Kutter und die zunehmende Professionalisierung der Retter, volle Flüchtlingsboote, Gerettete, aber auch das Schicksal derjenigen, denen nicht geholfen werden konnte. (dpa)

"SW5Y - Fünf Jahre zivile Seenotrettung", Weltkulturenmuseum, Frankfurt am Main, bis 30. August


Emma Jääskeläinen in Helsinki

Angesichts der Geschichte der Bildhauerei und ihrer Meisterwerke könnte man leicht in Ehrfurcht erstarren. Aber Emma Jääskeläinen denkt gar nicht daran. Die 1988 in der Nähe von Helsinki geborene und an der dortigen Akademie ausgebildete Künstlerin bedient sich oft klassischer Mittel der Plastik und kombiniert sie mit umwerfendem Humor. Ein Stück Marmorskulptur ruht auf einer Yogamatte, ein Sofa dient als Sockel. Baseballmützen, Kaugummis, Ohrstöpsel oder Trockenfrüchte können als Material für eine Skulptur ebenso dienen wie Stein. Für ihre Soloschau im Museum Kiasma in Helsinki schuf sie eine Auftragsarbeit mit dem vielversprechenden Titel "Proper Omelette", die aus Stein, Bronze und textilen Elementen besteht. Die Ausstellung ist Teil einer Serie, die das Kiasma Museum gemeinsam mit der Alfred Kordelin Foundation vor drei Jahren gestartet hat, um der jungen finnischen Kunstszene mehr Sichtbarkeit zu geben.

"Emma Jääskeläinen", Kiasma Museum of Contemporary Art, Helsinki, bis 22. November

 

Chinesische Fotografie in München

Die neue Ausstellung der Alexander Tutsek-Stiftung zeigt unter dem Titel "About Us. Junge Fotografie aus China" 70 Fotografien junger chinesischer Künstlerinnen und Künstler. Die Gruppenschau versteht sich als ein Beitrag zum Diskurs über die gegenwärtige Fotografie in China, einem Land, das zunehmend als wesentliche globale politische und wirtschaftliche Macht in Erscheinung tritt, dessen Bilderwelten im Medium der Fotografie in der westlichen Hemisphäre jedoch wenig bekannt sind. Das spiegelt sich auch in der Auswahl der in der Ausstellung repräsentierten Künstlerinnen und Künstler, von denen einige international renommiert, andere außerhalb Chinas weitgehend unbekannt sind: Adou, Birdhead, Cai Dongdong, Chen Ronghui, Chen Wei, Gao Mingxi, Jiang Pengyi, Liang Xiu, Ren Hang, RongRong & Inri, Wang Ningde, Yang Fudong und Zhang Xiao.

"About us. Junge Fotografie aus China", Alexander Tutsek-Stiftung, München, bis 29. Januar 2021


Der "Rokoko der Bedrängnis" in Zürich

Im Schweizer Ableger der Galerie Eva Presenhuber eröffnet heute die Solo-Schau der Künstlerin Sue Williams. Die geborene Chicagoerin nahm bereits weltweit an Ausstellungen teil, auch an internationalen Institutionen wie dem MoMA und dem Whitney Museum in New York, dem Hirshhorn Museum in Washington DC, dem Art Institute of Chicago, der Sammlung Goetz in München, dem Museum voor Moderne Kunst in Arnhem oder der Wiener Secession. Der Kunsthistoriker Barry Schwabsky setzt die "fröhliche" und "lebhafte" Malerei von Sue Williams in eine Tradition mit Florine Stettheimer und Cy Twombly und definiert ihre Ästhetik als ein "Rokoko der Bedrängnis".

"Sue Williams", Galerie Eva Presenhuber, Zürich, bis 25. Juli