Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Bad Honnef, Berlin, Halle, Karlsruhe, Köln, New York, Paris, Salzburg, Wien und Wuppertal

Coronabedingt können bestimmte Ticket-, Hygiene- und Abstandsregelungen gelten. In einigen Bundesländern gelten inzwischen 2G-Regeln in Museen. Vor dem Ausstellungsbesuch empfiehlt sich deshalb ein Blick auf die jeweilige Institutions-Website


Heji Shin in Bad Honnef

Körperlichkeit, Kommerz und Öffentlichkeit sind Themen, die von der deutsch-koreanischen Fotografin Heji Shin behandelt werden. Die Künstlerin wurde mit dem KAT_A-Award ausgezeichnet; im Rahmen des Preises gibt es nun eine Soloausstellung im Forum Kunst am Turm in Bad Honnef zu sehen. Stets reflektiert Shin ihre Arbeit als Fashion-Fotografin auch in den künstlerischen Werken, etwa bei einer kritischen Bilderserie über den US-Musiker Kanye West.

KAT_A Kunst am Turm, Bad Honnef, bis 25. März 2022


"Understudies" in Berlin

Die Künstlerin Iman Issa hat für die Berliner Kunst-Werke eine Gruppenschau zusammengestellt. Trotz des Untertitels "I, Myself Will Exhibit Nothing" präsentiert die Ägypterin auch eine eigene Skulpturenserie. Das Kuratieren liegt für Issa nahe, denn sie arbeitet häufig mit Displays aus mehreren Elementen. Für die Ausstellung hat sie Kunstschaffende ausgewählt, die dezidiert eigene Parameter und Universen entwerfen. Unter anderen sind Werke von Geta Brătescu, Moyra Davey, Olaf Nicolai und Walid Raad zu sehen.

"Understudies: I, Myself Will Exhibit Nothing", KW Institute, Berlin, bis 9. Januar 2022


Thomas Schütte in Berlin

Das Georg Kolbe Museum präsentiert in seiner neuen Ausstellung Skulpturen und Zeichnungen des Bildhauers Thomas Schütte. In seinen Plastiken setzt dieser sich intensiv mit dem menschlichen Körper auseinander und setzt sie dann in einen Kontext, der kulturhistorischen wie auch aktuellen Diskursen Raum gibt. Die Ausstellung zeigt neben zahlreichen älteren Werken auch neue Arbeiten, die erst 2021 entstanden sind.

"Thomas Schütte", Georg Kolbe Museum, Berlin, bis 20. Februar 2022


Grete Budde in Halle

Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg widmet sich dem Leben und der Kunst der jüdischen Bildhauerin Grete Budde (1883-1967). Die Ausstellung "Werke für die Universität" ist bis zum 15. März 2022 im Sessionssaal des Löwengebäudes in Halle zu sehen. Die Tochter eines jüdischen Hutmachers studierte in Berlin, München und Paris. 1913 heiratete sie den Mediziner Werner Budde und ging 1919 mit ihm nach Halle.

Budde schuf unter anderem 16 Gelehrtenplastiken für die Hochschule. In der Ausstellung ist auch die 1933 entstandene Gipsbüste der jüdischen Indologin Betty Heimann (1888-1961) zu sehen, die eine Freundin Buddes war. Heimann war die erste Privatdozentin an der Universität Halle.  

Die Ausstellung soll auch Anlass sein, die oft schwierigen Lebenswege jüdischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der NS-Zeit zu zeigen. In den abgebildeten Biografien geht es um Ausgrenzung, Identitäten, Verdrängung und auch Solidarität. Artefakte aus Familiennachlässen wurden dafür zusammengetragen.

Anlass für die Budde-Schau ist das Festjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". (dpa)

"Grete Budde. Werke für die Universität", Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Löwengebäude, Halle (Saale), bis 15. März 2022


Elsa & Johanna in Karlsruhe

Johanna Benaïnous und Elsa Parra lernten sich 2014 während eines Austauschprogramms an der New Yorker School of Visual Art kennen, obwohl beide Studentinnen aus Paris angereist waren. Dass sie sich im Ausland fanden, prägte ihre Praxis: In unvertrauter Umgebung fällt das Rollenspiel leichter als zu Hause. Und ist es nicht überhaupt eine tolle Idee, sich über Autofiktionen einen gemeinsamen Erinnerungsfundus zu zaubern, wenn die Chemie schon mal stimmt? Paarweise oder als Einzelfiguren fotografieren sich Elsa & Johanna in fiktiven Rollen. Sie sind ihre eigenen Locationscouts und Kostümdesignerinnen, treten als Kellnerinnen, am Strand, herumlungernde Teenager oder grimmig dreinblickende Kumpels in Bomberjacken auf. Da formt sich ein Beziehungsdreieck, das den Betrachter einschließt.

Zwangsläufig sind Elsa & Johanna von Cindy Sherman beeinflusst – und doch bringt ihr dialogisches Verfahren eine spezielle Dynamik in die Bilder. Abweichend von der "manieristischen" Sherman der letzten Jahre, verzichten die 1990 und 1991 geborenen Künstlerinnen auf übertriebene Masken, und ihre Posen wirken sehr authentisch. Und doch wird hier keine Pseudoechtheit simuliert: Oft ist zum Beispiel unklar, in welcher Zeit bestimmte Bilder verortet sind. In der neuen, in Ostfriesland produzierten Serie "Moormerland" scheinen sich die 1970er mit der Jetztzeit zu vermischen. In der Städtischen Galerie Karlsruhe ist jetzt die erste Schau der Künstlerinnen in Deutschland zu sehen.

"Elsa & Johanna. The Plural Life of Identity", Städtische Galerie Karlsruhe, bis 13. März 2022


Art Cologne in Köln

Nach mehrmaligem Verschieben wegen der Corona-Pandemie hat die größte deutsche Kunstmesse Art Cologne wieder geöffnet. Bis zum Sonntag zeigen rund 150 Galerien und Händler aus mehr als 20 Ländern ihre Werke - von der Klassischen Moderne bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Zuletzt hatte die Messe im April 2019 stattgefunden - dann verhinderte Corona mehrere Comeback-Versuche.

"Für mich und das ganze Kunstmesse-Team ist das ein besonderer Moment", sagt Direktor Daniel Hug. "Wir haben unsere Aussteller und die vielen Kunstbegeisterten, die unsere Messe immer besuchen, zu lange nicht mehr gesehen."

Das Interesse der Galeristen war so groß wie vor der Pandemie. Nur sehr wenige hatten von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, von ihrer Teilnahmezusage zurückzutreten, als klar war, dass die Messe verschoben werden müsse. Was den erwarteten Rückgang der Besucherzahlen angehe, ist eine zuverlässige Einschätzung noch schwierig. Der neue Messe-Termin im November soll nun auf jeden Fall auch im nächsten Jahr bestehen bleiben.

Für die Art Cologne gilt die 3G-Regel. Sprich: Zutritt haben nur Geimpfte, Genesene oder Getestete. Auf den Gängen - die zudem verbreitert wurden - gilt Maskenpflicht. (dpa)

Unseren Rundgang über die Kunstmesse in Corona-Zeiten lesen Sie hier.

Art Cologne, Messehallen Köln, bis 21. November

Art Cologne 2021
Foto: Oliver Berg/dpa

Art Cologne 2021


Andy Warhol in New York

Eine neue Ausstellung in New York zeigt die tiefe Verwurzelung des US-Künstlers Andy Warhol (1928-1987) im katholischen Glauben. Es handelt sich laut dem Brooklyn Museum um die erste Schau, die sich dieses Aspekts des Werkes von Warhol annimmt. "Andy Warhol ist einer der gefeiertesten und bekanntesten Künstler aller Zeiten, aber bislang war der Einfluss seiner katholischen Erziehung auf sein Leben und Werk eine weniger bekannte Facette seiner viel untersuchten Karriere."

Rund 100 Stücke - darunter Gemälde, Filme, Fotos und persönliche Gegenstände - sind in der geplanterweise bis zum 19. Juni 2022 geöffneten Ausstellung zu sehen. Warhol wurde als Andrew Warhola in eine aus der heutigen Slowakei ausgewanderte Familie in Pittsburgh hineingeboren. Seine katholische Mutter Julia, die später mit ihm nach New York zog, hatte großen Einfluss auf Leben und Werk ihres Sohnes.

Das 1887 eröffnete Brooklyn Museum ist das zweitgrößte Ausstellungshaus der Millionenmetropole New York. Es beherbergt sowohl naturwissenschaftliche und ethnologische Sammlungen als auch Design und Kunst des 19., 20. und 21. Jahrhunderts.

"Andy Warhol: Revelation", Brooklyn Museum, New York, bis 19. Juni 2022


Al Thani Sammlung in Paris

Die hochkarätigen Werke waren bislang nur in Sonderausstellungen in großen Museen in London und New York zu sehen - nun sind die Kunstobjekte und Juwelen des Scheichs Hamad bin Abdullah Al Thani dauerhaft in das prächtige Pariser Hôtel de la Marine direkt am zentralen Place de la Concorde eingezogen. Auf rund 400 Quadratmetern werden die Schätze aus der bis zu 6000 Werken umfassenden Sammlung gezeigt.

Zur Eröffnung der Schauräume werden 120 Werke präsentiert. Sie decken jahrtausendelange Kunstgeschichte ab. Zu den Highlights gehört eine "Sternguckerin" aus Marmor aus dem westlichen Kleinasien aus den Jahren um 3300-2500 vor Christus. 

Hamad bin Abdullah Al Thani ist der Cousin des Emirs von Katar. Er soll rund 20 Millionen Euro dafür bezahlt haben, dass seine Sammlung für die Dauer von 20 Jahren in das Hôtel de la Marine einzieht, dort wo sich ehemals die Galerie der Tapisserie befand. Denn der Prachtpalast aus dem 18. Jahrhundert wurde einst als königliches Möbellager konzipiert. 

Als besessen, aber selektiv hat sich der 40-jährige Scheich 2015 in "Vanity Fair" beschrieben. Im Alter von 27 Jahren begann er eine Sammlung von Schmuck und Kunstobjekten aus dem indischen Mogulreich (16. bis 19. Jahrhundert) aufzubauen. In einer Rekordzeit von fünf Jahren hat er 400 Werke erworben, die unter anderem im Metropolitan Museum in New York und im Pariser Grand Palais zu sehen waren. 

Das etwa 12.000 Quadratmeter große Gebäude wurde für rund 130 Millionen Euro restauriert und Anfang Juni nach vierjährigen umfangreichen Renovierungsarbeiten wieder eröffnet. In dem Palastbau, der über 200 Jahre geschlossen war, ist seitdem wieder zu entdecken, was einst das königliche Möbellager war: Räume voller Rokoko-Kronleuchter und antiker Möbel aus dem 18. Jahrhundert. Mit der Sammlung Al Thani gibt es nun eine Attraktion mehr. Die rund 6000 Werke sollen im Wechsel ausgestellt werden. (dpa)

"Eröffnungsausstellung: Die Schätze der Al Thani Collection", Hôtel de la Marine, Paris

"Die Schätze der Al Thani Collection", Hôtel de la Marine, Paris
Foto: Marc Domage/The Al Thani Collection 2021/dpa

"Die Schätze der Al Thani Collection", Hôtel de la Marine, Paris


David Tudor in Salzburg

In den 1950ern war der Pianist David Tudor (1926–1996) einer der führenden Interpreten zeitgenössischer Partituren von Cage bis Stockhausen. Später wurde er selbst zum Komponisten und Performer auf dem Gebiet der Live-Elektronik. Das Salzburger Museum der Moderne zeigt seine Werke, die zwischen Komposition, Performance, Objektkunst und Installation angesiedelt sind.

"Teasing Chaos. David Tudor", Museum der Moderne / Mönchsberg, Salzburg, bis 13. Februar 2022


Wissen und Wahnsinn in Wien

Im Augenblick der Ratlosigkeit werden alle möglichen Systeme nach Tauglichkeit abgesucht. Das Wissen der sogenannten anderen scheint Möglichkeiten zu beinhalten, die richtig sein könnten, wo man selbst doch so offensichtlich falsch lag. Die Kunsthalle Wien beschäftigt sich jetzt in einer Gruppenausstellung mit dem Begriff des Wahnsinns und versucht, ihm etwas Produktives abzugewinnen. Mit dabei ist die Kunst von Henry Darger, dessen intensives und verstörendes Werk über eine Armee kämpferischer Mädchen erst nach seinem Tod entdeckt wurde und der zu einem der bekanntesten Künstler ohne künstlerische Ausbildung wurde. Es geht um Wahnsinn als Form des Wissens, um Unvernunft als mögliche Lernmethode. Weitere Künstler und Künstlerinnen: die Chilenin Patricia Domínguez, die in ihren Installationen mit Mythen, Symbolen und Ritualen arbeitet, und Niklas Lichti, der sich in seinen Bleistiftzeichnungen mit der Rolle des Künstlers selbst beschäftigt.

"Do Nothing, Feel Everything", Kunsthalle Wien, bis 20. Februar 2022


Brücke und Blauer Reiter in Wuppertal

Die legendären deutschen Künstlergruppen Brücke und Blauer Reiter sind in Wuppertal erstmals seit langem in einer großen Expressionismus-Schau vereint. Von Sonntag an zeigt das Von der Heydt-Museum Aufbruch und Moderne in der Kunst zum Anfang des 20. Jahrhunderts.

Gezeigt werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der damals eng verbandelten Künstlergruppen. Ein Raum ist dabei Werken ihrer internationalen Vorbilder und Wahlverwandten gewidmet: Cézanne, van Gogh, Gauguin und Picasso.

Während die Brücke (Kirchner, Nolde, Schmidt-Rottluff, Heckel, Pechstein) eher im nord- und ostdeutschen Raum beheimatet war, kamen die Protagonisten des Blauen Reiters (Kandinsky, Münter, Marc, Macke, Klee) aus Süddeutschland. Inzwischen ist der Blaue Reiter 110 Jahre alt und Die Brücke sogar 116 Jahre.

Drei Museen haben für die Schau ihre Pfunde in die Waagschale geworfen: Neben dem Von-der-Heydt-Museum waren dies die Kunstsammlungen Chemnitz, wo die Schau danach gezeigt wird, und das Buchheim-Museum im bayerischen Bernried. Ergänzt wird der Kunstschatz durch zahlreiche Leihgaben.

"Der Blaue Reiter hat wahnsinnig viel geschrieben und war intellektueller, Die Brücke war dagegen eher mundfaul", sagt Museumsdirektor und Kurator Roland Mönig: "Aber beide wollten das Neue, die Befreiung der Kunst von den Altlasten der Akademien." Akte, Landschaften und Porträts: 160 Werke, davon 90 Gemälde, werden in Wuppertal gezeigt. (dpa)

"Brücke und Blauer Reiter", Von der Heydt-Museum, Wuppertal, bis 27. Februar