Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Essen, Hagen, Kopenhagen, Mailand und Miami

Coronabedingt können bestimmte Ticket-, Hygiene- und Abstandsregelungen gelten. In einigen Bundesländern gelten inzwischen 2G-Regeln in Museen. Vor dem Ausstellungsbesuch empfiehlt sich deshalb ein Blick auf die jeweilige Institutions-Website


Anna Dorothea Therbusch in Berlin

Zum 300. Geburtstag der Malerin Anna Dorothea Therbusch befasst sich die Gemäldegalerie Berlin mit der wichtigen Rolle der Künstlerin in der Zeit der Aufklärung. In zwei Kabinetten sind Arbeiten von Therbusch (1721-1782) in Bezug gesetzt zu Werken meist männlicher Zeitgenossen wie François Boucher oder Jean Antoine Watteau. "Anna Dorothea Therbusch. Eine Berliner Künstlerin der Aufklärungszeit" ist von Samstag an bis zum 10. April zu sehen.

Damit werde einer der Künstlerin zu mehr Sichtbarkeit verholfen, "die lange Zeit in der Kunstgeschichte vernachlässigt, um nicht zu sagen vergessen worden ist", sagte die neue Direktorin der Gemäldegalerie, Dagmar Hirschfelder. Therbusch stehe zudem für eine Zeit, in der "Künstlerinnen nicht dieselben Möglichkeiten hatten, ihre eigene künstlerische Karriere zu verfolgen".

So zog Therbusch zunächst 20 Jahre lang fünf Kinder groß, bevor sie sich ihrer Kunst widmen konnte. An der Akademie in Paris wurde ein Gemälde von ihr abgelehnt, weil es angeblich nicht von einer Frau gemalt sein konnte. Mit der späteren Aufnahme in die Académie Royale sollte Therbusch dann aber die Basis für ihren Ruhm legen, der ihr in der Folge Anerkennung zunächst in Wien und dann schließlich auch in Berlin sicherte.

In Berlin gehörte sie dann zu den wichtigsten Porträtmalerinnen und -malern, erhielt Aufträge preußischen Herrscher unter anderem für Königsporträts. Die Ausstellung zeigt neben Werken aus den Beständen von Berlins Staatlichen Museen ausgewählte Leihgaben. Zu sehen ist auch ein etwa 1782 entstandenes großformatiges Selbstporträt. Dort zeigt sich Therbusch den Betrachtern offen zugewandt als gelehrte Respektsperson mit Augenglas als Zeichen für ihr Interesse. (dpa)

"Anna Dorothea Therbusch. Eine Berliner Künstlerin der Aufklärungszeit", Gemäldegalerie, Berlin, 4. Dezember bis 10. April 2022


Amtsalon in Berlin

Der Amtsalon ist eine Art Kunstmesse, 2020 in der Pandemie als Galerien-Pop-Up entstanden, um den lokalen Kunstmarkt  ein wenig Raum zu schaffen. 21 Berliner Galerien zeigen im Gebäude des ehemaligen Amtsgerichts Charlottenburg jetzt in einer zweiten Ausgabe bis Sonntag ausgewählte Arbeiten ihrer Künstlerinnen und Künstler. Neben etablierten Galerien wie Sprüth Magers und Klemm’s stellen auch Galerien aus, die noch nicht so lange in Berlin vertreten sind, wie beispielsweise Hua International oder McLaughlin.

Amtsalon Gallery Pop-Up, Berlin, bis 5. Dezember

 


Iranische Kunst in Berlin

Die Kulturgeschichte Irans steht im Mittelpunkt einer Ausstellung in der James-Simon-Galerie auf der Berliner Museumsinsel. Für die Präsentation "Iran. Kunst und Kultur aus fünf Jahrtausenden" haben das Berliner Museum für Islamische Kunst und die Sarikhani Sammlung in London etwa 360 Objekte aus ihren Beständen zusammengestellt. Die Ausstellung "Iran. Kunst und Kultur aus fünf Jahrtausenden" ist von Samstag an bis zum 20. März zu sehen.

Für Stefan Weber, Direktor des Berliner Museums, ist das kulturelle Erbe Irans für die islamische Kunst vergleichbar mit der Bedeutung Italiens für Europa. "Wie in vielen Ländern der Region wird unsere Wahrnehmung heute durch politische Probleme und Gegenwartsfragen bestimmt. Für den Iran gilt dies besonders seit der Revolution zur islamischen Republik 1979, die unser kollektives Gedächtnis bestimmt."

Die Ausstellung soll die herausragende Bedeutung Irans als kultureller Impulsgeber an der Schnittstelle zwischen Afrika, Asien und Europa zeigen. Dabei wird der über Jahrtausende reichende Weg einer spezifisch iranischen kulturellen Identität nachgezeichnet an Beispielen wie Sprache, Handel, politischen Entwicklungen und Herrschaftssystemen. (dpa)

"Iran. Kunst und Kultur aus fünf Jahrtausenden", James-Simon-Galerie, Berlin, 4. Dezember bis 20. März 2022


Light & Space in Berlin und Kopenhagen

Es wird wieder hell im Dezember. Noch nie wurde der Bewegung "Light and Space" in Europa in so konzentrierter Form Aufmerksamkeit und Raum gegeben. In den 1960er-Jahren entstand die Kunstrichtung in Südkalifornien als Reaktion auf die kulturellen Umwälzungen. Zwar nicht mit einem vordergründig politischen, aber doch mit einem revolutionär interdisziplinären Ansatz zwischen Wissenschaftlichkeit, Skulptur und Raumbezug.

Einer der Protagonisten, Robert Irwin, arbeitet seit den 1970er-Jahren mit radikal ortsspezifischem Ansatz. Jetzt zeigt der 1928 geborene Künstler eine ganz neue, große Arbeit im Kraftwerk Berlin: eine zweiseitige monumentale Leuchtwand in für ihn ungewöhnlichen Farben und Dimensionen. Beauftragt wurde die Ausstellung von der Berliner gemeinnützigen Kunstinstitution Light Art Space (LAS). Zeitgleich zeigt Irwins Galerie Sprüth Magers parallel ihre dritte Einzelausstellung mit dem Lichtpionier. In der Berliner Galerie werden zwei neue Werkgruppen zu sehen sein: zum einen "unbeleuchtete" fluoreszierende Wandarbeiten, zum anderen seine charakteristischen, wie von selbst leuchtenden Acrylskulpturen.

Parallel findet ganz in der Nähe – von Kalifornien aus betrachtet – in Kopenhagen eine fantastisch besetzte Überblicksschau statt. Das große Zentrum für Gegenwartskunst Copenhagen Contemporary zeigt mehr Künstlerinnen und Künstler der Light-and-Space-Bewegung, als je zuvor in einer Ausstellung zu sehen waren. Zu ihnen zählen Mary Corse, James Turrell, Robert Irwin, Doug Wheeler, Larry Bell und Helen Pashgian. Gegenübergestellt werden sie Künstlerinnen und Künstlern einer jüngeren Generation, die von Light and Space beeinflusst wurden oder mit ähnlichen Mitteln arbeiten: Jeppe Hein, Anish Kapoor und Olafur Eliasson zählen dazu.

"Light & Space", Copenhagen Contemporary, bis 4. Dezember; "Light and Space", Kraftwerk Berlin, LAS, 5. Dezember bis 30. Januar 2022; "Robert Irwin", Sprüth Magers, Berlin, 4. Dezember bis 26. März 2022


Paul Kooiker in Essen

Der niederländische Fotograf Paul Kooiker wurde mit surrealen Studioinszenierungen bekannt. Seit einigen Jahren ist er im Bereich der Modefotografie tätig und arbeitet für "Vogue Italia" oder "Sleek Magazine". Das Essener Folkwang-Museum zeigt nun Fotoarbeiten des Künstlers, der Körper oft bis ins Extrem überzeichnet und ein Faible für schrille Perücken und extravagante Kleidung an den Tag legt. Kooikers Werke werden im Dialog mit Fotoarbeiten von Hans Bellmer, Brassaï, Florence Henri, Boris Mikhailov oder Juergen Teller aus der Sammlung gezeigt.

"Paul Kooiker - Fashion", Museum Folkwang, Essen, bis 6. Februar 2022


Sylvester Stallone in Hagen

Der Hollywoodstar Sylvester Stallone hat erstmals in Deutschland eine umfassende Retrospektive seines jahrzehntelangen Schaffens als Maler präsentiert. Eine solche Kunstausstellung sei für ihn immer noch eine sehr neue Welt, schließlich sei die Malerei "das Privateste was es gibt", sagte der 75-jährige Actionschauspieler ("Rocky", "Rambo") am Freitag vor der Eröffnung der Ausstellung im Osthaus Museum in Hagen. Zu sehen sind bis zum 20. Februar 2022 mehr als 50 Gemälde, darunter Selbstporträts und noch nie gezeigte frühe Arbeiten aus den 1960er Jahren.

Im Unterschied zum Filmemachen, wo der Schauspieler ein ganzes Team um sich habe, existierten Maler sehr für sich. "Sie können sich nur auf sich selbst verlassen", sagte Stallone der Deutschen Presse-Agentur. Beim Malen habe man nur "sich und seine Seele".

Der Schauspieler und Filmemacher malt seit jungen Jahren und hat sich auch als Sammler intensiv mit zeitgenössischer Kunst befasst. In seinen oft farbenfrohen, kraftvollen Arbeiten setzt sich der kunstaffine Hollywoodstar mit den Strömungen des Surrealismus, Expressionismus sowie abstrakter Malerei auseinander. Immer wieder thematisiert er dabei auch heldenhafte Ikonen und ihre Brüche - von der selbstgeschaffenen Box-Legende Rocky über mythologische Figuren wie Herkules bis hin zu Superman, den er umrissartig, überlebensgroß und nackt auf die Leinwand bringt.

Erst vor einigen Jahren begann Stallone seine emotionalen und expressiven Werke öffentlich zu zeigen und hatte erste Museumsausstellungen, etwa in St. Petersburg oder Nizza. Vor diesem Schritt habe er lange gezögert: "Ich neige dazu, meine wahre Natur in meinen Bildern zu zeigen, und die ist actiongeladen - echt wahr. So bin ich", sagte er. Er tendiere dazu, ein bisschen unbeholfen zu sein und habe gefürchtet, Menschen zu verschrecken. (dpa)

"Sylvester Stallone. Retrospektive zum 75. Geburtstag", Osthaus Museum, Hagen, 4. Dezember bis 20. Februar 2022


Domenico Gnoli in Mailand

Der 1933 in Rom geborene und 1970 in New York früh verstorbene Künstler Domenico Gnoli malte vor allem riesige Ausschnitte – vergrößerte Hemdkragen, eine Knopfleiste, einen Schuh. Seine Gemälde rissen herkömmliche Dinge aus dem Alltagskontext in eine mitunter beängstigende Kunstwelt. Anklänge an Surrealismus wie Pop-Art sind unübersehbar, doch letztlich war Gnoli ein Solitär. Mehr als 100 zwischen 1949 und 1969 entstandene Werke des Künstlers sind nun in der Mailänder Fondazione Prada zu sehen. Die in thematische Gruppen gegliederte Retrospektive betont die Gelenkstellen im Schaffen Gnolis: wie bestimmte Werke andere Bilder in einer ähnlichen Ausdrucksrichtung hervorbrachten.

"Domenico Gnoli", Fondazione Prada, Mailand, bis 27. Februar 2022


Kunstmesse in Miami

Die USA haben dem internationalen Kunstmarkt in der Pandemie besonders zu knacken gegeben, noch zur Armory Show im September war die Einreise für Europäer nicht möglich. Umso erleichterter sind nun die Macher der Art Basel, dass die Messe in Miami wieder wie gewohnt stattfinden kann. 253 Galerien aus 36 Ländern sind dabei. Mehr als die Hälfte von ihnen hat Standorte auf dem amerikanischen Kontinent, führende Galerien aus Brasilien, Guatemala oder auch Mexiko werden erwartet. Damit bleibt die Art Basel/Miami Beach ein wichtiges Scharnier zum lateinamerikanischen Markt.

Für diejenigen, die noch Probleme mit der Reiseorganisation haben oder sich eine weniger aufwendigere Teilnahme wünschen, bietet die Messe aber auch alternative Modelle an. So haben sich einige Galerien zu Gemeinschaftsständen zusammengetan, wie beispielsweise Marian Goodman aus Johannesburg und A Gentil Carioca aus Rio de Janeiro. Außerdem bleibt das umfassende Online-Angebot der Messe parallel zur physischen Ausstellung bestehen. Wer also nicht nach Miami reist, kann trotzdem in den Online Viewing Rooms oder bei virtuellen Messerundgängen das Programm erleben – darunter auch wieder großformatige Außenskulpturen und ausgewählte Newcomer. Nicht gestreamt werden können allerdings die Partys und Empfänge sowie das Bad im Meer.

Art Basel/Miami Beach, Miami Beach Convention Center, bis 5. Dezember