Belkis Ayón in Aachen
Belkis Ayón (1967-1999) befragte "das Menschliche, das flüchtige Gefühl, das Spirituelle", wie die Kubanerin einmal sagte. Die Figuren, Symbole und Rituale ihrer Werke sind dem ausschließlich Männern vorbehaltenen, afro-kubanischen Geheimbund Abakuá entlehnt, mit dem sich die Künstlerin kritisch beschäftigte. Für ihre um Synkretismus und hierarchische Machtstrukturen kreisenden Bilder nutzte sie eine spezielle Drucktechnik, die Collagrafie. In der bis Mitte März verlängerten Retrospektive im Ludwig Forum Aachen – der ersten im deutschsprachigen Raum – sind jetzt rund 70 Arbeiten von Belkis Ayón zu sehen.
Belkis Ayón "Ya Estamos Aquí", Ludwig Forum Aachen, bis 12. März
Man muss keine Gamerin sein, um sich für die Welten von Lu Yang zu begeistern. Die technoiden Wesen, die in Videoarbeiten und Animationen durch virtuelle Realitäten geschickt werden, locken wie das weiße Kaninchen aus "Alice im Wunderland" in ein Paralleluniversum voller Science-Fiction-, Manga- und Anime-Elemente. Lu Yang war auf der letzten Venedig-Biennale vertreten und bekam von der Deutschen Bank den Titel "Artist of the Year 2022" verliehen. Jetzt zeigt die Kunsthalle Basel eine große Soloschau. Die Faszination für den bunten, auch schrillen Kosmos lässt sich unter anderem damit erklären, dass Lu Yang die Debatten unserer Zeit aufgreift und mit existenziellen Fragen, religiösen Denkweisen und wissenschaftlichen Bezügen verwebt.
Dieses Zusammenspiel verkörpert Avatar Doku, eine Art Alter Ego Lu Yangs, das in mehreren Werken auftritt. Zu pochenden Elektrosounds bewegt sich Doku meist rhythmisch tanzend durch zerstörte Städte und ferne Galaxien und wandelt dabei das äußere Erscheinungsbild. Lu Yang erfindet sechs unterschiedliche geschlechtslose Versionen von Doku und gleichzeitig von sich selbst, losgelöst von gesellschaftlichen Kategorien und Definitionen. In sechs thematischen Räumen greift die Kunsthalle Basel die Arbeiten von Lu Yang aus den letzten fünf Jahren auf und verspricht ein vibrierendes Gesamtwerk.
Lu Yang "Vibratory Field", Kunsthalle Basel, bis 21. Mai
Ihre Fotografien gingen um die Welt, jetzt werden sie wieder in Berlin ausgestellt: Aus Anlass der Auszeichnung von Nan Goldin mit dem Käthe-Kollwitz-Preis zeigt die Berliner Akademie der Künste Arbeiten der US-amerikanischen Fotografin und Filmemacherin. Rund 60 Fotografien der 69-Jährigen sind von diesem Freitag an bis zum 19. März am Akademie-Standort im Tiergarten zu sehen. Goldin, die Anfang der 90er Jahre für einige Jahre auch in Berlin lebte, wird zur Verleihung der mit 10.000 Euro dotierten Auszeichnung am 3. März in Berlin erwartet. Ihre Werke brechen Tabus, adressieren Liebe, Sex, Gewalt und den Tod. Durch die Ablichtung der LGBTQ+ Szene schaffte sie Raum für mehr Repräsentation und Akzeptanz. Im November kürte Monopol die Künstlerin zur einflussreichsten Person des Kunstjahres 2022.
Im Rahmen der Auszeichnung wird auch die Dokumentation "All the Beauty and the Bloodshed" über die Fotografin zu sehen sein. Bei den Filmfestspielen in Venedig hatte das Werk von Laura Poitras den Goldenen Löwen gewonnen. Außerdem werden Schwarzweiß- und Farbfotografien aus ihrer Zeit in Boston, New York, Berlin, Asien, sowie aktuelle Werke gezeigt. In ihren Motiven liegen ausschweifendes Leben und Innigkeit häufig nah beieinander mit Einsamkeit, Krankheit und Tod. Unschärfe etwa in Goldins Naturbildern steht auch für die Zeit ihrer Suchtkrankheiten, bei menschlichen Motiven zeigt sich so Goldins weitgehender Verzicht auf gestellte Szenen.
"Nan Goldin: Käthe-Kollwitz Preis 2022", Akademie der Künste, bis 19. März
Die Ausstellung "Kyiv Emerging" ist eine Ode ukrainischer Künstler an ihre Hauptstadt. Obwohl Kiew im Verlauf des letzten Jahres mehrmals von Russland schwer angegriffen wurde, hat es die Stadt geschafft, hoffnungsvoll zu bleiben. 16 Fotografinnen und Fotografen zeigen nun in der Kommunalen Galerie Berlin die Stadt aus ihrem Blick und durch ihre Linse. Dabei wird Street Photography mit Porträts verbunden, Bilder der Angst und Trauer wechseln sich mit Momenten der Hoffnung ab.
"Kyiv Emerging", Kommunale Galerie Berlin, bis 12. März
Mária Bartuszová in London
Die tschechoslowakische Bildhauerin Mária Bartuszová schuf ab den 1960er-Jahren abstrakt-biomorphe Skulpturen, die ursprünglich durch das Spiel mit ihrer kleinen Tochter inspiriert waren, für die sie Gips in Gummiballons goss. Bartuszová formte die Skulpturen, indem sie die Ballons drückte, zog oder in Wasser tauchte, wodurch unverwechselbare Formen entstanden. Sie erinnern an Regentropfen, Samen, Eier oder menschliche Körper. In den 1980ern fotografierte die Künstlerin ihre Werke im Freien, in der Londoner Retrospektive ist – neben vielen Skulpturen – auch eine Auswahl dieser Fotoarbeiten zu sehen.
Mária Bartuszová, Tate Modern, London, bis 25. Juni
Das New Yorker Metropolitan Museum feiert den US-Fotografen Richard Avedon, der am 15. Mai 100 Jahre alt geworden wäre. Mehrere Gruppenporträts würden aus diesem Anlass in der Ausstellung "Murals" gezeigt, die am Donnerstag öffnen soll, teilte die Ausstellungshalle am Central Park in Manhattan mit.
"Richard Avedon hat das Gruppenporträt neu erfunden", sagte der österreichische Leiter des Metropolitan Museums, Max Hollein. "Er wuchs wenige Straßenblocks vom Museum entfernt auf und es war für ihn eine konstante Quelle der Inspiration. Jetzt sind seine außergewöhnlichen Wandbilder Schätze der Sammlung und wir sind begeistert, dass wir sie zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren gemeinsam zeigen können."
Der 1923 in New York geborene und 2004 in San Antonio gestorbene Avedon galt als einer der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er wurde vor allem mit Porträts und Modebildern berühmt.
Richard Avedon "Murals", Metropolitan Museum, New York, bis 1. Oktober

Richard Avedon "Andy Warhol and members of The Factory, New York", 1969
Mit Ausstellungen in Deutschland will der nach Südniedersachsen geflüchtete Fotograf Wladimir Ogloblin die Menschen in seiner Heimat Ukraine unterstützen. Nach dem Angriff Russlands vor fast einem Jahr sei sein erster Impuls gewesen, sich der Verteidigung der Ukraine anzuschließen, sagte der 68-Jährige. Wegen seines hohen Alters sei es aber besser, auf andere Weise für sein Land zu kämpfen - indem er den Menschen in Deutschland die Situation nahebringe. Ogloblins Ausstellung "Charkiw" im Hoffmann-von-Fallersleben-Museum wurde vor kurzem wegen des großen Besucherinteresses bis zum 12. März verlängert, wie ein Sprecher der Stadt Wolfsburg mitteilte.
Ogloblins Bilder seiner Heimatstadt Charkiw aus Friedenszeiten werden in der Wolfsburger Schau kombiniert mit Fotografien seiner Kollegin Elena Dolzhenko, die die Zerstörung der Millionenmetropole und das Leid der Menschen dokumentiert hat. Die Aufmerksamkeit in Europa sei geringer geworden, dabei habe sich fast nichts geändert, sagte die ukrainische Fotografin, die zwischen ihrer Heimat und Deutschland pendelt. Ogloblin lebt derzeit in der Nähe von Dassel (Landkreis Northeim) - der hier ansässige Papierhersteller Hahnemühle unterstützt den Fotografen bei der Realisierung seiner Ausstellungen.
Noch bis zum 2. Februar gastiert eine andere Schau des Fotografen mit dem Titel "Von Horizont zu Horizont" in der Marienkirche in Aerzen bei Hameln. Präsentiert werden Landschaftsaufnahmen aus der Ukraine und Porträts von Menschen vor dem Krieg, ergänzt durch Aufnahmen aus der Solling-Vogler-Region. "Ich habe hier sehr schöne Landschaften gefunden", sagte der 68-Jährige.
Am 10. Februar wird eine weitere Ausstellung im Holbornschen Haus in Göttingen eröffnet, Schirmherrin ist nach Angaben der Stadt Göttingen Kulturdezernentin Anja Krause. (dpa)
Wladimir Ogloblin "Charkiw", Hoffmann-von-Fallersleben-Museum, bis 12. März

Wladimir Ogloblin steht mit seinem Foto "Das letzte Autogramm des Winters 2020" - fotografiert in der Ukraine - in der Papierfabrik Hahnemühle