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Wohin am Wochenende?

(Detail) Megi Zumstein und Claudio Barnandun "Hi", 2007, Visitenkarte. Zu sehen im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg
Foto: Sammlung für Kunst und Gewerbe Hamburg

Megi Zumstein und Claudio Barnandun "Hi" (Detail), 2007, Visitenkarte. Zu sehen im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg

Die Kunst der Woche in Berlin, Halle, Hamburg, Hannover, Madrid, Oldenburg, Potsdam und Salzburg

 

Anfänge der Künstlergruppe Brücke in Berlin

Individuell gestaltete Mitgliedskarten, eine Mappe mit Originalgrafiken heute sündhaft teurer Künstler und der eigene Name in einem künstlerisch gestalteten Verzeichnis: für zwölf Mark Jahresbeitrag hat sich die Künstlergruppe Brücke zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts die Finanzierung auch durch passive Mitglieder gesichert. Die Ausstellung "1905: Fritz Bleyl und der Beginn der Brücke" im Brücke-Museum Berlin widmet sich bis zum 4. Juni dem Beginn der berühmten Gruppe von Expressionisten.

Gemeinsam mit Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff gründete der heute weniger bekannte Fritz Bleyl 1905 die Künstlergruppe Brücke in Dresden. Die vier jungen Architekturstudenten, die später nach Berlin übersiedelten, wollten Kunstgeschichte neu schreiben. "Mit dem Glauben an Entwicklung, an eine neue Generation der Schaffenden", heißt es im Manifest, dessen Originaldruck in der Ausstellung zu sehen ist. Vervollständigt wird sie durch die Trilogie zu der von 1905 bis 1913 existierenden Künstlergemeinschaft, zu der später auch Max Pechstein oder Otto Mueller gehörten. Auch Emil Nolde war kurzfristig dabei.

Für die Ausstellung griff das Team um Direktorin Lisa Marei Schmidt auf das eigene Depot zurück, das mit rund 5000 Werken eine der international wichtigsten Sammlungen der Brücke-Künstler ist. Viele der Gemälde und Arbeiten, die heute für sich als Meisterwerke gelten, sind im Zusammenhang von Motiven, Farbgebung, Techniken der grafischen Werke zu sehen. Die Anfangsjahre zeigen im Vergleich zu den späteren stark expressionistischen Stilmitteln noch starke Spuren von Jugendstil oder Malern wie Edvard Munch oder Vincent van Gogh. Die mitunter überdeutlichen Einflüsse ließen Nolde über die Gruppe spotten: "Ihr solltet euch nicht Brücke, sondern van Goghiana nennen." (dpa)

"1905: Fritz Bleyl und der Beginn der Brücke", Brücke-Museum, Berlin, bis 4. Juni

 

Martin Kippenberger in Berlin

Als genialer Dilettant bespielte Martin Kippenberger die unterschiedlichsten Kunstformen, von Malerei und Skulptur bis zu Installationen, von Büchern und Performances  bis zu Schallplatten. Zu Ehren des Künstlers, der am 25. Januar 70 Jahre alt geworden wäre, treten in der Galerie Max Hetzler zwei alte Weggefährten auf:  Die Free-Jazz-Musiker Rüdiger Carl und Sven-Åke Johansson lesen aus ihren Publikationen "ab goldap" und "in st.wendel am schlossplatz", und sie präsentieren ihre neue LP "Fläche und Figur, 14 Duos für Akkordeon und Drumsets".

Mit dem Duo teilte Kippenberger den anarchistischen Humor und die Freude am musikalischen Experiment, die sie in Bands wie dem Golden Kot Quartett (zusammen mit Albert Oehlen und Günther Förg) oder der Tanzkapelle Night and Day auslebten. Deren Premiere fand anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Wahrheit ist Arbeit" mit Werken von Werner Büttner, Albert Oehlen und Martin Kippenberger in Essen 1984 statt, es folgten zahlreiche Auftritte auf Künstlerfesten und Eröffnungen. Kippenbergers Spezialdisziplinen: Schlagzeugen, Ansagenmachen, Entertainen, Tanzen – night and day.

Rüdiger Carl und Sven-Åke Johansson. Lesung anlässlich des 70. Geburtstags von Martin Kippenberger, Galerie Max Hetzler, Berlin (Goethestraße 2/3), ab 17 Uhr

Rüdiger Carl / Sven-Åke Johansson / Martin Kippenberger, Café Central, Köln, 1989 
Foto: © Andrea Stappert, 1989

Rüdiger Carl / Sven-Åke Johansson / Martin Kippenberger, Café Central, Köln, 1989 


Zineb Sedira in Berlin

Eine nachgespielte Tango-Szene aus Ettore Scolas dialogfreiem Film "Le Bal - Der Tanzpalast" steht im Zentrum der Ausstellung "Zineb Sedira. Dreams Have No Titles" im Hamburger Bahnhof Berlin. Die französisch-algerische Künstlerin widmet sich darin Fragen von politischen Umbrüchen und Feminismus. Dazu rekonstruiert sie Szenen und Arrangements in einer Mischung aus Dokumenten und Fiktion. Erzählt werden in Form eines großen Filmsets Geschichten aktivistischer Filme mit Bezügen auch zu Rassismus und Kolonialismus in Frankreich, Algerien, Italien und Deutschland. Die Ausstellung ist bis zum 30. Juni zu sehen.

Die Installation war im vergangenen Jahr als Beitrag des französischen Pavillons bei der Biennale in Venedig ausgezeichnet worden. Dort fungierten die beiden Direktoren des Hamburger Bahnhofs, Sam Bardaouil und Till Fellrath, als Mitkuratoren. In Berlin ist es die erste von ihnen verantwortete Ausstellung in neuer Leitungsfunktion. (dpa)

"Zineb Sedira. Dreams Have No Titles", Hamburger Bahnhof, Berlin, bis 30. Juni

 

Glaskunst in Halle

Robust, formbar, ästhetisch - aber schwierig zu verarbeiten: Dem Werkstoff Glas in seiner ganzen Vielfalt widmet die Kunststiftung Sachsen-Anhalt eine Doppelausstellung. Die Schauen "Wasser und Wein" und "Ganz aus Glas" werden bis 10. April präsentiert. Im Fokus beider steht die Vermischung zeitgenössischer Glaskunst mit "jungen Positionen", hieß es von der Kunststiftung.

Demnach befasse sich "Ganz aus Glas" mit dem von Land und Stiftung im Jahr 2020 initiierten Glaskunstwettbewerb "Weltkulturerbe trifft auf Immaterielles Kulturerbe". Er sollte zeigen, wie Künstlerinnen und Künstler heute Glasobjekte für den Alltag gestalten. Fünf Kreative entwarfen und produzierten unter Mitwirken der Glasmanufaktur Harzkristall Derenburg unter anderem Vasen, Schalen und Dosen. Siegerin war Aneta Koutná, die das Schalenset "Outline" entwarf. Die Ausstellung zeige die Werke samt Gussformen, hieß es.

Der Ausstellungsteil "Wasser und Wein" bezieht sich laut Stiftung auf das Projekt "Glass – hand formed matter", das international von Hochschulen, Glashütten und Kulturinstitutionen getragen wurde. Es sollte neue Perspektiven für die manuelle Glasherstellung ausloten - beteiligt waren Glasmacher, Künstler, Designer sowie Studentinnen und Studenten aus ganz Europa.

Sie seien miteinander vernetzt worden, um das alte Handwerk der Glasherstellung neu zu interpretieren und weiterzuentwickeln. Die Schau zeige Glasgefäße, die "den Wert von Wasser thematisieren, sich mit seinen ästhetischen Qualitäten auseinandersetzen und sein Fließen inszenieren." Auch Filme und Objekte aus Entwurfs- und Herstellungsprozessen seien zu sehen. Auch die "sensorischen Aspekte des Weintrinkens" kämen nicht zu kurz. (dpa)  

"Wasser und Wein" und "Ganz aus Glas", Kunststiftung Sachsen-Anhalt, Halle, bis 10. April

 

Keramiken von Picasso in Halle

Das Kunstmuseum Moritzburg stellt ab Sonntag zahlreiche Keramiken des Künstlers Pablo Picasso aus. Die Schau "Der andere Picasso: Zurück zu den Ursprüngen" zeige die Werke, die er in der Madoura-Werkstatt im südfranzösischen Vallauris schuf, sagte eine Sprecherin des Museums am Freitag. Hinzu kämen "Grafiken und Zeichnungen, die Picassos lebenslange Rückkehr zu seinen familiären Ursprüngen, seine nicht abreißende Verbundenheit mit den Traditionen seines Geburtslandes Spanien und seine Inspiration durch die antiken Kulturen des Mittelmeerraums vermitteln".

Die Schau läuft bis Mitte Mai. Insgesamt werden laut Museum etwa 100 Arbeiten aus öffentlichen und privaten Sammlungen in Spanien präsentiert. Picasso (1881-1973) gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Moderne.

Pablo Picasso "Der andere Picasso: Zurück zu den Ursprüngen", Kunstmuseum Moritzburg, Halle, 26. Februar bis 21. Mai

 

Guerrilla Girls in Hamburg

Müssen Frauen nackt sein, um ins Metropolitan Museum zu kommen? Mit dieser bissigen Frage auf einem Poster machten die Guerrilla Girls 1989 auf die schwache Künstlerinnenquote (nicht nur) in Museen aufmerksam. Seit über 30 Jahren engagiert sich das US-Kollektiv gegen Sexismus, Rassismus und Machtmissbrauch im Kunstbetrieb. Mit diversen Plakaten und einer Arbeit, die die Sammlung des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe kritisch aufarbeitet, stehen die Guerrilla Girls im Mittelpunkt der Schau "The F* word". Gezeigt wird feministisches Grafikdesign, das bis ins Jahr 1870 zurückreicht.

Guerrilla Girls "The F* word", Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, bis 17. September

 

Glenn Brown in Hannover

Eine außergewöhnliche Ausstellung mit Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart ist von diesem Freitag an in Hannover zu sehen. Der britische Künstler Glenn Brown setzt sich in der Schau "The real thing" mit Meisterwerken aus dem Landesmuseum und Sprengel Museum auseinander. "Die Beschäftigung mit anderen Sammlungen weckt in mir den Wunsch, auf sie zu reagieren und selbst etwas zu produzieren", sagte der 1966 geborene Maler, der die Ausstellung kuratierte und eigene Gemälde beisteuerte.

Zur Sammlung des Landesmuseums Hannover zählen mittelalterliche Altare, Gemälde des italienischen Barocks und niederländische Malerei sowie Meisterwerke des deutschen Impressionismus und frühen Expressionismus. Das Spektrum des Sprengel Museums reicht von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Nach Angaben der beiden benachbarten Häuser handelt es sich um die erste gemeinsame Ausstellung.

In der bis zum 18. Juni laufenden Schau sind im Landesmuseum unter anderem Werke von Gustave Courbet, Paula Modersohn-Becker und Gabriele Münter zu sehen. Direktorin Katja Lembke sagt, Brown habe mit seiner Auswahl und Hängung die Grenzen zwischen Alt und Neu aufgehoben. "Gleichzeitig stellt er seine eigenen Werke in die Tradition der Alten Meister. Ein aufregendes Experiment, das ich vollkommen gelungen finde", sagte Lembke.

Seine Gemälde fertigt Brown nach Museumsangaben "in altmeisterlicher Manier mit dünnen, wirbelnden Pinselstrichen, die die Illusion einer fast fotografisch flachen Oberfläche erzeugen".

Das Sprengel Museum zeigt eine Einzelausstellung mit Werken Glenn Browns. Zudem gibt es "thematische Interventionen" in den Räumen der ständigen Sammlung. Brown stelle "spielerisch-humorvoll" und "mit präzisem Blick" überraschende Zusammenhänge her, sagte Direktor Reinhard Spieler. In seiner doppelten Rolle als Kurator und Maler lehre er damit "ein ganz neues Sehen".

"The real thing", Landesmuseum und Sprengel Museum, Hannover, bis 18. Juni

 

Contemporary Art Fair (Arco) in Madrid

Das Mittelmeer als umkämpftes, historisch aufgeladenes Gebiet und Kulturraum steht im Zentrum der 42. Ausgabe der Arco, der wichtigsten spanischen Kunstmesse, die bis 26. Februar in Madrid stattfindet. Unter dem Titel "The Mediterranean: A Round Sea" hat Kuratorin Marina Fokidis in Kooperation mit der Künstlerin Bouchra Khalili und der Kuratorin Hila Peleg Künstlerinnen und Künstler aus den Anrainerstaaten des Mittelmeers wie Pauline Curier Jardin oder Anna Boghiguian für ihre Sonderausstellung ausgewählt, dazu soll es Debatten und Diskussionsveranstaltungen geben. Eine weitere kuratierte Sektion widmet sich der Kunst aus Lateinamerika, die bei der Arco traditionell stark vertreten ist. Die junge Sektion "Opening by Allianz" versammelt junge Galerien aus aller Welt. Aufmerksamkeit verdient auch das Outfit der Messemitarbeiter und -mitarbeiterinnen: Die Entwürfe stammen von dem jungen Label Reparto, das sich der Nachhaltigkeit und Wiederverwendbarkeit der Materialien verschrieben hat.

Contemporary Art Fair, Arco Madrid, bis 26. Februar

 

Museumsgeburtstag in Oldenburg

Anlässlich seines 100. Geburtstags lädt das Landesmuseum Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg zum "Wundern und Staunen" ein: In der gleichnamigen Ausstellung im Augusteum sind sowohl Meisterwerke aus den eigenen Sammlungen als auch bekannte Leihgaben zu sehen. Dazu gehören Werke von Rembrandt und Rubens, die den Ruhm der einstigen Großherzoglichen Gemäldegalerie Oldenburg begründeten. Sie sind erstmals seit 1919 wieder in Oldenburg zu sehen. Damals verkaufte der letzte Großherzog einen Teil der Sammlung nach seiner erzwungenen Abdankung.

Die Regierung des Freistaates Oldenburg hatte 1919 die Gründung des Landesmuseums beschlossen, das 1923 eröffnet wurde. Den Grundstock bildeten unter anderem Bestände der ehemaligen Großherzoglichen Gemäldegalerie Oldenburg und des Kunstgewerbemuseums.

Ergänzt wird die Jubiläumsschau mit einer Arbeit der Künstlerin Mariella Mosler. Zu sehen ist eine schwarz-weiße Wandgestaltung, die die Architektur des historischen Gebäudes aufheben soll. Der Lichtkünstler Philipp Geist verwandelt am Freitag und Samstag von 19 bis 21 Uhr das Oldenburger Schloss und den Schlossplatz in ein buntes Lichtermeer. Unter dem Titel "Time Drifts Oldenburg" werden Momente, Jahreszahlen und Begriffe aus der Museumsgeschichte visualisiert.

"Wundern und Staunen" und "Time Drifts Oldenburg", Landesmuseum Oldenburg, 25. Februar bis 18. Juni

 

Sonnen-Kunst in Potsdam

Große Maler wie Dürer, Rubens, Friedrich, Turner und Munch haben sich mit der Sonne beschäftigt und sie in ihrer Kunst in Szene gesetzt. Ihre Werke sind nun in einer neuen Ausstellung im Museum Barberini in Potsdam vertreten, die den Bogen von der griechischen Antike bis zur Gegenwart spannt. Dreh- und Angelpunkt ist Claude Monets Ölgemälde "Impression, Sonnenaufgang", wie Museumsdirektorin Ortrud Westheider sagt. Die Schau mit dem Titel "Sonne. Die Quelle des Lichts in der Kunst", ist von diesem Samstag an bis zum 11. Juni zu sehen.

Monets bekanntes Werk "Impression" von 1872 ist eine Leihgabe aus dem Museum Marmottan Monet in Paris, das die Ausstellung in Potsdam mit konzipierte. Das Gemälde sei außerhalb von Paris bisher nur äußerst selten zu sehen gewesen, teilte das Museum Barberini mit. Erst vor kurzem sei es unter hohen Sicherheitsvorkehrungen in Potsdam eingetroffen. Zu sehen ist das Gemälde im Barberini nur in den ersten acht Ausstellungswochen.

Die Schau umfasst insgesamt 130 Exponate, darunter sind nicht nur Gemälde, sondern auch Skulpturen, Fotografien und Druckgrafiken. Die Leihgaben kommen aus mehr als 60 Museen und Privatsammlungen. Direktorin Westheider sagte, das Barberini widme sich mit der Sonne einem "Menschheitsthema". Darin seien Schönheit und Schrecken zugleich zu finden. Die Ausstellung widmet sich der Sonne auch längst nicht in der Landschaftsmalerei, es soll auch um biblische Deutungen, Esoterik und Astronomie gehen. (dpa)

"Sonne. Die Quelle des Lichts in der Kunst", Museum Barberini, Potsdam, bis 11. Juni

 

Saul Steinberg und Inge Morath in Salzburg

Das Jahr 1959 markiert den Beginn einer Freundschaft. Der rumänisch-amerikanische Zeichner Saul Steinberg (1914–1999) besuchte die österreichische Fotografin Inge Morath (1923–2002) in ihrem Studio in New York. Steinberg trug eine Papiermaske mit einem darauf gezeichneten Selbstporträt. Weitere zwischen 1959 und 1962 entstandene Masken-Porträts, die Morath vom berühmten Cartoonisten machte, sind in einer Ausstellung im Salzburger Rupertinum zu sehen, mit der Moraths 100. Geburtstag gefeiert wird, außerdem werden dort einige der Papiermasken präsentiert.

"Maske und Gesicht. Saul Steinberg und Inge Morath", Museum der Moderne, Salzburg, 25. Februar bis 4. Juni