Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Apolda, Berlin, Dresden, Frankfurt am Main, Hamburg, Kassel, Ludwigshafen, Maastricht, Neapel und Paris


Salvador Dalí in Apolda

Das Kunsthaus Apolda Avantgarde in Thüringen setzt auch 2025 weiter auf Namen von Weltrang bei seinen Ausstellungen. Zum Start ins neue Jahr zeigt das Museum einen besonderen Bilder-Zyklus des Künstlers Salvador Dalí (1904-1989). Mit den Arbeiten "Biblia Sacra" illustrierte der Surrealist Motive aus dem Alten und Neuen Testament der Bibel. Die Schau ist vom 12. Januar bis zum 11. Mai zu sehen.

Der Ausstellung in Apolda ging demnach eine monatelange Forschungsarbeit voraus. Denn viele der ursprünglichen Titel und Zuordnungen des Zyklus seien fehlerhaft gewesen, so die Ausstellungsmacher. Die 105 in der Schau zu sehenden Original-Lithografien seien nun alle den passenden Bibelstellen zugeordnet und mit den korrekten Titeln versehen worden, hieß es. Erstmals hatte Dalís Freund Giuseppe Albaretto die Arbeiten herausgegeben, dabei aber Fehler bei der Zuordnung gemacht.

Dalí beschäftigte sich viel mit Theologie. Dem Diözesan Museum Rottenburg zufolge bekannte er sich spät zum Katholizismus. 1949 war er zu einer Privataudienz beim damaligen Papst. Auch politisch lässt sich der in Spanien geborene Künstler nur schwer fassen, da etwa nicht klar ist, welche seiner Aussagen als Provokation zu betrachten sind. Die Nazis sahen in Werken des Surrealismus' - zu dessen prominentesten Vertretern Dalí eine Zeit lang gehörte - sogenannte entartete Kunst. Dalí aber brach mit anderen Surrealisten und arrangierte sich etwa mit Francisco Franco, dem spanischen Diktator von 1939 bis 1975.

"Salvador Dali - Biblia Sacra“, Kunsthaus Apolda, 12. Januar bis 11. Mai

Salvador Dalí "Die Erschaffung der Welt", aus dem Zyklus "Biblia sacra"
Foto: Courtesy Kunsthaus Apolda

Salvador Dalí "Die Erschaffung der Welt", aus dem Zyklus "Biblia sacra"


Semiha Berksoy in Berlin

Schauspieler und Opernstars, die sich in reifen Jahren an der Palette versuchen, gibt’s einige. Aber selten kommt ein so eigenständig-kraftvolles bildkünstlerisches Werk dabei heraus wie im Fall der Türkin Semiha Berksoy (1910-2004). Dazu war diese Künstlerin noch eine berühmte Sopranistin in ihrem Heimatland, die übrigens in den 1930ern in Berlin Gesang studiert hatte, an der Spree Opernerfolge feierte, bevor der Zweite Weltkrieg sie zurück in die Türkei zwang. Obwohl sie auch Bildhauerin war, fokussiert die Retrospektive am Hamburger Bahnhof in Berlin auf Berksoys Malerei, die manchmal an den frühen Hockney erinnert. Die Diva stellte sich gerne (und ohne aufgesetzte Eitelkeit) in ihren Rollen dar, als Titelheldinnen in Richard Strauss "Salomé" und "Ariadne auf Naxos" oder in Verdis "Aida". 

"Semiha Berksoy: Singing in Full Colour", Hamburger Bahnhof, Berlin, bis 11. Mai

"Semiha Berksoy. Singing in Full Colour", Ausstellungsansicht Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Foto: Jacopo LaForgia, © Courtesy der Nachlass Semiha Berksoy & Galerist, Istanbul / Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin

"Semiha Berksoy. Singing in Full Colour", Ausstellungsansicht Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart 


Sächsische Ankäufe in Berlin

Sachsen präsentiert eine Auswahl neuer Werke aus seinem Kunstfonds wieder in der Landesvertretung beim Bund in Berlin. Sie waren im vergangenen Jahr von Künstlerinnen und Künstlern angekauft worden, teilten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit, in deren Regie der Kunstfonds läuft. Insgesamt habe man Werke von 32 Kunstschaffenden im Umfang von rund 170.000 Euro erworben. 

Die aktuelle Ausstellung, die bis zum 13. April zu sehen ist, umfasst Gemälde, Fotografien, Grafiken, Objektkunst sowie Filme und Installationen. "Diese Kunstankäufe zielen vor allem auf die Förderung junger Generationen von Künstlerinnen und Künstlern ab, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen und ermutigt werden sollen, ihren Weg weiter zu beschreiten", hieß es. Aber auch etablierten Vertretern zolle man so Anerkennung. Diese Förderankäufe des Landes gibt es seit 1992. Die Werke stammen von Künstlern, die ihren Wirkungskreis oder Wohnsitz im Freistaat haben. Empfehlungen gibt ein Beirat aus Experten. Der Ankauf erfolgt über die Kulturstiftung des Landes. Bisher wurden bereits mehr als 1000 Werke bildender Kunst aller Gattungen auf diese Weise zusammengetragen. Seit 2011 wird eine Auswahl jedes Jahr in Berlin gezeigt. (dpa)

"Neuzugänge zeitgenössischer Kunst im Kunstfonds 2024", Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund, Berlin, bis 13. April

Tobias Gellscheid "Cry Baby", 2014
Foto: Rene Schaeffer, © VG Bildkunst Bonn 2025

Tobias Gellscheid "Cry Baby", 2014 


Adrian Ghenie in Dresden

Die Ideologien und Katastrophen des 20. Jahrhunderts stehen im Mittelpunkt der Bilder von Adrian Ghenie. Der 1977 in Rumänien geborene Künstler zählt zu den erfolgreichsten figurativen Malern seiner Generation. Inzwischen nehmen aber auch Zeichnungen und Collagen eine wichtige Rolle in Ghenies Werk ein. Ein Anlass für das Dresdner Kupferstich-Kabinett, diesen Schaffensaspekt in den Mittelpunkt einer Soloschau zu rücken. Wie in den Malereien wendet Ghenie die an Bacon und de Kooning geschulte Verfremdung der Figuren auch in seinen Collagen an. In den jüngeren Kohlezeichnungen findet er für die Auswirkungen der digitalen Medien auf den Menschen adäquate Bilder. 

"Battleground Studio: Adrian Ghenie – Arbeiten auf Papier", Residenzschloss - Kupferstich-Kabinett, Dresden, bis 16. März

Adrian Ghenie "Degenerate Art", 2014
Foto: Jörg von Bruchhausen, (c) Adrian Ghenie

Adrian Ghenie "Degenerate Art", 2014


Gedenken an das "Charlie-Hebdo"-Attentat in Frankfurt und Kassel 

Zehn Jahre nach dem islamistischen Anschlag auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" in Paris erinnern zeitgenössische Karikaturisten in Deutschland an ihre getöteten französischen Kollegen. In fünf Städten sind Cartoons, Karikaturen und andere Werke zu sehen, die sich mit den terroristischen Angriffen Anfang 2015 sowie mit dem Thema Kunstfreiheit im Allgemeinen beschäftigen.

Beteiligt beim Projekt "Charlie Hebdo – Zehn Jahre nach 'Je suis Charlie'" sind in Hessen das Caricatura Museum Frankfurt am Main und die Caricatura Galerie Kassel. Daneben zeigen auch das Museum Wilhelm Busch in Hannover sowie die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen und der Schauraum Comic + Cartoon in Dortmund Werke.

"Über einen gemeinsamen Aufruf haben zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler Cartoons, Karikaturen und Eindrücke zu dem Terroranschlag und dem Thema Kunstfreiheit eingesandt", hieß es von der Caricatura Frankfurt. Insgesamt 17 Werke sind bis zum 19. Januar in der Mainmetropole zu sehen. Ein wichtiger Punkt sei für das Museum auch der Diskurs zur Freiheit der Kunst. "Seit Jahrhunderten sind Karikatur und Satire wichtige Begleiter der Gesellschaft, üben Kritik, hinterfragen und stoßen Diskurse an." Vor dem Hintergrund eines Rechtsrucks in Deutschland und Europa stehe kritische Kunst heute wieder im Spannungsfeld zwischen Kunstfreiheit, Politik und gesellschaftlichem Konsens.  (dpa)

"Charlie Hebdo – Zehn Jahre nach 'Je suis Charlie'", Caricatura Museum, Frankfurt am Main, bis 19. Januar

"Charlie Hebdo – Zehn Jahre nach 'Je suis Charlie'", Kulturbahnhof, Kassel, bis 26. Januar

Dorothe Landschulz "Verteidigung der Meinungsfreiheit", 2024
Foto: © Dorthe Landschulz

Dorothe Landschulz "Verteidigung der Meinungsfreiheit", 2024


Franz Gertsch in Hamburg

Im Dezember 2022 starb mit Franz Gertsch ein bedeutender Vertreter des Fotorealismus und ein Meister des modernen Holzschnitts. Aus mehr als 60 Schaffensjahren des Schweizers zeigen die Hamburger Deichtorhallen eine Werkübersicht, in der Gertsch’ Riesengemälde der Jugend- und Musikszene in den 1970ern nicht fehlen dürfen. 1972 gelang ihm mit dem Gemälde "Medici" auf der Documenta 5 der internationale Durchbruch. Punkt für Punkt hatte Gertsch ein selbst geschossenes Foto auf die Leinwand übertragen. Weiter sind in der Retrospektive seine ikonischen Bilder der 1980er sowie die monumentalen Holzschnitte zu sehen. 

"Franz Gertsch: Blow Up. Eine Retrospektive", Deichtorhallen, Hamburg, bis 4. Mai

Franz Gertsch "Patti Smith II", 1978, Kunstmuseum Bern
Foto: Dominique Uldry. Bern (2020), © Franz Gertsch AG

Franz Gertsch "Patti Smith II", 1978, Kunstmuseum Bern
 


Abstrakte Kunst in Ludwigshafen

Nicht erst seit die Welt von der Schwedin Hilma Af Klint erfuhr, wissen wir: Künstlerinnen waren maßgeblich an der Entwicklung der ungegenständlichen Kunst beteiligt. Aber immer noch werden etwa die "Pionierinnen der geometrischen Abstraktion" – der Untertitel einer aktuellen Ludwigshafener Schau – zu wenig beachtet. Der Parcours im Wilhelm-Hack-Museum führt von der russischen Avantgarde und dem Bauhaus in Deutschland, über Entwicklungen in den 1920ern und 1930ern in Paris, bis hin zur Etablierung der geometrischen Abstraktion als Weltsprache nach 1945. Beteiligt sind Künstlerinnen wie Anni Albers, Lina Bo Bardi, Lygia Clark, Sonia Delaunay, Florence Henri, Barbara Hepworth, Dóra Maurer, Helga Philipp oder Charlotte Posenenske. 

"Wir werden bis zur Sonne gehen. Pionierinnen der geometrischen Abstraktion", Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, bis 21. April

Loeber Lou "Stillleven Schrijftafel", 1930, Kunstmuseum Reutlingen
Foto: B. Strauss, (c) VG-Bildkunst Bonn 2024

Loeber Lou "Stillleven Schrijftafel", 1930, Kunstmuseum Reutlingen


Wael Shawky in Maastricht

Gesellschaftlicher Wandel und Migration sind zentrale Themen im Schaffen des ägyptischen Künstlers Wael Shawky. Im Bonnefantenmuseum in Maastricht wird sein Film "Drama 1882" präsentiert, der für den Pavillon Ägyptens auf der vergangenen Venedig-Biennale produziert wurde. Geschichtslektion wie Analyse der aktuellen politischen Weltlage gleichermaßen, handelt "Drama 1882" von der nationalistischen Urabi-Revolution im späten 19. Jahrhundert, in der sich die ägyptische Armee gegen den europäischen Einfluss wehrte. Ein Film wie ein bewegtes Gemälde – und auch eine Oper: Musik und Libretto stammen von Shawky selbst. 

"Wael Shawky: Drama 1882", Bonnefantenmuseum, Maastricht, bis 30. März

Wael Shawky "Drama 1882", 2024
Foto: Courtesy the artist and Sfeir-Semler Gallery Beirut/Hamburg

Wael Shawky "Drama 1882", 2024


Gregor Schneider in Neapel

Auf der Venedig-Biennale von 2001 wurde Gregor Schneider mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet – für sein Haus ur. Das heute legendäre, in ein beklemmendes Kunstwerk verwandelte Wohnhaus in Rheydt nimmt auch in seiner neuen Soloausstellung der Fondazione Morra Greco in Neapel einen zentralen Platz ein. Es ist ein Streifzug durch seine über vierzigjährige Karriere, wobei die Gemälde und Stuckornamente des Palazzo Caracciolo in die Ausstellungsgestaltung mit einbezogen wurden. Schneider widmet sich dort vor allem der transformativen Kraft des Erinnerns, die dabei helfen kann, die Wiederholung kultureller und kollektiver Traumata zu verhindern. 

"Bauen und Töten", Fondazione Morra Greco, Neapel, bis 22. Februar

Gregor Schneider "Weiße Folter", 2007, Installationsansicht "Bauen und Töten", Fondazione Morra Greco, 2024-2025
Foto: Maurizio Esposito, Courtesy Fondazione Morra Greco

Gregor Schneider "Weiße Folter", 2007, Installationsansicht "Bauen und Töten", Fondazione Morra Greco, 2024-2025


Dolce & Gabbana in Paris

Dolce & Gabbana zieht in die französische Hauptstadt ein. Es ist der zweite Stopp einer weltweiten Tour, bei der die italienischen Modedesigner Domenico Dolce und Stefano Gabbana ihre Kreationen aus fast 40 Jahren Markengeschichte ausstellen. Ikonische Stücke aus den "Alta Moda"-, "Alta Sartoria"- und "Alta Gioielleria"-Kollektionen sind thematisch sortiert und in märchenhaften Sälen platziert, die bei der Einordnung helfen. Gläserne Kleider unter riesigen Kronleuchtern, tragbare Gemälde in an die Wände projizierten Museumshallen, der Querschnitt eines Ateliers und darin halb fertige Anzüge und drapierte Abendroben an Büsten sind zu sehen. Von der ersten Skizze bis zu der inszenierten Robe kann der Designprozess der beiden betrachtet werden.

Extravaganz, Opulenz und plakative Stickereien dominieren Dolce & Gabbanas Mode – manche nennen es Kitsch, andere die Liebe zum Überfluss. Das einende Element ihrer hohen, von Hand gearbeiteten Schneiderkunst und prunkvollen Accessoires ist die größte Inspirationsquelle des Duos: ihr Heimatland Italien. Kleider, verziert mit den ikonischsten Städten wie Rom, Florenz und Venedig, dürfen in der Ausstellung nicht fehlen, und auch Domenico Dolces Heimatinsel
Sizilien wird immer wieder zitiert.

Jedes der gezeigten Mode-Kapitel kann als eine Hommage auf die italienische Kultur verstanden werden. Auf die Architektur, die Oper, das Kino, die regionale Folklore und das Dolce Vita ganz allgemein. "Du Coeur à la Main: Dolce & Gabbana" verspricht Einblicke in die italienische Handwerkskunst durch die Linse zweier Heimatliebender, die in eine selbst geschaffene, exklusive Traumwelt einladen.

"Du Coeur à la Main: Dolce & Gabbana", Grand Palais, Paris, bis 31. März

Ausstellungsansicht "Du Coeur à La Main: Dolce&Gabbana", Palazzo Reale, Mailand, 2024
Fotos: Michael Adair

Ausstellungsansicht "Du Coeur à La Main: Dolce&Gabbana", Palazzo Reale, Mailand, 2024