Josef Hegenbarth in Dresden
Das Josef-Hegenbarth-Archiv in Dresden zeigt erstmals ein umfangreiches Konvolut der Skizzenbücher und Einzelblätter des Zeichners, Malers und Grafikers aus dem Bestand. In der Ausstellung "Archiv in der Tasche" im ehemaligen Wohnhaus von Josef Hegenbarth (1884-1962) stehen sie nach Angaben der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im Dialog mit Werken von Künstlern mit ebensolcher Passion für das Zeichnen: Ludwig Richter, Gerhard Altenbourg oder Max Uhlig. Hegenbarth hatte stets ein Skizzenheft für seine Eindrücke dabei. So kamen mehrere tausend Zeichnungen zusammen, auf hunderten Seiten verewigt, auf die er im Laufe der Zeit immer wieder zurückgriff.
Die Skizzenbücher geben Einblick in seinen Schaffensprozess, denn Studien und Skizzen von Köpfen, Alltagsszenen und Tieren standen am Anfang seiner Werke. Viele davon löste er in späteren Jahren auf und setzte einzelne Seiten, nach Motivgruppen sortiert, wieder neu zusammen. Die Ideen und Eindrücke im Taschenbuchformat sind meist Basis künstlerischer Arbeit, dienen als Gedankenstütze oder Notizen für großformatige Werke. So hielt Hegenbarth ein Nashorn oder "luftbadende Frauen" auf Papier fest, Richter die Fütterung von Lamas, Uhlig Köpfe in New York und Altenbourg Landschaft, wie Exponate zeigen.
Der aus Böhmen stammende Hegenbarth studierte an der Dresdner Kunstakademie unter anderem bei Oskar Zwintscher und Gotthard Kuehl. Seit 1921 bewohnte er das Haus, das seine Witwe samt Nachlass dem Kupferstich-Kabinett vererbte mit der Auflage, es öffentlich zugänglich zu machen. Darin wird der über 13.700 Kunstwerke umfassende Nachlass des Künstlers bewahrt sowie seine Bibliothek und Schriftwechsel. (dpa)
"Archiv in der Tasche. Skizzenbücher von Hegenbarth", Kupferstich-Kabinett, Dresden, bis 5. April 2026

Josef Hegenbarth "Drei luftbadende Frauen", um 1951
Estnische Kunst in Dresden
Teils noch nie in Deutschland gezeigte estnische sowie deutsche Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart vereint bis Ende August die Ausstellung "Spiegel im Spiegel" in Dresden. Die Kooperation der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit dem Kunstmuseum in Tallinn zeugt von den historischen und kulturellen Beziehungen beider Länder über 700 Jahre.
"'Spiegel im Spiegel' verändert unsere Wahrnehmung der gemeinsamen Geschichte und der Kunst", sagte SKD-Generaldirektor Bernd Ebert. Bis Ende August sind rund 150 Werke in der Kunsthalle im Lipsiusbau zu sehen: Gemälde, Grafik, Objekte, Video- und Klanginstallationen. Die Präsentation ist laut SKD in dieser Dimension bisher einmalig in Deutschland. Anlass ist der 90. Geburtstag des estnischen Komponisten Arvo Pärt, im Zentrum steht dessen Freundschaft mit dem aus Dresden stammenden Maler Gerhard Richter. So trifft Richters dem Komponisten gewidmeter "Birkenau"-Zyklus auf Klanginstallationen und originale Notenblätter von Pärt, die "ihrerseits zeichnerische und kalligrafische Kunstwerke" sowie erstmals in Deutschland zu sehen sind.
Für den "Schmerzensmann an der Geißelsäule" von Lucas Cranach d.Ä. wurde eigens eine Kapelle auf Zeit errichtet - die Bilder des Altmeisters beeindruckten Pärt besonders, als er sich in seiner Saison als "Capell Compositeur" der Sächsischen Staatskapelle intensiv mit den Kunstschätzen der SKD beschäftigte. Die Ausstellung sei eine "Wanderung durch die Geschichte" mit Begegnungen zwischen Künstlern der Romantik, estnischen und deutschen Landschaften, Identitäten, Traumata oder nationalen Selbstspiegelungen, "die in vielem zum Verständnis der zeitgenössischen Künstler beiträgt", sagte die Direktorin des Estnischen Kunstmuseums, Kadi Polli. "Die estnische Kunst könnte viel bekannter sein; und das gerade in Deutschland, mit dem uns eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte verbindet." (dpa)
"Spiegel im Spiegel. Estnische und deutsche Kunst von Lucas Cranach bis Arvo Pärt und Gerhard Richter", Kunsthalle im Lipsiusbau, Dresden, bis 31. August

Ausstellungsansicht "Spiegel im Spiegel. Estnische und Deutsche Kunst von Lucas Cranach bis Arvo Pärt und Gerhard Richter", Lipsiusbau, Dresden, 2025
Annegret Soltau in Frankfurt am Main
"Mein Thema ist der Mensch", hat Annegret Soltau einmal gesagt. Und dass sie nicht möchte, "dass man den Eindruck gewinnt, für mich sei nur die eine Hälfte der Menschheit interessant und meine Arbeit grenze die andere Hälfte aus". Doch der weibliche Körper steht nun mal im Fokus ihrer Kunst, schließlich hatten Künstlerinnen, die wie sie in den 1960ern den Aufbruch wagten, viel nachzuholen, nachdem die männlichen Kollegen über Jahrhunderte ihre Abbilder bestimmt hatten.
Die 1946 geborene Künstlerin wuchs auf dem Bauernhof der Großmutter auf, hatte lange mit den Minderwertigkeitsgefühlen des unehelich geborenen Kindes zu kämpfen, studierte in Hamburg Kunst, zog nach Wien, Mailand und Rom, um sich schließlich in Darmstadt niederzulassen. Heute gilt sie als wichtige Vertreterin feministisch inszenierter Fotografie und Body-Art. Soltaus Fotovernähungen, in denen sie Körperpartien von Mensch und Tier frankensteinhaft zusammensetzt, stehen im Zentrum einer Retrospektive des Städel Museums, ihrer ersten überhaupt. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Radikalität ist Soltaus Kunst einer breiten Öffentlichkeit eher unbekannt geblieben. Zu ungewöhnlich waren etwa ihre künstlerischen Auseinandersetzungen mit Schwangerschaft und Mutterschaft, in denen Soltau gegen das tradierte Rollenmuster der sich aufopfernden Mutter opponierte.
1981 bis 1984 widmete sie dem "Mutter-da-Sein" einen Film. Durchweg wird dort die Balance zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen des Kindes gesucht, ein Gleichgewicht, das schnell aus dem Lot geraten kann. Am Ende des Videos ist ein verstörend mutiertes Gesicht der Mutterfigur zu sehen: Die Fixierung auf das Kind muss eine selbstständige Frau deformieren.
Soltau hat sich nie verbiegen lassen. Ohne Beschönigung hat die Künstlerin auch das Altern des (weiblichen) Körpers und Fragen der Vergänglichkeit zum Gegenstand ihrer Kunst gemacht. Die Soloausstellung in Frankfurt trägt den Titel "Unzensiert", ein Hinweis auf die öffentliche Zensur, der Soltau immer wieder ausgesetzt wurde. Dabei liegt die wahre Kunst doch in der Vermeidung ästhetischer Konvention, im unverstellten Blick und ehrlicher Menschenliebe: die Augen offen, das Herz weit.
"Unzensiert. Annegret Soltau - Eine Retrospektive", Städel Museum, Frankfurt am Main, bis 17. August

Annegret Soltau "Mit mir Selbst", 1975/2022
Neuer Blick auf die Sammlung in Kaiserslautern
Mit einem umfangreichen Jubiläumsprogramm und einer Neupräsentation der Sammlung feiert das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern sein 150-jähriges Bestehen. Höhepunkt ist die feierliche Eröffnung am 11. Mai durch Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD), wie Direktor Steffen Egle in der pfälzischen Stadt sagte. "Die Ausstellung wurde thematisch neu geordnet, um Kunst zugänglicher und interaktiver zu machen." Drei Rundgänge unter den Überschriften "Was ist Kunst?" sowie "Der Mensch in der Kunst" und "Kunst mit allen Sinnen" sollen demnach einen neuen Blick auf die knapp 300 Werke aus museumseigenen Beständen ermöglichen.
Dazu hat sich das Museum dem Direktor zufolge von der traditionellen chronologischen Hängung nach Stilepochen verabschiedet. Begleitet wird das Eröffnungswochenende 10./11. Mai von einer Pre-Opening-Party und einem Familientag. "Die neue Inszenierung beinhaltet auch lange verborgene Werke sowie Teilnahmeangebote für Besucher", sagte Egle. Die Sonderausstellung "Zeitsprung – Gekauft. Getauscht. Geraubt?" beleuchtet die Geschichte des mpk im Nationalsozialismus und stellt Provenienzforschung in den Mittelpunkt. "Mir war wichtig, dass wir im Jubiläumsjahr auch einen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte unseres Hauses in der NS-Zeit leisten können", erklärte Egle.
Die Architektur des Gebäudes aus den 1950er-Jahren wird durch Renovierungen neu sichtbar. Auch ein Wandbild von Edvard Frank (1909-1972) ist erstmals seit den 1980er-Jahren wiederzusehen. Mit Schenkungen – unter anderem von der Lenhardt-Stiftung und der Galerie Utermann – wächst die Sammlung weiter. "Das Museum ruft zu bürgerschaftlichem Engagement auf und plant eine Stifterwand", sagte Egle. Eine neue Online-Plattform soll Werke künftig digital zugänglich machen. Langfristige Projekte wie ein Außendepot in der alten Landeszentralbank und die Reaktivierung der Aula zeigen dem Direktor zufolge die Zukunftsorientierung des Hauses in Trägerschaft des Bezirksverbands Pfalz.
Skulpturen von Franz Bernhard (1934-2013) und Maximilian Hutlett (1933-2018) bereichern das Jubiläum. Alle Veranstaltungen sind laut Museum kostenlos. Gefeiert wird in diesem Jahr die 150-jährige Wiederkehr der Gründung des Pfälzischen Gewerbemuseumsvereins im Dezember 1874. Der Verein brachte dann 1875 die Planungen für das Museum auf den Weg. (dpa)
"Festwochenende 150 Jahre Mpk", Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, 10. und 11. Mai
"Zeitsprung – Gekauft. Getauscht. Geraubt?", Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, bis 5. Oktober

Max Pechstein "Morgen", 1918
Karin Székessy in Lüneburg
Unter dem Titel "Zeitspuren einer Ikone der Fotografie" widmet die Kunsthalle Lüneburg der Künstlerin Karin Székessy eine Retrospektive. In der Ausstellung vom 4. Mai bis zum 27. Juli sind Werke aus sieben Jahrzehnten zu sehen – darunter Aktfotografien, Künstlerporträts und frühe Reportagen. Der Eintritt ist frei. "Das ist unsere wichtigste Ausstellung des Jahres", sagt Judith Fietz, Pressesprecherin der Kulturbäckerei. "Sie ist die Vorreiterin der feministischen Aktfotografie."
Ihr Blick auf die Models sei eher schwesterlich, weich gewesen. Es sei ihr immer wichtig gewesen, die Frauen nicht zu entmenschlichen oder als Objekte darzustellen, sagt die 87-Jährige selbst in einem Interview. Etwa 120 Werke unterschiedlichster Formate der in Hamburg und Südfrankreich lebenden gebürtigen Essenerin werden in der Hansestadt ausgestellt. In den 60er Jahren entwickelte Székessy ihre Fotos in der als Dunkelkammer umfunktionierten Küche ihrer Hamburger Wohnung, wenn die Kinder schliefen. Es ging darum, den Lebensunterhalt zu sichern. "Kunst? Nein, dieser Gedanke kam mir damals überhaupt nicht in den Sinn", sagt die Fotografin heute.
1971 heiratete sie den Maler Paul Wunderlich, in dessen Schatten sie für Jahrzehnte stand. Ihr Leben im Süden Frankreichs veränderte ihre Arbeiten. "Von dem weichen, grauen Licht Hamburgs kam ich plötzlich in eine intensive, völlig andere Lichtsituation", sagt sie. Die Umgebung inspirierte sie, sich zunehmend Stillleben zu widmen. (dpa)
"Karin Székessy. Zeitspuren einer Ikone der Fotografie", Kunsthalle Lüneburg, bis 27. Juli

Karin Székessy "Die Frau mit dem Goldzahn", Jahr unbekannt
"Unconference" in München
Am Eröffnungswochenende des Münchner Kunstfestivals Various Others wird das berühmte Hotel Bayerischer Hof zum Spielort einer "Unconference". Ein 24-stündiger Marathon aus Musik, Performances, Künstlergesprächen, Konferenzpanels, einem Filmprogramm und ortsspezifischen Interventionen transformiert das Hotel zu einem Ort der Begegnung und des Austauschs.
Auch die Monopol-Redaktion ist vor Ort und lädt zur One-Hour-Disco. Außerdem wird ein Panel, moderiert von Monopol Chefredakteurin Elke Buhr, der Frage nach den Kunstinstitutionen der Zukunft nachgehen: Wie können Museen gesellschaftliche Relevanz bewahren, Publikum halten und neues erschließen, wenn man gleichzeitig mit immer stärkeren Kürzungen zurechtkommen muss? Es diskutieren Noura Dirani von der Kunsthalle Lübeck, Andrea Lissoni vom Haus der Kunst und Alistair Hudson vom ZKM Karlsruhe.
"Too Soon To Say - The Unconference", Hotel Bayerischer Hof, 10. und 11. Mai

Falk's Bar im Hotel Bayerischer Hof
Frieze und Independent Art Fair in New York
Hat die Galerieszene in den USA Grund zur Sorge? Ganz unbeschwert wird die New Yorker Kunstwoche im Mai bestimmt nicht vor sich gehen – man kann sich kaum vorstellen, dass das politische Chaos, das die Trump-Regierung veranstaltet, gut fürs Geschäft ist, selbst wenn der eine oder andere betuchte Sammler sicherlich im republikanischen Lager zu finden ist. "What Me Worry" steht passenderweise in großen Lettern auf dem Werk des Transkünstlers Jesse Darling, das die Pariser Galerie Sultana auf die Frieze New York mitbringt.
Die New Yorker Version der Messe, die in der schicken Location The Shed stattfindet, ist die kleinste aller Frieze-Ausgaben. Dafür sind unter den 65 versammelten Galerien viele Schwergewichte des internationalen Kunstmarkts, von den Platzhirschen Gagosian, Hauser & Wirth, Zwirner und Pace bis zu internationalen Händlern wie Goodman Gallery, Thaddaeus Ropac oder A Gentil Carioca. Frischen Wind bringt die Sektion "Focus" mit jungen Galerien vor allem aus New York. Und wer noch mehr frische Kunst sehen will, kann dies bei der Nebenmesse Independent in den Spring Studios tun. Hier sind 80 Galerien zu Gast, und ein Förderprogramm unterstützt Künstlerinnen und Künstler, die ihre erste Ausstellung in New York haben.
"Frieze New York" und "Independet Art Fair", New York, jeweils bis 11. Mai

Jesse Darling "VVHAT ME VORRY/ non nuntius interficere, Tiresias Suite IV", 2022
Fußball und Kunst in Rostock
Dass ein Fußballverein eine ganze Kunsthalle "kapert" dürfte Seltenheitswert haben. Andererseits feiert Hansa Rostock in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Grund genug für den Club und die Kunsthalle Rostock auf 2000 Quadratmetern über zwei Ebenen, die Geschichte des derzeitigen Drittliga-Vereins mit allen Ab- und Aufstiegen zu erzählen und die wechselvolle Historie mit moderner Kunst zu verbinden.
Die Ausstellung "Rund und eckig & manchmal dreckig... - 60 Jahre F.C. Hansa" wird am Samstag eröffnet. Der Traditionsverein sei ein wichtiger Identitätsstifter für Rostock, die Region und das Land und habe dabei geholfen, den Transformationsprozess nach der Wende zu bestehen, so Kunsthallenchef Uwe Neumann. "Es ist fantastisch, dass wir den FC Hansa in Rostock haben." Er hat eine besondere Geschichte zu dem Club, der durch seine Ultra-Fan-Szene bei weitem nicht nur positive Schlagzeilen produziert.
Wie unzählige Fans fieberte auch Neumann schon als Kind im Stadion mit. Mitte der 2000er Jahre saß er sogar im Aufsichtsrat. Die Geschichte des Vereins, der eine Kogge im Wappen trägt, wird in der Kunsthalle auf der Fläche im Erdgeschoss erzählt. Es beginnt mit einer Art "Zeittunnel", der die sportlichen Erfolge und Niederlagen des Vereins akribisch mit Tabellen, Statistiken und Zuschauerzahlen von der Gründung bis heute dokumentiert. Auch Fußball-Legenden wie Jürgen Heinsch, Timo Lange oder Rainer Jarohs sind in Wort und Bild zu sehen. Letzterer hält bis heute einen Rekord: "Keiner hat mehr Tore für Hansa geschossen als Rainer Jarohs", so Hansa-Stadionsprecher Oliver Schubert, der die Vereinsgeschichte inklusive Halbzeitstände nahezu auswendig kennt, beim Rundgang durch die Ausstellung.
"Was hat das alles mit Kunst zu tun?", stellt Neumann selbst die Frage, als er hinauf in die zweite Ebene führt, wo eine Antwort zu finden ist. "Passion rules the game" heißt etwa eine Installation von Jan Thomaneck und Sebastian Kretzschmar. Die für die Ausstellung gefertigte Skulptur besteht aus originalen blauen Stadionsitzen, die auf einem Gerüst in Blöcken montiert sind und sich mittels Luftdruck in Gruppen oder einzeln nach oben oder unten bewegen. "Es geht um die perfekte La-Ola-Welle. Sie gelingt mal mehr, mal weniger", so Thomaneck.
Auch die hässliche Seite des Hansa-Fußballs wird nicht ausgespart. "Rowdys, Hooligans, Ultras" lautet die Überschrift eines Ausstellungsbereichs, der nüchtern Polizeiberichte über Randale und Einsätze gegen gewaltbereite Hooligans auflistet. Daneben hängt ein riesiger Wandteppich, der zeigt, wie maskierte Fans ein Zaun erklimmen. "Auch das ist Teil der Fußballwahrheit", so Neumann. Menschen agieren in Massen unterschiedlich. Das thematisiert die knapp neun Minuten lange Videoinstallation der Künstlerin Birgit Brenner, die dafür hunderte Tusche-Bilder auf Papier anfertigte und in Videosequenzen einpasste. Zu sehen sind Figuren und Gesichter, die zunächst zögernd, dann immer schneller klatschen, bis sich alle Hände zusammenfügen. "One and all", heißt der Titel. (dpa)
"Rund & Eckig. Manchmal dreckig", Kunsthalle Rostock, bis 7. September

Die Ausstellung "Rund & Eckig - Manchmal dreckig... 60 Jahre F.C. Hansa" in der Kunsthalle Rostock, 2025
Anselm Kiefer in Seebüll
Begegnungen in Aquarell: Bis zum 31. August zeigt das Nolde Museum Seebüll in Nordfriesland mit der Schau "Anselm Kiefer – Wasserfarben" die erste Aquarell-Ausstellung Kiefers in Deutschland. Zu sehen sind von heute an 21 ausgewählte Werke des international renommierten Künstlers, wie das Museum mitteilte. Für diesen künstlerischen Dialog zweier Epochen habe Kiefer Werke aus verschiedenen Schaffensperioden zusammengestellt.
"Die Ausstellung eröffnet eine neue Perspektive auf die Aquarellmalerei und ermöglicht einen spannenden Austausch zwischen Expressionismus und Moderne", teilte das Nolde Museum weiter mit. Kiefers Aquarelle seien mehr als Kunstwerke, sagte der Direktor des Museums, Christian Ring. "Sie öffnen ein Fenster in tiefere Dimensionen des Seins." Die Aquarell–Technik prägt Kiefer ebenso wie Nolde auf herausragende Weise, wie die Nolde-Stiftung mitteilte. "Während Nolde mit seinen leuchtenden Farbwelten als Meister des Aquarells gilt, verhandelt Kiefer im Aquarell tiefgreifende historische und philosophische Fragen."
Seine Werke reflektierten Themen wie Identität, Mythos und Vergänglichkeit, die er in einer beeindruckenden Bildsprache verdichte. Das Nolde Museum Seebüll lade dazu ein, die Werke Anselm Kiefers und Emil Noldes in einem einzigartigen Kontext neu zu sehen. Gleichzeitig markiert die Schau den Angaben zufolge einen bedeutenden Moment in der fast 70-jährigen Geschichte der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde. Denn erstmals seit dem Tod Emil Noldes im Jahr 1956 ist ein zeitgenössischer Künstler zu Gast in Seebüll. (dpa)
"Anselm Kiefer - Wasserfarben", Nolde Museum, Seebüll, bis 31. August

Anselm Kiefer "Orage de roses", 2013
Bedeutende Maler am Tegernsee
Picasso, Renoir und Co. - eine Ausstellung mit über 60 Werken bedeutender Maler vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart zieht Besucher auch aus dem Ausland ins Olaf Gulbransson Museum an den oberbayerischen Tegernsee. In der Schau sind Werke unterschiedlichster Stilrichtungen unter anderem von Max Beckmann, Lyonel Feininger und Paul Klee zu sehen, die alle das Meer in den Mittelpunkt rücken. Neben typischen Strandleben und Hafenansichten werden auch überraschende Perspektiven auf das Meer präsentiert, wie es in einer Mitteilung des Museums heißt. Die dort vertretenen Künstler hätten mit ihrem Schaffen die europäische und amerikanische Kunstgeschichte maßgeblich beeinflusst.
Die Sonderausstellung zeigt ausschließlich Gemälde und Aquarelle aus Privatbesitz, die der Vorsitzende der Olaf Gulbransson Gesellschaft und Kurator Michael Beck zusammengetragen hat. Er hofft bis zum Ende der Schau am 20. Juli auf nahezu 20.000 Besucher - eine für ein kleines Museum beachtliche Zahl. Zur Ausstellung ist ein Katalog mit 250 Seiten erschienen. (dpa)
"Picasso,Beckmann,Turner und andere Geschichten,die das Meer erzählt", Olaf Gulbransson Museum Tegernsee, bis 20. Juli

Egon Schiele "Hafen von Triest", 1907
Die Kunst des Diagramms in Venedig
Viele Dinge erkennen wir erst als wahr an, wenn wir sie gesehen haben. Für die Unsichtbaren unter ihnen gibt es Diagramme. Sie sind nicht gerade die Stars der gestalteten Bildwelt, aber zu Unrecht. Wer Diagramme nur mit öden Powerpoint-Vorträgen verbindet, unterschlägt ihre lange Tradition. Ob politische Prozesse, Statistiken oder zeitliche Entwicklungen – alles lässt sich im Diagramm ausdrücken.
Zur Architekturbiennale in Venedig zeigt das Büro von Rem Koolhaas nun eine Ausstellung dazu in der Fondazione Prada. Seit dem 7. Jahrhundert versuchen Menschen nämlich nachweislich, Ereignisse oder Gegebenheiten in Bilder zu fassen, zu visualisieren, zu abstrahieren, Vergleichbarkeit herzustellen und daraus Schlüsse zu ziehen. Die Ausstellung versteht das Diagramm dabei aber nicht nur als visuelles Artefakt der Menschheitsgeschichte, sondern als Synonym für die kognitive Fähigkeit des Menschen an sich. Die Schau ist nach einem thematischen Prinzip geordnet, das spitz auf die dringlichen Fragestellungen der Gegenwart zuläuft. Natürlich streng systematisch.
"AMO/OMA - Diagrams", Fondazione Prada, Venedig, bis 24. November

Diagramm von AMO/OMA, 2025