Kunst im Untergrund in Berlin
"Flexen, flirren, fantasieren" – unter diesem Titel reflektiert das Programm von Kunst im Untergrund das in jeder Hinsicht diverse Berliner Stadtleben. An den U-Bahnhöfen Nollendorfplatz, Bülowstraße und Schönhauser Allee werden über den Sommer mehrere öffentliche Kunstprojekte zu erleben sein. Dieses Jahr richtet Kunst im Untergrund den Fokus auf queere Perspektiven, den Auftakt machen das Künstlerduo Franziska Pierwoss & Siska mit dem Projekt "Soundtrax for a Bazaar" am U-Bahnhof Bülowstraße.
Ihr Beitrag ist inspiriert durch die Geschichte des einstigen türkischen Basars unter den Gleisen. Dieser bildete von 1978 bis 1991 einen wichtigen Treffpunkt der türkischen Community. Geplant ist ein inklusives Fest mit Livekonzert, das Berlins migrantische Kultur zelebriert. Bis September folgen weitere Programmpunkte entlang der U2.
“Flexen, flirren, fantasieren – Mapping the queer city”, Kunst im Untergrund 20024/25, Berlin, ab 28. Juni bis 20. September
Archäologie-Labor Petri in Berlin
Wie haben Menschen in Berlin gelebt und welche Spuren haben sie hinterlassen? Diesen und weiteren Fragen können Besucher im neuen Ausstellungszentrum und Labor für Archäologie "Petri Berlin" auf der Spreeinsel nachgehen. "Bei uns können die Besucherinnen und Besucher den Weg eines Fundes nachvollziehen - von der Ausgrabung, über die Reinigung, die Restaurierung, bis hin zur Aufnahme in das Magazin und zum Exponat in der Ausstellung", sagte Leiterin Anne Sklebitz. Die neue Einrichtung ist eine Kooperation des Museums für Vor- und Frühgeschichte, der Staatlichen Museen zu Berlin und des Landesdenkmalamts Berlin.
Die Detektivarbeit hinter der Forschung bleibe oft verborgen, so die Archäologin. Das wolle das "Petri Berlin" ändern. Das Haus erstreckt sich über sieben Etagen. Die Ausstellungsfläche hat nach Angaben von Sklebitz eine Gesamtfläche von rund 1.200 Quadratmetern. Das "Petri Berlin" sei kein Museum, sondern ein Werkstatt- und Laborgebäude, das Besuchern Einblicke in die Arbeit der Archäologen biete, betont Matthias Wemhoff, Landesarchäologe und Direktor Museum für Vor- und Frühgeschichte. Durch große Fenster können Besucher Archäologen auf den verschiedenen Etagen bei der Arbeit zuschauen. Die Stockwerke sind thematisch unterteilt. Im ersten Stock etwa, werden Funde gereinigt, im zweiten restauriert. Es gibt interaktive Stationen, an denen Interessierte selbst Hand anlegen können.
In dieser Woche ist der Eintritt kostenlos. Am Wochenende gibt es stündlich kostenlose Führungen. Danach zahlen Erwachsene regulär 6 Euro und ermäßigt 3 Euro. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren ist der Eintritt frei. (dpa)
"Petri Berlin", freier Eintritt am Eröffnungswochenende
Blick ins Archäologie Lab "Petri", 2025
Anna Deller-Yee in Berlin
Nächste Woche eröffnet die erste Solo-Ausstellung von Anna Deller-Yee bei der Galerie Jaeger Art in Berlin. "To build a home is to" lautet der bewusst offene Titel ihrer Ausstellung, die unter anderem die Bedeutung von Heimatgefühlen in der zeitgenössischen Kunst thematisiert. Im Vorfeld verwandelt die Künstlerin und Designerin den Galerieraum durch eine Serie von "Live Painting Happenings" in ein atmosphärisches Gesamtkunstwerk. Besucherinnen und Besucher können verfolgen, wie sich die Ausstellung verändert und weiter wächst.
"Anna Deller-Yee:To build a home is to", Jaeger Art, Berlin, 4. Juli bis 2. August. Live Painting Event 27. Juni 15 bis 17 Uhr
50 Jahre Karl Schmidt-Rottluff Stipendium in Berlin
Am Samstag und Sonntag laden das Brücke-Museum und das Kunsthaus Dahlem in Berlin zum großen Open House ein – und feiern damit 50 Jahre Karl Schmidt-Rottluff Stipendium. Das traditionsreiche Förderprogramm unterstützt seit einem halben Jahrhundert herausragende junge Künstler und Künstlerinnen.
Zum Jubiläum öffnen beide Häuser ihre Türen für ein Wochenende voller Kunst und Begegnung. Besuchende können die Arbeiten der 17 Finalistinnen und Finalistinnen des aktuellen Jahrgangs entdecken, an Artist Talks und Performances teilnehmen, Filmvorführungen genießen oder beim DJ-Set den Abend ausklingen lassen. Für Familien gibt es außerdem einen Kinderworkshop. Am Sonntag um 14 Uhr spricht Monopol-Redakteur Daniel Völzke auf der Bühne mit den Alumni Sven Johne, Marcel Odenbach, Eli Cortiñas, Mariechen Danz und Christian Jankowski darüber, welchen Einfluss das Karl Schmidt-Rottluff Stipendium auf ihre Arbeit hatte.
Open House zum 50. Jubiläum des Karl Schmidt-Rottluff Stipendiums, Brücke-Museum & Kunsthaus Dahlem, Berlin, 28. und 29. Juni
Das Brücke-Museum und das Kunsthaus Dahlem in Berlin laden zum großen Open House ein – und feiern damit 50 Jahre Karl Schmidt-Rottluff Stipendium
Farah Ossouli in Brühl
Mit den Mitteln klassischer persischer Miniaturmalerei reflektiert die in Teheran lebende Künstlerin Farah Ossouli die politische Situation im heutigen Iran. In ihren regimekritischen Werken verarbeitet die 1953 geborene Künstlerin neben Einflüssen aus Fotografie, Film, Literatur und Theater immer wieder auch Motive aus der westlichen Kunstgeschichte.
Für ihre Soloschau im Max Ernst Museum Brühl hat die Malerin eine neue Werkserie entwickelt, die sich auf den antibürgerlichen und antiklerikalen Collageroman "Une semaine de bonté" bezieht, den der Surrealist 1934 veröffentlichte. Die Ausstellung ist Teil des Jubiläumsprogramms "New Perspectives" zum 20-jährigen Bestehen des Hauses.
"Farah Ossouli - Merk’ dir den Flug, der Vogel wird sterben", Max Ernst Museum, Brühl, bis 5. Oktober
Nevin Aladağ in Darmstadt
Spielend gelingt Nevin Aladağ die Verbindung von Skulptur, Malerei, Textil, Video und Sound in ihren Installationen und performativen Werken. Die Berliner Künstlerin nutzt Strategien der Collage und des Recyclings: Fragmente früherer Werke setzt sie in neuen Konstellationen zusammen. Ihre Skulpturen und Wandbilder können gleichzeitig auch Musikinstrumente sein, die Grenzen zwischen den Gattungen verschwimmen. Die Werke ihrer Soloschau im Museum auf der Mathildenhöhe stammen aus den letzten Jahren, hinzu kommen ortsspezifische Installationen, die eigens für Darmstadt entwickelt wurden.
"Nevin Aladağ", Mathildenhöhe Darmstadt, bis 1. Februar 2026
Nevin Aladağ "Vibrating night temper", 2025
Sean Scully in Hamburg
Sein großes Projekt ist eine Lebensaufgabe: Seit sechs Jahrzehnten bringt Sean Scully das Lebendige, ja geradezu Organische in die Hard-Edge-Malerei zurück. Wo seit den 1960er-Jahren klare Farben, saubere Kanten und scharf abgezirkelte Formen vorherrschten, um die abstrakte Malerei vollends vom menschgemachten Inhalt zu befreien, trat er mit sichtbaren Pinselstrichen, mit gezielten Unsauberkeiten und lasierendem Farbauftrag gegen allzu viel Entpersonalisierung an. Und brachte so das Erzählerische zurück in die ungegenständliche Kunst.
"Stories" heißt folgerichtig auch seine Ausstellung in Hamburg, in der mehrere große Werkgruppen gezeigt werden, begleitet von anekdotischen und biografischen Informationen. Auch drei Skulpturen des 1945 in Dublin geborenen Künstlers sind im Lichthof und im Außenraum zu sehen, der eine innige Beziehung zu Deutschland hat: Er lehrte in den 2000er-Jahren an der Akademie in München. Anhand der kleinen Narrationen soll es für die Besuchenden auch fühlbar werden, das Emotionale, die Melancholie und die Freude in der nur scheinbar unpersönlichen Farbfeldmalerei.
"Sean Scully Stories", Bucerius Kunstforum, Hamburg, bis 2. November
Ars-Viva-Preis in München
Seit über 70 Jahren wird der Ars-Viva-Preis alljährlich an junge Kunstschaffende verliehen, die sich durch eigenständige Formensprache und ein Gespür für brennende gesellschaftliche und kulturelle Fragen auszeichnen. Diesmal stellt das Preisträgertrio im Münchener Haus der Kunst aus. Der Brasilianer Wisrah C. V. da R. Celestino reflektiert in verschiedenen Medien über Kolonialismus, Sprache und Besitz, die in Südafrika geborene Multimediakünstlerin Helena Uambembe versteht sich als Hüterin von Geschichte(n), der Belgier Vincent Scheers kreiert Objekt-Assemblagen und Malereien.
"Ars Viva 2025. Where will we land?", Haus der Kunst, München, bis 1. September
Dritte Orte in München
Öffnung, Teilhabe und Lebendigkeit als Antwort auf Einsamkeit, soziale Spaltung und kulturelle Distanz – das ist die Idee hinter den "Dritten Orten", die derzeit an Münchener Kulturinstitutionen entstehen. Mit "Flux" eröffnet Ende Juni der von der Londoner Künstlerin Morag Myerscough gestaltete "Dritte Ort" der Pinakothek der Moderne, der einen ehemaligen Parkplatz in eine begehbare Installation aus Pavillongebäude, Gastronomie, Spielhaus und verschiedenenTerrassen und Sitzgelegenheiten verwandelt hat, umrankt von blühenden Pflanzen. Über die kommenden Monate soll dieser kulturelle Treffpunkt weiterwachsen und Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen zusammenbringen.
"Flux München", Museen der Pinakothek der Moderne, München, ab 26. Juni
Flux Mal-Workshop mit Morag Myerscough, 2025
Picasso und die Fotografie in Münster
Im Jubiläumsjahr 2025 zeigt das Kunstmuseum Pablo Picasso in Münster über 100 Porträtfotografien von Pablo Picasso, Henri Matisse, Georges Braque, Joan Miró und Marc Chagall. Zu sehen ist die Ausstellung vom 28. Juni bis 9. November 2025 unter dem Titel "Face to Face - Picasso und die Pariser Moderne im Spiegel der Fotografie". Das besondere: Mit Ausnahme von Michel Sima haben alle Fotografen für die 1947 in New York gegründete Fotoagentur Magnum gearbeitet. Darunter ist neben René Burri, Philippe Halsmann, Herbert List und David Seymour auch der legendäre Kriegsreporter Robert Capa (1913-1954).
133 Werke der Fotografen gingen als Geschenk eines Sponsors zum 25. Geburtstag als Dauerleihgabe nach Münster. "Die Fotos haben einen besonderen künstlerischen und dokumentarischen Stellenwert", sagte Museumsleiter Markus Müller, der die Werke aus dem Fundus zusammen mit Magnum-Direktorin Andrea Holzherr ausgewählt hat.
Dabei war die Einstellung der Künstler zum Fotoapparat sehr unterschiedlich. "Miró ging vorsichtiger mit der Kamera um. Er ließ sich nur im Anzug und frisch frisiert ablichten", erklärt Müller. Picasso (1881–1973) sei da anders gewesen. Einige der Fotografien vergleicht Müller mit einem Sechser im Lotto, weil sie die Werke aus der bisherigen Sammlung perfekt ergänzen wie Fotos von Picasso mit seiner Tochter Paloma, die auch auf Grafiken in der Sammlung zu sehen ist.
Die Dauerleihgaben stammen von Magnum, aus einem privaten Nachlass und von einer Enkeltochter von Marc Chagall aus dem Familienalbum. (dpa)
"Face to Face - Picasso und die Pariser Moderne im Spiegel im Fotografie", Kunstmuseum Picasso, Münster, 28. Juni bis 9. November
Ausstellungsaufbau "Face to face" im Kunstmuseum Picasso, 2025
Kunst-Tatorte in Paderborn
Mit nur 4,6 Kilometern ist die Pader der kürzeste Fluss Deutschlands, und sie fließt nur in einer einzigen Stadt. Ausgehend von dieser Besonderheit, zeigt die dritte Ausgabe der Reihe "Tatort Paderborn" unter dem Titel "Der Fluss bin ich" Werke, die nach der Bedeutung der Pader für Paderborn fragen, sie als Teil des städtischen Lebens, ja als eine gleichberechtigte Mitbürgerin betrachten. Die Ausstellung mit Werken von unter anderen Anne Duk Hee Jordan, Jeppe Hein und Pallavi Paul erstreckt sich entlang der gesamten Pader. Der Parcours sollte zu schaffen sein.
"Tatort Paderborn", Paderborn, 28. Juni bis 5. Oktober
Jim Avignon in Pfaffenhofen
Jim Avignon hat mit seinen bunten, schnellen Gemälden die Popkultur begleitet – als Beobachter, aber immer auch als Teilnehmer im Umfeld von Techno und elektronischer Livemusik. In der Nachwendezeit in Berlin, wo jede Vernissage auch eine Party war und die Kunst immer eine Begleiterscheinung der Nacht, entwickelte er seinen Stil, den er bis heute hat: intuitiv und direkt, zwischen Comic und Expressionismus, und ganz unverkennbar Jim Avignon.
Wer ihm den Titel "Tizian des Techno" gegeben hat, ist nicht überliefert, fest steht jedoch, dass Jim Avignon die Kunsthalle Pfaffenhofen – eine ehemalige Industriehalle – sofort gut fand und dort jetzt eine Retrospektive mit 120 Werken zeigt. Am Wochenende spielt er live als "Neoangin", sein musikalisches Alter Ego, nachdem er von 17 bis 19 Uhr live in der Ausstellung malen wird.
"Jim Avignon: Pop Parade", Kunsthalle Pfaffenhofen, bis 25. Juli
Current Festival in Stuttgart
Welche Rolle spielt Kunst im urbanen Raum? Diese Frage verhandeln die Künstlerinnen und Künstler des Stuttgarter Current Festivals im Dialog mit ihrem Publikum. Das Event findet alle zwei Jahre statt und denkt Stadtplanung aus einer künstlerischen Perspektive. Die Teilnehmenden präsentieren multimediale Projekte und entwickeln Strategien, um Städte für alle Menschen lebenswerter zu gestalten. Die verschiedenen Formate unterstreichen, dass Kunst nicht immer realitätsfern bleiben muss, sondern auch im Alltag wertvolle, kreative Impulse beitragen kann, zum Beispiel bei der Umgestaltung urbaner Lebensräume.
Dieses Jahr kreisen die Beiträge um das Kernthema Luft. Hohe Luftverschmutzung bildet nicht nur in "Benztown" ein akutes Problem. Current zeigt, dass hilfreiche Lösungsansätze auch von Künstlerinnen und Künstlern formuliert werden können. Installationen, Performances und öffentliche Diskurse versprechen zahllose neue Ideen, von Kunst-Utopien zu konkreten Vorschlägen zur Befreiung unserer Atemwege. Höhepunkte des Programms sind unter anderem Performances und Workshops von Göksu Kunak, Selma Selman und Raul Walch.
"Current - Kunst und urbaner Raum", Stuttgart, bis 27. Juli
Paula Modersohn-Becker in Worpswede
Vier Museen würdigen die Malerin Paula Modersohn-Becker zum 150. Geburtstag mit einer Ausstellung über künstlerische Selbstbestimmung von Frauen damals und heute. "Sie ist wirklich eine Ausnahmekünstlerin, die inzwischen internationalen Ruf genießt", sagte Beate Arnold, künstlerische Leiterin der Großen Kunstschau Worpswede.
Die Ausstellung "Paula Modersohn-Becker und ihre Weggefährtinnen" ist ab Sonntag im Künstlerdorf Worpswede nördlich von Bremen zu sehen. Die Museen Große Kunstschau Worpswede, Worpsweder Kunsthalle, Haus im Schluh und Barkenhoff beleuchten die Lebenssituation von Paula Modersohn-Becker und anderer Künstlerinnen wie Clara Rilke-Westhoff, Ottilie Reylaender oder Martha Vogeler.
Paula Modersohn-Becker wurde am 8. Februar 1876 in Dresden geboren und war eine der ersten Frauen in Deutschland, die ein Leben als professionelle Künstlerin führte. Sie gilt als Pionierin der Moderne und der weiblichen Selbstbestimmung.
In zehn Jahren fertigte sie etwa 750 Gemälden und 2.000 Zeichnungen. Viele Werke stammen aus ihrer Zeit im Künstlerdorf Worpswede. Weit mehr als hundert Jahre nach ihrem Tod im Jahr 1907 findet Paula Modersohn-Becker auch international Anerkennung - mit Ausstellungen in Kopenhagen (2015), Paris (2022), New York (2024) und Chicago (2025). (dpa)
"Paula Modersohn-Becker und ihre Weggefährtinnen. Der unteilbare Himmel", Worpswede, 29. Juni bis 18. Januar 2026
Büste von Paula Modesohn-Becker, Ausstellungsansicht, "Paula Modersohn-Becker und ihre Weggefährtinnen. Der unteilbare Himmel", Worpswede, 2025