Kunstfestival in der Altmark und im Wendland
Malerei, Musik, Tanz und Fotografie: Das länderübergreifende Festival "Wagen & Winnen" in der Altmark (Sachsen-Anhalt) und im Wendland (Niedersachsen) bietet an diesem Wochenende mehr als 40 Ausstellungen an 27 Orten. Insgesamt gestalten mehr als 150 Künstlerinnen und Künstler, Kunsthandwerker und Ensembles das dezentrale Kunstfestival, wie der veranstaltende Verein in Salzwedel mitteilte. Das Motto der 13. Ausgabe lautet "Die Kunst der Stunde".
Die Besucherinnen und Besucher seien angehalten, "über Land" herumzureisen und die Veranstaltungsorte zu besuchen. Wer ausstellt oder sich darstellt, tut das am Ort eines sogenannten Hofpaten. Das können Privatpersonen, Cafés oder Galerien sein, wie es hieß. So würden Orte wie Bauernhöfe, Gärten oder Kirchen zeitweise zu Kunsträumen.
Seine Premiere feierte "Wagen & Winnen" im September 2013, damals mit 16 beteiligten Orten, 25 Ausstellungen und etwa 80 Künstlerinnen und Künstlern. 2020 habe sich die zuvor ausschließlich in der Altmark beheimatete Veranstaltungsreihe in das angrenzende Wendland ausgedehnt. Dort gibt es mit der "Kulturellen Landpartie" ein ähnliches, aber längeres Festivalformat, das zwischen Himmelfahrt und Pfingsten veranstaltet wird. (dpa)
"Wagen & Winnen", länderübergreifendes Festival, verschiedene Orte in der Altmark und Wendland, bis 14. September
"Galerie geöffnet" steht auf einem Schild bei einem Kunstfestival
Pariser Plakatkunst in Apolda
Mit Plakatkunst im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts beschäftigt sich das Kunsthaus Apolda Avantgarde in einer neuen Ausstellung. Darin werden 59 großformatige Plakate gezeigt, die die Entwicklung dieser Kunstform und die gesellschaftlichen Veränderungen jener Zeit spiegeln, wie die Veranstalter mitteilten.
Einer der prägendsten Vertreter war Henri de Toulouse-Lautrec, es werden aber auch Arbeiten von Alfons Mucha (1860–1939), Jules Chéret (1836–1932) und Théophile-Alexandre Steinlen (1859-1923) gezeigt.
Innovationen in Drucktechnik und Design machten Plakate im 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Medium der Massenkommunikation, was sich nicht zuletzt in der Werbung widerspiegelte. Die Lithografie entwickelte sich in jener Zeit zu den am meisten angewandten Druckverfahren.
Zugleich habe die Dynamik des Lebens auf den Straßen der französischen Metropole eine neue klare Bildsprache erfordert, die das Anliegen der Werbung auch im Vorübereilen vermitteln konnte, so die Veranstalter.
Die in Apolda gezeigten Arbeiten stammen aus dem Museum für Gestaltung Zürich, das über eine der weltweit größten Sammlungen an Plakaten verfügt. Zu sehen sind sie bis zum 14. Dezember. (dpa)
"Paris - Die Stadt des Entertainments", Kunsthaus Apolda Avantgarde, Apolda, bis 14. Dezember
Günter Fruhtrunk in Berlin
Kein Erbe, keine Familiensammlung stand im Hintergrund, als Walter Storms im Jahr 1977 seine erste Galerie in einem Hinterhof der Münchener Kaulbachstraße eröffnete, sondern allein seine Leidenschaft für die Kunst. Durch engen persönlichen Kontakt zu seinen Künstlern und mit dem geschulten Blick des Kunsthistorikers baute der gebürtige Rheinländer eine der wichtigsten Adressen für zeitgenössische Kunst in München auf, mit Schwerpunkt auf Zero, Konzeptkunst, konkrete Malerei und Skulptur. Zur Berlin Art Week eröffnet Walter Storms jetzt eine hauptstädtische Dependance in den Mercator Höfen, dem Galerien-Hotspot an der Potsdamer Straße. Und legt dort mit einer konzentrierten Werkschau von Günter Fruhtrunk gleich mal hochkarätig los.
"Günter Fruhtrunk: Zentrale Bilder 1952–1982", Walter Storms Galerie, Berlin, bis 31. Oktober
Art Week in Berlin
Die Berliner Art Week stimmt diese Woche wieder auf den Kunstherbst ein. Mehr als 100 Museen, Sammlungen und Galerien machen von Mittwoch bis Sonntag mit. Der Festivaltreffpunkt Berlin Art Week Garten zieht an den Hamburger Bahnhof. Außerdem kann man dort den Künstler Petrit Halilaj entdecken, dessen Werk eng mit der Geschichte seiner Heimat, dem Kosovo, verbunden ist.
Im Programm der 14. Kunstwoche mit mehr als 300 Veranstaltungen finden sich Routen durch Charlottenburg, Mitte, Schöneberg, Moabit, Wedding, Kreuzberg und Neukölln. Auch abseits des Trubels, von Dahlem bis Lichtenberg, gibt es eine Route zu Kunstinstitutionen, Privatsammlungen und Projekträumen. Bekannte Namen finden sich ebenfalls: Gisela Getty widmet sich in einer Fotoausstellung dem letzten Lebensjahr ihrer Zwillingsschwester Jutta Winkelmann, einer prominenten Figur der 1968er-Bewegung.
Der als Berghain-Türsteher bekannte Fotograf Sven Marquardt zeigt seine Arbeiten mit dem Titel "Disturbing Beauty". Performance-Reihen locken mit Joan Jonas, Issac Chong Wai, Yoko Ono und anderen bei "Perform!" etwa in die Neue Nationalgalerie.
Kultursenatorin Sara Wedl-Wilson sieht Berlins kulturelle Vielfalt in der Art Week vereint: "Mich begeistert, dass hier nicht nur die großen Namen repräsentiert sind, sondern auch unerwartete Orte und neue Stimmen dazugehören – die Berlin Art Week bringt sie alle zusammen und gibt ihnen eine Bühne, die über Berlin hinaus strahlt." (dpa)
Berlin Art Week, verschiedene Orte, Berlin, bis 14. September
Immer dem gelben Punkt nach: Noch bis Sonntag läuft die Art Week in Berlin
49 Stunden ICC in Berlin
Das ICC Berlin gilt als größter Lost Place der Hauptstadt: An diesem Wochenende können Interessierte das stillgelegte Kongress-Zentrum besichtigen. "49 h ICC" heißt das Projekt, das neben Architekturführungen und Zeitzeugengesprächen auch sportliche Aktivitäten wie Yoga, Cycling und Running sowie Lichtschwert-Workshops bietet. Auch Filmvorführungen stehen auf dem Programm. Die kostenlosen Tickets für Führungen sind laut dem Veranstalter Visit Berlin bereits ausgebucht. Es sind aber im Internet noch Karten für kostenpflichtige Angebote erhältlich.
Das ICC gilt als eines der größten Kongresshäuser der Welt. 2014 wurde sein Betrieb eingestellt. 2021 und 2022 öffnete das Gebäude erstmals für Kulturveranstaltungen. Bei der ersten kostenfreien Öffnung 2023 war das Gebäude 48 Stunden lang für eine breite Öffentlichkeit zugänglich. Mehr als 30.000 Besucher sicherten sich laut Visit Berlin damals ein Ticket. In diesem Jahr wird die Aktion auf 49 Stunden ausgeweitet.
Christoph Rauhut, Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamtes Berlin, bezeichnet das ICC als "bedeutendstes Zeugnis der High-Tech-Architektur in Deutschland". Es sei ein Glücksfall, dass das Gebäude mit seinen Farben, Materialien, Kunstwerken und Ausstattungsgegenständen noch so komplett erhalten sei.
Laut Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) soll das ICC auch in Zukunft erhalten werden. Dazu läuft demnach gerade ein internationaler Konzeptwettbewerb, mit dem die besten Ideen zur Sanierung und Nutzung gesucht werden. Auch in der Vergangenheit wurden schon verschiedene Ideen vorgestellt.
Der wuchtige Bau an der Stadtautobahn war 2014 nach 35 Jahren geschlossen worden. Moderne Neubauten, die mehr Flexibilität und geringere Betriebskosten boten, hatten dem ICC Konkurrenz gemacht. Auch der Sanierungsbedarf des stark asbestbelasteten ICC wuchs, und die hohen Instandhaltungskosten setzten dem Gebäude zu. Über die Zukunft des Baus wird seit Jahren in der Stadt diskutiert. (dpa)
"49 h ICC", ICC, Berlin, bis 14. September
Das Berliner ICC mit dem alten Funkturm in Charlottenburg
Clara Bahlsen in Berlin
Wut ist ein Gefühl, das selten gezeigt werden darf – schon gar nicht von Frauen. Die Berlinerin Clara Bahlsen, geboren 1978, macht daraus Bilder. In ihrer Serie "Magical Rage" verwandelt sie Alltagsobjekte in fotografische Stillleben, die aussehen wie kleine Bühnen für verdrängte Emotionen. Dazu schreibt sie Texte, die von familiären Dynamiken erzählen, von unterschwelligen Vorwürfen und Momenten, die eigentlich niemand ansprechen will. Rage, die nicht laut wird, sondern sich in präzisen Arrangements niederschlägt.
Die Ausstellung ist gleichzeitig Auftakt für ein neues Kunst-Kapitel in Berlin: Aus dem Off-Space Villa Heike wird ein Kunstverein. Das denkmalgeschützte Haus in Lichtenberg versteht sich nun als Plattform für zeitgenössische Kunst, die Barrieren abbauen will – und mit einem Fokus auf das "technische Bild" ansetzt, also auf jene Bilder, die unsere Gegenwart prägen, ob wir wollen oder nicht. "Magical Rage" könnte da gut passen: eine Schau, die zeigt, wie persönliche Gefühle in gesellschaftliche Fragen kippen können.
Clara Bahlsen "Magical Rage", Villa Heike, Berlin, bis 18. Oktober, Eröffnung: 13. September, 17 Uhr
Clara Bahlsen "Knappe Angelegenheit" aus der Serie "Magical Rage", 2025
Wolkenkunst in Emden
Sie floaten leicht dahin oder verdüstern bedrohlich den Himmel. Wolken spiegeln unsere Stimmungen und inspirieren seit Jahrhunderten die Kunst. Waren sie früher göttliche Zeichen oder standen für Naturschönheit, Vergänglichkeit und Sehnsucht, lassen sich Wolken inzwischen auch mit Klimawandel, Umweltkrise und Krieg assoziieren.
Die Kunsthalle Emden widmet dem Thema eine Ausstellung mit Werken aus verschiedenen Epochen und Gattungen, von der klassischen Landschaft bis zur zeitgenössischen Installation. Über 30 Kunstschaffende aus 150 Jahren Wolkenkunstgeschichte sind vertreten, darunter Jean Arp, Sven Drühl, Almut Linde, Bjørn Melhus, Yoko Ono, Alexander Rodtschenko, Ugo Rondinone, Valentin Ruths, Michael Sailstorfer, Nedko Solakov, Nasan Tur und Félix Vallotton.
"Dem Himmel so nah. Wolken in der Kunst", Kunsthalle Emden, bis 2. November
Kunst-Tombola in Leipzig
Das Leipziger Spinnereigelände ist eine gelebte Utopie: 120 Künstlerinnen und Künstler haben hier ihre Ateliers, dazu kommen 14 Galerien, das Kunstzentrum Halle 14, Design, Schmuck, Mode, ein Künstlerbedarf, ein Theater, Pensionszimmer, ein Café mit Garten und ein eigenes Kino. In diesem Jahr feiert das außergewöhnliche Projekt sein 20-jähriges Bestehen - und will zum Herbstrundgang auch andere beschenken.
Unter dem Titel "200 x 200" findet am Samstag, 13. September, eine Kunst-Tombola statt. Deren Erlös soll Demokratie-Initiativen in Sachsen zugutekommen, die in Zeiten einer erstarkten AfD besonders gebraucht werden, die jedoch von Kürzungen der Landesfördermittel betroffen sind. 200 Künstlerinnen und Künstler, darunter bekannte Namen wie Norbert Bisky, Riccarda Roggan und Clemens von Wedemeyer, haben jeweils ein Werk für den guten Zweck gespendet. Dazu gibt es genauso viele Lose für 200 Euro das Stück. Wer mitmacht, gewinnt also sicher doppelt. Er oder sie geht mit einem Kunstwerk nach Hause und hat einen kleinen Schritt für mehr Demokratie getan.
Kunst-Tombola, Halle 14, Spinnereigelände, Leipzig, Samstag, 13. September, ab 11 Uhr
Do Ho Suh in London
Was ist Heimat – ein Ort, ein Gefühl, eine Idee? Der in Korea geborene und in London lebende Künstler Do Ho Suh wurde durch maßstabsgetreue und transparente Nachbildungen von Wohnungen, Fluren und Häusern bekannt. In der Soloschau der Londoner Tate Modern kann das Publikum seine berühmten textilen Architekturen durchschreiten – darunter lebensgroße Duplikate seiner Wohnungen in Seoul, New York und London. Außerdem sind frühe Installationen, fragile Zeichnungen und Videos von Do Ho Suh zu sehen.
"Do Ho Suh: Walk The House", Tate Modern, London, bis 26. Oktober
Glaskunst in Maiersreuth
Glas kann vieles sein: zart und hart, zerbrechlich oder robust, voluminös oder flach. Wie vielfältig das Material in der Kunst und im Kunsthandwerk eingesetzt werden kann, zeigt die Ausstellung "The Other Touch - Glass" im Kulturort Badehaus in Maiersreuth in der Oberpfalz. Zu sehen sind Werke von vier Künstlerinnen: Veronika Beckh, Louise Lang, Mad C und Margot Luf.
Einige der Werke sind in Zusammenarbeit mit der traditionsreichen Glashütte Lamberts im benachbarten Waldsassen entstanden. So soll nicht nur das Glasmacherhandwerk gewürdigt werden, das 2023 zum europäischen immateriellen Kulturerbe erklärt wurde, sondern auch das Zusammenwirken von Kunst und Handwerk. Das Ganze findet außerdem an einem außergewöhnlichen Ort statt. Der umgenutzte Gebäudekomplex umfasst eine Badehalle, ein ehemaliges Schulhaus – jetzt Gästehaus –, und eine parkähnliche Außenanlage.
"The Other Touch - Glass", Badehaus Maiersreuth, 14. September bis ...