Zukunftsfestival in Berlin
Die Neue Nationalgalerie in Berlin präsentiert ein weiteres Mal das "Festival of Future Nows". Dabei soll sich das Kunstmuseum von Freitag bis Sonntag in ein offenes Feld für künstlerische Begegnungen, Experimente und Visionen verwandeln, wie die Neue Nationalgalerie ankündigte.
Beteiligt sind viele Künstlerinnen und Künstler sowie Kollektive. Zum Festivalprogramm gehören unter anderem Performances, Happenings, Klang- und Soundarbeiten, Choreografien, Tanz und Workshops im Innen- und Außenbereich des Museums. Schon von Weitem setzt das Festival ein sichtbares Zeichen: Im Zuge der Installation "Lachen ist verdächtig" des Künstlers Fabian Knecht hängen Tarnnetze vom Dach bis zum Boden der Terrasse der Neuen Nationalgalerie.
Eröffnet wird die inzwischen dritte Ausgabe des Festivals am Freitagabend um 19 Uhr. Bis Mitternacht sollen Besucherinnen und Besucher anschließend Gelegenheit haben, sich umzusehen. Die weiteren Öffnungszeiten sind Samstag von 10 Uhr bis Mitternacht und Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
Erstmals wurde das Festival 2014 organisiert; ebenfalls in der Neuen Nationalgalerie. Damals noch vor der Generalsanierung. Die zweite Ausgabe folgte 2017 im Hamburger Bahnhof, mit der dritten kehrt es nun an seinen Ursprungsort zurück. Das Festival ist ein Kooperationsprojekt der Neuen Nationalgalerie – Stiftung Preußischer Kulturbesitz und dem Institut für Raumexperimente. (dpa)
"Festival of Future Nows", Neue Nationalgalerie, Berlin, bis 2. November
Gespräch zu den "Fünf Freunden" in Berlin
Die Ausstellung "Fünf Freunde" im Museum Ludwig in Köln erzählt von einem der prägendsten Netzwerke der Nachkriegskunst: John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly. Sie zeigt, wie Freundschaft, Intimität und queeres Begehren in einer Zeit politischer Repression zu treibenden Kräften einer neuen künstlerischen Praxis wurden.
Im Salon der Architektur- und Urbanismus-Zeitschrift Arch+ in Berlinspricht das kuratorische Team der Ausstellung, Yilmaz Dziewior und Kerstin Renerig, mit Anh-Linh Ngo über den Entstehungsprozess, den Geist des Black Mountain College und die Frage, was ein queeres Lesen der Moderne heute bedeutet.
"Fünf Freunde. Netzwerke, Räume, Resonanzen", Arch+ Salon, Berlin, 31. Oktober, ab 19 Uhr
Carolyn Brown, Merce Cunningham, John Cage, Doris Stockhausen, David Tudor, Michael von Biel, Steve Paxton, Karlheinz Stockhausen und Robert Rauschenberg während der Welttournee der Merce Cunningham Dance Company, 1964
Kunst und Duft in Düsseldorf
Düfte im Kunstmuseum – das scheint auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen. Denn Gerüche sind ja unsichtbar. Der Kunstpalast in Düsseldorf wagt dennoch das Experiment und zeigt die Ausstellung "Die geheime Macht der Düfte" (bis 8. März 2026). Die Schau soll die Bedeutung von Aromen in Religion, Politik, Kunst, Konsum und Wissenschaft beleuchten.
Dabei gibt es viel zu schnuppern, aber auch zu sehen – und manchmal stinkt es auch. Der Rundgang führt durch die Sammlung des Kunstmuseums mit Werken aus mehr als 1000 Jahren Kunst- und Kulturgeschichte. Dazwischen wurden rund 30 Duftstationen aufgebaut, an denen Parfums, der Wald, aber auch Krieg und sogar der Weltraum erschnuppert werden können.
Die Geruchsreise beginnt mit der Jahrtausende alten religiösen und heilenden Bedeutung von Essenzen. Sie führt über die opulente Duftkultur der europäischen Höfe des Barock bis hin zu Dior und Calvin Klein. Die feine Nase wurde einst zum sozialen Unterscheidungsmerkmal – ein Phänomen, das bis in die heutige Markenwelt reicht.
Neue Anwendungsfelder im Bereich der Medizin, im Marketing oder auch in virtuellen Realitäten zeigen, welche Rolle Gerüche aktuell spielen. So wird etwa das Duftmolekül Iso E Super vorgestellt, bei dem es sich nicht etwa um eine Benzinsorte handelt, sondern um einen schillernden Duft, der seine Träger angeblich attraktiver wirken lässt.
Kunstpalast-Direktor Felix Krämer sieht die Duftausstellung als einen Beitrag zur Öffnung des Museums: "Sie spricht neue Zielgruppen an, verbindet Disziplinen und bezieht ein zentrales Sinnesorgan in den Museumsbesuch mit ein, das hier sonst in der Regel zu kurz kommt", erklärte er. Kuratiert wurde die Ausstellung von dem Experten für Duftmarketing Robert Müller-Grünow, der auch ein Buch über die Macht der Düfte verfasst hat. (dpa)
"Die geheime Macht der Düfte", Kunstpalast, Düsseldorf, bis 8. März 2026
Duftstation im Kunstpalast Düsseldorf
Zeitgenössische Kunst zu Hofe
Die Berliner Kwadrat Galerie lädt am Sonntag zur Premiere von "Kwadrat Royal" ins bayrische Schloss Eyrichshof bei Ebern. Im historischen Ambiente des Blauen Salons treffen Werke von Künstlerinnen und Künstler wie Alicja Kwade, Anselm Reyle, Jonathan Meese, Gregor Hildebrandt und Caro Jost auf stuckverzierte Decken und ehrwürdige Gemäuer. Der ungewöhnliche Dialog zwischen Gegenwartskunst und Schlossarchitektur verspricht reizvolle Kontraste und neue Perspektiven. Während des Kulturfests "Winterszeit" vom 6. bis 9. November ist die Ausstellung erneut zu sehen – flankiert von Lichtshows, Konzerten und einem Markt im festlich illuminierten Schlosspark.
"Kwadrat Royal", Schloss Eyrichshof, Ebern, Vernissage 2. November, 13–19 Uhr, dann wieder 6. bis 9. November
Installationsansicht "Kwadrat Royal" mit Werken von Anselm Reyle (links) und Jonathan Meese
Die Sammlung Miettinen in Helsinki
In Deutschland ist die Sammlung des finnischen Unternehmers Timo Miettinen längst eine feste Größe in der zeitgenössischen Kunstlandschaft. In diesem Jahr waren die Werke nicht nur in Miettinens eigenen Ausstellungsräumen in Berlin-Charlottenburg zu sehen, sondern auch im Schloss Sacrow und in der Sammlung Philara in Düsseldorf.
Passend zu seinem 70. Geburtstag bekommt der Sammler nun einen großen Auftritt in seiner finnischen Heimat. Kuratiert von Linda Peitz und Florian Peters-Messer, werden in der Kunsthalle Helsinki 150 Werke zu den Themen Landschaft, Natur und Intimität gezeigt. Dabei sind international bekannte Namen wie Amoako Boafo, Etel Adnan und Louise Bourgeois, aber auch finnische Künstlerinnen wie Elina Brotherus, Artor Jesus Inkerö und Ville Kylätasku, die sozusagen ein homecoming erleben.
"Miettinen Collection: I will look into the earth", Taidehalli, Helsinki, bis 11. Januar 2026
Anys Reimann "Black Plateau VII", 2024
Autodidakten der Avantgarde in Köln
Wie begegnen sich ein moderner Architekt und ein spätberufener Maler? Die Sammlung Zander in Köln widmet ihre neue Ausstellung der außergewöhnlichen Freundschaft zwischen Le Corbusier und dem französischen Autodidakten André Bauchant. Der Architekt entdeckte den ehemaligen Gärtner 1921 auf dem Pariser Salon d’Automne – und war fasziniert von dessen ungeschultem Blick. Bauchant, der erst mit 40 Jahren zu malen begann, schuf poetische Landschaften, Porträts und Szenen aus Mythologie und Religion. Die Schau, kuratiert von Regina Barunke, zeigt Gemälde aus der Sammlung Zander und der Fondation Le Corbusier sowie Briefe und Dokumente dieser besonderen Beziehung. Die Ausstellung eröffnet einige Tage vor der Kunstmesse Art-Cologne, wo das Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung in diesem Jahr Charlotte Zander eine Ausstellung widmet.
"André Bauchant / Le Corbusier. Autodidakten der Avantgarde", Sammlung Zander, Köln, ab 1. November
Le Corbusier in seiner Wohnung vor André Bauchants "L’Assomption de la Vierge" (1924), 20 rue Jacob, Paris, 1928. Fotograf: unbekannt
Museumsrückkehr in Schwerin
Mit 400 Quadratmetern zusätzlicher Ausstellungsfläche und einem modernisierten Konzept mit digitalen und interaktiven Angeboten wird das Staatliche Museum Schwerin nach vierjähriger Bauzeit wiedereröffnet. Zehn Millionen Euro flossen in die Sanierung, wie eine Sprecherin mitteilte. Davon habe die Dorit & Alexander Otto Stiftung aus Hamburg 7,5 Millionen Euro übernommen, den Rest bezahlte das Land.
Damit übersteigen die Kosten die ursprünglichen Planungen deutlich. Als das Haus, das vor allem für seine Sammlung von Gemälden aus dem "Goldenen Zeitalter" der holländischen Malerei im 17. Jahrhundert bekannt ist, im Oktober 2021 geschlossen wurde, waren 6,25 Millionen Euro veranschlagt worden. Davon wollte die Otto-Stiftung fünf Millionen bezahlen und das Land 1,25 Millionen Euro.
Unter anderem wurden die historischen Böden, Decken und Wände im Erdgeschoss wiederhergestellt und der Eingangsbereich neugestaltet. Außerdem erhielt das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert neue Elektrik und Sicherheitsanlagen. Depots wurden zu Ausstellungsflächen umgestaltet. Rund 500 Kunstwerke sollen künftig zu sehen sein, von Gemälden über Skulpturen bis hin zu Münzen.
Der Bau dauerte ein Jahr länger als geplant. Als Grund wurden nötige Umplanungen infolge des Schweriner Unesco-Welterbes genannt. Ein ursprünglich geplantes neues Treppenhaus außen am Museum hätte den Welterbe-Status demnach in Gefahr gebracht. Schwerin erhielt den begehrten Status für sein Residenzensemble, zu dem das Museumsgebäude gehört, im Sommer 2024.
Die nächsten vier Jahre soll der Eintritt ins Staatliche Museum Schwerin frei sein. Die ersten beiden Jahre würden von der Otto-Stiftung finanziert, die beiden weiteren Jahre durch das Land, hatte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) vor einem Jahr gesagt. Danach soll der Versuch ausgewertet werden. Ziel sei es, den Zugang zum Museum und seinen kostbaren Sammlungen barriereärmer zu machen. (dpa)
Eröffnungswochenende, Staatliches Museum Schwerin, bis 2. November
Das frisch renovierte Staatliche Museum in Schwerin
Kunst im Atomkraftwerk in Stade
Das Kernkraftwerk Stade wird mit einem Kunstprojekt verabschiedet, ein Zwischenlager für die Abfallprodukte bleibt. Die markante Kuppel ist beim bisherigen Rückbau nicht zerstört worden. Sie ist sogar begehbar und wird nun zur Kulisse für einen einzigartigen Schlussakkord. Unter dem Titel "Orbitale – ein kunstvoller Abschied vom Kernkraftwerk Stade" gestalten die Künstler Gudrun Barenbrock und Sebastian Gramss das Innere der Reaktorhülle in einen audiovisuellen Erlebnisraum. In ihm sollen sich Bild und Klang mit der industriellen Struktur verbinden.
Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies sagte zum Beginn der "Orbitale" in dem ehemaligen Kernkraftwerk, die Konsequenz, mit der der Rückbau vorangetrieben werde, sei absolut richtig. Mit der gleichen Konsequenz müsse sich Deutschland auch mit der Frage beschäftigen, wo der Atommüll bleibe. "Da müssen wir eine Antwort geben, die ist schmerzhaft und die ist schwierig, aber wir müssen sie geben", sagte der SPD-Politiker. Der Rückbau in Stade soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Auf viele Jahre wird jedoch ein Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle bestehen bleiben.
"Für Stade ist das ein kleiner Abschied, weil das AKW auch ein Symbol für den wirtschaftlichen Aufschwung am Industriestandort war", sagt Stadtrat Carsten Brokelmann. 1972 ging das Werk in Betrieb, 2003 war es eines der ersten, das in Deutschland abgeschaltet wurde. "Für die älteren Stader wird etwas Vertrautes verschwinden", sagt Brokelmann. "Wir haben 30 Jahre in guter Nachbarschaft mit dem AKW gelebt, es ist seit 20 Jahren nicht in Betrieb. Ich weiß gar nicht, wie vielen bewusst ist, dass es ein Zwischenlager gibt."
Es ist der erste kommerziell genutzte Druckwasserreaktor Deutschlands, dessen Gebäude vollständig zurückgebaut wird, wie die Stadt Stade mitteilte. Am letzten Oktoberwochenende bis zum 2. November ist das Projekt Teil der erstmals stattfindenden Woche der Industrie in der Hansestadt.
"Die Kunstinszenierung 'Orbitale' ist auch aus touristischer Sicht ein Highlight: eine beeindruckende audiovisuelle Inszenierung, die Kunst, Technologie und Wissenschaft vereint, den Abschied von einem Stück Stader Geschichte markiert und den Blick nach vorne richtet", sagt Andreas Schäfer, Geschäftsführer der Stade Marketing und Tourismus GmbH. (dpa)
"Orbitale – ein kunstvoller Abschied vom Kernkraftwerk Stade", Atomkraftwerk Stade, bis 2. November, zur Buchung von Führungen geht es hier
Im Inneren der Reaktorhülle des Kernkraftwerks Stade ist die Kunstinszenierung "Orbitale" zu sehen
Biennale in Taipeh
Angesichts von Kriegen, Katastrophen und zerfallenden Demokratien scheint uns die Zukunft abhandengekommen zu sein. Die 14. Taipeh-Biennale reagiert mit dem Titel "Whispers on the Horizon".
Die von Sam Bardaouil und Till Fellrath, den Direktoren des Hamburger Bahnhofs, kuratierte Ausstellung im Taipei Fine Arts Museum erspürt vorsichtigen Optimismus, keinen Ruf, aber vielstimmiges Flüstern. Sie zeigt vor dem Hintergrund der von Kolonialherrschaft, Identitätswandel und politischer Transformation geprägten Geschichte Taiwans, dass kollektive Sehnsucht nach gesellschaftlicher Veränderung durch die Jahrhunderte, über kulturelle und politische Umbrüche hinaus nachhallt. Dafür setzten die Kuratoren zeitgenössische Werke mit historischen Gemälden aus der Sammlung des Museums aus dem frühen 20. Jahrhundert in Dialog. Eingeladen wurden 54 einheimische und internationale Künstler und Künstlerinnen, die Hälfte von ihnen ist unter 40.
33 zum Teil monumentale Auftragswerke und ortsspezifische Installationen setzen sich mit der einzigartigen Architektur und dem Kontext des Museums auseinander. So zeigt der thailändisch-amerikanische Videokünstler Korakrit Arunanondchai seine jüngste Arbeit "Love after Death", in der es um Affen, Geister und Visionen des Jenseits geht. Die serbische, ebenfalls in New York lebende Künstlerin Ivana Bašić, die mit ihren humanoiden, Cyborg-artigen Skulpturen bekannt wurde, wird eine neue Installation beisteuern. In der Ausstellung sind Stars wie Mona Hatoum vertreten, aber auch die junge taiwanesische Szene und neue globale Positionen. Etwa die Inderin Rohini Devasher, die sich mit Astronomie beschäftigt, oder die aus Bangladesch stammende, in London lebende Rana Begum, die mit geometrisch-abstrakten Skulpturen aus buntem Plexiglas bekannt wurde.
Auch wenn Installationen wie "Still My Eyes Water" des libanesischen Künstlers Omar Mismar auf die Auslöschung von Natur, Kultur und Erinnerung in Palästina eingehen, verzichtet diese Biennale auf eindeutige politische Statements. Stattdessen wurde eine Ausstellungsarchitektur aus transparenten, in Farbverläufen eingefärbten Stoffen geschaffen, die Horizonte andeuten, das Licht filtern, Kunstwerke und Besucher in Erscheinungen, Schatten, Reflexionen verwandeln. Ob diese assoziative, poetische Ausrichtung Aufbruch verheißt oder zur Echokammer gerät, wird sich zeigen.
"Whispers on the Horizon", 14. Taipeh-Biennale, 1. November bis 29. März 2026
Kiriakos Tompolidis "Journaling", 2024
Artissima in Turin
Kunstmessen ähneln immer mehr kuratierten Ausstellungsprojekten, die Themen wie Klima, Identität oder Demokratie bearbeiten. Einer der Vorreiter dieses kuratorischen Messemodells ist die Artissima in Turin, die jetzt ihre 32. Ausgabe präsentiert. Trotz Teilnehmern aus allen Kontinenten ist sie immer auch ein italienisches Event – experimentierfreudiger, stylisher und intellektueller als viele ihrer europäischen Nachbarn. Hinzu kommen fantastische Förderprogramme für junge Galerien und der Diana-Bracco-Preis, mit dem herausragende Galeristinnen ausgezeichnet werden. In der Jury sitzt 2025 die Künstlerin Monica Bonvicini.
Das Motto der diesjährigen Messe lautet "Operating Manual for Spaceship Earth". Der Titel bezieht sich auf das 1969 erschienene Buch des Künstlers, Designers und Philosophen R. Buckminster Fuller (1895–1983). Darin formulierte Fuller – ganz im Geist der Moderne – ein Plädoyer für interdisziplinäres Handeln, utopisches Denken und globale Perspektiven. Es geht also darum, das Benutzerhandbuch des „Raumschiffs Erde“ in Zeiten multipler Krisen neu zu schreiben.
Die 176 teilnehmenden Galerien kommen aus 36 Ländern auf fünf Kontinenten, mit einem diesjährigen Schwerpunkt auf Osteuropa. Mit dabei sind etwa AV17 (Vilnius), Hunt Kastner (Prag) und Suprainfinit (Bukarest). Zu den etablierten Teilnehmern gehören Thomas Dane (London), Sies + Höke (Düsseldorf), Gregor Podnar und Krinzinger (Wien), Chert Lüdde (Berlin) und Zero (Mailand).
In diesem Jahr sind über 26 Galerien erstmals in Turin vertreten. Wieder gibt es drei kuratierte Sektionen, verantwortet unter anderen von Léon Kruijswijk, Performance-Kurator des Mudam Luxembourg, und Heike Munder, der ehemaligen Direktorin des Züricher Migros Museums.
Darunter die Sektion "Back to the Future", die wegweisende Positionen wiederentdeckt – etwa John Giorno (Brambilla/Presenhuber) oder, etwas frühzeitig, den Maler Erik Schmidt (Krinzinger), dem das Berliner Kindl gerade eine fulminante Werkschau widmet. In der Sektion „Present Future“, die aufstrebende Positionen zeigt, präsentiert Esther Schipper Werke des aus Guadeloupe stammenden Malers Thomias Radin.
In der Sektion "Disegni" (Zeichnungen) sollte man auf keinen Fall die morbiden, großartigen Arbeiten von Chloe Piene bei der Warschauer Galerie Szydlowski und die präzisen Abstraktionen von Dan Walsh bei Tschudi (Zürich) verpassen – nur zwei von vielen Highlights an Bord des Raumschiffs Artissima.
Artissima, Oval Lingotto Fiere, Turin, bis 2. November
Hunt Kastner: JiŘí Thýn "Butterfly of Hope", 2024
Louise Nevelson in Wiesbaden
"Ich möchte Bildhauerin werden, und ich möchte nicht, dass Farbe mir dabei hilft", soll Louise Nevelson schon als junges Mädchen gesagt haben. Konsequent färbte die Künstlerin ihre Assemblagen aus unzähligen Fundstücken später in monochromes Schwarz, Weiß, manchmal Gold.
New York war die Wahlheimat der 1899 in Kiew geborenen Amerikanerin, deren jiddischsprachige Familie vor Pogromen nach Maine geflohen war. Auf ausgedehnten Streifzügen durch die Stadt fand Nevelson die Ausgangsmaterialien für ihre Kunst. Aus einem riesigen Fundus an Objets trouvés entstanden frei stehende Skulpturen und wandfüllende Reliefs, deren monochromer Anstrich Unterschiede tilgen oder verstärken konnte, konzentriert und kribbelig zugleich – eine raumgewordene Energie. 1990 war Louise Nevelsons Werk schon einmal in Wiesbaden zu sehen. Jetzt lädt das Museum Wiesbaden zur Wiederentdeckung einer großen Künstlerin, die neben monumentalen Arbeiten auch fabelhafte kleinformatige Collagen geschaffen hat.
"Louise Nevelson: Die Poesie des Suchens", Museum Wiesbaden, bis 15. März 2026
Louise Nevelson "Night Sun I", 1959