Top-Ausstellungen

Wohin im März?

Ausstellungshinweise aus der Monopol-Redaktion, diesmal für Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Innsbruck, Köln und New York

 
Rineke Dijsktra: „Liverpool“: Für ihre neue Serie, die aus Videos und Porträts besteht, fuhr Rineke Dijkstra nach Liverpool. Dort begleitete sie eine Schulklasse beim Besuch der Tate Liverpool und nahm im zweiten Teil der Serie Clubgänger auf. Die Kinder in ihren Schuluniformen, aber auch die Clubmädchen sind sich ähnlich. Doch beim genaueren Hinsehen fallen Unterschiede auf, wirken ihre Blicke mal ängstlich, mal zuversichtlich, mal selbstverloren. Wie in ihren früheren Reihen gelingt es der niederländischen Fotografin, hochintensive Augenblicke einzufangen: Momente der Wahrheit über diese Jugendlichen und die Welt, die sie geprägt hat.

Galerie Max Hetzler, Berlin, bis 27. März, www.maxhetzler.com


Ana Torfs: „ALBUM/TRACKS A“: Mit ihren Installationen, die aus projizierten, meist schwarz-weißen Bildern und Texten bestehen, vergegenwärtigt und verbindet Ana Torfs historische, politische und literarische Stoffe. Die Arbeit „The Intruder“ bezieht sich auf einen Einakter, den der Dramatiker Maurice Maeterlinck 1890 schrieb. Ein Landsmann der Belgierin übrigens, der im K21 eine erste museale Werkschau eingeräumt wird. Neben früheren Arbeiten wird die Ton-Dia-Installation „Displacement“ gezeigt, eine Art Remake des Rossellini-Films „Viaggio in Italia“, wobei die Bilder des Inselidylls, begleitet von Dialogen eines voneinander entfremdeten Paars, deutliche Spuren militärischer Nutzung aufweisen: Kalter Krieg, erkaltete Liebe.

K21, Düsseldorf, bis 18. Juli, www.kunstsammlung.de


„Nude Visions“: „Der Blick ist die Erektion des Auges“, meint der Pariser Kunsthistoriker Jean Clair. Es geht in der großen Schau über „150 Jahre Körperbilder in der Fotografie“ nicht nur – und manchmal gar nicht – um Erotik. Die mit über 250 Originalfotos, Büchern und Mappenwerken bestückte Ausstellung zeigt den Wandel von Schönheitsidealen und Moralvorstellungen und spürt der stetigen Gratwanderung zwischen Aufklärung, Anregung und Schaulust nach. Die umfangreiche Namensliste reicht von Dieter Appelt bis Willy Zielke, klassische Aktfotos von Edward Weston oder Herbert List sind ebenso vertreten wie neuere von Juergen Teller oder Denis Oppenheim.

Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, bis 25. April, www.mkg-hamburg.de

 
Kirstine Roepstorff: „Illuminating Shadows“: Das Prinzip Collage wird für Kirstine Roepstorff als Mittel für visuelle Essays genutzt. Die dänische Künstlerin untersucht mit ihren Installationen, Objekten und Skulpturen, wie sich die „primären Formen unserer Kultur und unseres kulturellen Erbes (...) in Energien, Materialien oder alltäglichen Gebrauchsgegenständen manifestieren“ (Roepstorff). Für die Doppelschau an zwei Tiroler Ausstellungsorten spielt sie mit dem Thema des Schattens, mit Begriffen des Abwesenden, der Projektion und der verblassenden Erinnerung. Wenn sie außereuropäische Objekte aus dem „Haus der Völker“ in Schwaz in ihre Installationen integriert und diese Kunstgegenstände Schlagschatten werfen lässt, will die Künstlerin damit auch auf koloniale und postkoloniale Machtstrukturen verweisen.

Galerie im Taxispalais, Innsbruck, und Stadtgalerie Schwaz, bis 4. April, www.galerieimtaxispalais.at

 

Uwe Henneken: „Wüstung und Wüste“: So ein Anfang ist, kommt irgendwann das Ende. Der Gedanke vom zyklischen Aufblühen und Verfall von Kulturen zieht sich als roter Faden durch die Arbeit des Malers Uwe Henneken, der auf manchmal atemberaubende Weise mit grellen Farben und „kitschigen“ Bildformulierungen operiert. Die mit neuen Arbeiten bestückte Soloschau „Wüstung und Wüste“ ist seine dritte in der Kölner Galerie Gisela Capitain. Im Ausstellungstitel schwingt etwas von der Paradoxie der Ölbilder mit: „Wüstungen“ sind verfallene Siedlungen, während Henneken die „Wüste“ als Ort des Neuanfangs begreift.

Galerie Gisela Capitain, Köln, bis 10. April, www.galerie-capitain.de


Whitney Biennale 2010: Elf der 55 Künstler stellten in früheren Jahren schon auf der Whitney Biennale aus: So waren James Casebere und George Condo in den 80er-Jahren mehrmals vertreten, Josephine Meckseper vor vier Jahren, Charles Ray ist ein oft gesehener Gast auf der Whitney Biennale. Einmal mehr soll der panorama-artige Überblick über aktuelle amerikanische Kunst gegeben werden. Die Kuratoren Francesco Bonami und Gary Carrion-Murayari „führen die Reflexion darüber fort, inwieweit Kunst durch den besonderen historischen Moment geformt wird, in dem sie kreiert wurde“, wie sie selbst sagen. Der in New York lebende Künstler Piotr Uklanski präsentiert seinen ersten Spielfilm. „Summer Love“ verfrachtet den uramerikanischen Western-Mythos nach Polen, wo Uklanski geboren wurde: Kino, das zugleich ein Stück Appropriation-Art ist.

Whitney Museum of American Art, New York, bis 30. Mai, www.whitney.org

 

Weitere Top-Ausstellungen finden Sie in der März-Ausgabe von Monopol