Kunst zum Thema Abfall

Feinstaub statt Feenstaub

Unsere Erde erstickt im Müll. Unter dem Titel "Zero Waste" machen Künstlerinnen und Künstler das Problem schmerzlich bewusst - und suchen nach Alternativen zur Wegwerfgesellschaft

Wenn der Plastikmüll wieder viel zu schnell überquillt, ist das in erster Linie lästig – kann aber auch als Grund dienen, das eigene Konsumverhalten infrage zu stellen. Eine Notwendigkeit, wenn man bedenkt, was der Mensch tagtäglich an Abfall verursacht. Eine Reihe von Kunstwerken, die eigentlich gerade in der Schau "Zero Waste" im MdbK Leipzig zu sehen sein sollte, zeigt das Thema Müll als globales Problem.

Einen guten Teil des menschlichen Abfalls kann das Auge nicht einmal erfassen - man isst ihn, atmet ihn ein, oder er landet aus westeuropäischer Perspektive am anderen Ende der Welt. Kleinste Partikel von Feinstaub, Gummi und Mikroplastik treiben durch die Atmosphäre und landen selbst in den abgelegensten Ecken des Planeten. 

Dass es nicht nur das direkte Umfeld ist, in dem man Müll erzeugt, zeigt eine Fotografie von Raul Walch: Neben dem Ozean erstreckt sich ein Meer aus Plastik - eigentlich eine Gemüseplantage in Spanien. Die Plastikbrandung breitet sich auf den Ozean aus - und das spanische Gemüse landet dann wiederum in deutschen Einkaufskörben. Die internationalen Künstlerinnen und Künstler kritisieren in ihren Arbeiten den rücksichtslosen Konsum in der globalisierten Welt und wollen seine Konsequenzen aufzeigen: Themen sind zum Beispiel exzessive Müllverbrennung, Schadstoffbelastung in Städten, die rein gewinnorientierte Textil- und Elektroindustrie.

Die Werke zeigen vor allem, wie unterschiedlich die Umweltverschmutzung rund um den Globus in Erscheinung tritt. Von verdrecktem Schnee bis zu vermüllten Landschaften und bedenklicher Luftqualität: Das Leiden des Planeten als menschlicher Lebensraum betrifft allerdings alle Erdenbürger - auch wenn sie es unterschiedlich stark zu spüren bekommen.

Upcycling, Recycling, Minimalismus - alles kann Trend sein

Doch spielen diese vielen unschönen Szenarien nicht die alleinige Hauptrolle in den künstlerischen Positionen: Es soll vor allem auch um die Zukunft gehen. Wie kann der Mensch leben, ohne seiner Lebensgrundlage derart zu schaden? Welche Technologien können uns helfen, welche Lösungsansätze gibt es? Befördert vom Internet kursieren aktuell zahlreiche Trends rund um eine nachhaltigere Lebensweise: Namensgebend für die Ausstellung ist zum Beispiel der "Zero Waste Lifestyle", bei dem man möglichst keinen Verpackungsmüll verursachen soll. Upcycling, Recycling, Minimalismus: Ideen, wie man das Ruder noch herumreißen könnte, gibt es viele zu verhandeln.

Vor allem im vergangenen Jahr - vor der alles verändernden Corona-Krise - wurde dank Initiativen wie Fridays For Future so viel wie lange nicht über die Umwelt diskutiert. Die Handlungen fielen verglichen mit dem Diskurs jedoch mager aus. Die künstlerischen Arbeiten sollen darum die Dringlichkeit eines Umdenkens deutlich machen, sodass das Wissen auch in die Tat umgesetzt wird.

Mit einem Blick auf das eigene Schaffen steht in der Ausstellung auch die Kunstbranche selbst mit ihrem verschwenderischen Umgang mit Ressourcen in der Kritik. Darum soll auch der CO²-Fußabdruck der Schau ausgerechnet werden - wenn das Leipziger Museum wieder öffnen kann. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Ausstellungskataloge sollen dann schließlich genutzt werden, um den Fußabdruck durch das Anpflanzen von Bäumen wieder zu kompensieren.