Zur Helle mit ihm: Die Frankfurter Schirn holt Uwe Lausen aus der Versenkung

Spärliche Beleuchtung aus futuristischen Lampen, dunkelgrüne Tapeten, die niedrige Decke drückt aufs Gemüt: Uwe Lausens Wohnzimmer ist ein düsterer Ort. Dann spricht er aus dem Jenseits: „Mit Unsicherheit leben, mit Sicherheit sterben: Das ist ein ausgewogenes Dasein.“ Und schon sind wir mittendrin im Drama des Künstlers, der sich mit 29 Jahren im Haus seiner Eltern die Pulsadern aufschnitt. Zu seinem 40. Todestag widmet die Frankfurter Schirn dem bisher wenig bekannten Maler nun eine große Überblicksschau – mitsamt nachgebauter Wohnhölle. So wird Lausens Werk eng am Leben und seinen manisch-depressiven Zuständen entlang erklärt.
Das Konzept geht auf. Für Lausen war die kleinbürgerliche Stube der Wirtschaftswunderzeit mit Blümchentapete, Sitzgruppe und psychedelischen Teppichmustern die Widerspiegelung der verkrüppelten Persönlichkeit ihrer Bewohner und damit Keimzelle von gesellschaftlichem Druck und Zwang. Folgen einer solchen Degeneration zeigen Arbeiten wie „Ich liebe das Leben“ oder „Die große Injektion“, in denen Amoklauf, Drogensucht und Selbstmord erschreckend emotionslos und kühl in Szene gesetzt sind.
Neben 50 Gemälden umfasst die Retrospektive ebenso viele Werke auf Papier, Comicstrips, Texte, Aufnahmen mit dem Musiker Hans Poppel und Fotografien der Ehefrau, der Künstlerin Heide Stolz. Aufschlussreich sind auch die frühen Stücke, die – rückläufig gesetzt – die rasante Entwicklung des Autodidakten vom Sampling verschiedener Stilrichtungen (von Francis Bacon, Hundertwasser und Allen Jones bis Gerhard Richter) zum eigenständigen Künstler nachzeichnen.

Erst mit seiner Sprache, einer Kombination aus Pop-Art und figurativem Realismus, gelingt es ihm, die gewaltgeschwängerte Atmosphäre der 60er- Jahre so eindrucksvoll zu visualisieren wie in „Der deutsche Killer“ oder „Der weinende General“: Die Schirn präsentiert Uwe Lausen nicht bloß in der Finsternis seines Wohnzimmers, sondern rückt ihn in auch in das Licht, das ihm gebührt. 

Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, bis 13. Juni